sehr geehrter
herr wöhlert,
interessant,
wie sie eine kritische meinung zu ihrem
artikel herabsetzend als "geschreibsel"
bezeichnen. ähnlich begründet sich
sicherlich auch ihr vorurteil dr. watzal
gegenüber.
sie haben
sich im artikel und ihrem brief
sehr bemüht, ihre vorurteile zu
bestätigen.
ich habe mir
erlaubt, auf ihren brief (nicht
geschreibsel) im anhang eine
antwort (wahrscheinlich wieder für sie
ein geschreibsel) zu geben.
vielleicht
schlagen sie dem "freitag" die floskel
"geschreibsel" als textbaustein vor?
ihre antwort auf meinen leserbrief und
meine antwort darauf erlaube ich mir
auch dem "freitag" als kopie zuzusenden.
vielleicht kann man sich dort eher
gedanken über ihre mitarbeit machen!
Erhard Arendt
Sonnenstrasse 36
44139 Dortmund
Tel. 0231-1858130
Sehr geehrter Herr Dr. Wöhlert,
ich danke Ihnen für Ihre ausführliche
Antwort.
Leider hat sich dadurch bei mir der Eindruck
verstärkt, dass sie mit großen Widersprüchen
mit sich selber leben und leichtfertig
existenzvernichtende Urteile fällen.
Abgesehen von inhaltlichen Fragen. Sie schreiben
zu Recht:
„Es ist gleichfalls
nicht besonders intelligent, dafür aber sehr
bequem, Menschen und Meinungen in Schubladen zu
sortieren.“
Ich denke, da hat einfach jeder eine
kleinere oder größere Anzahl von Schubladen, die
er mehr oder weniger leichtfertig,
verantwortungsbewusst benutzt. In ihrem ersten
Satz schreiben sie schon:
„ich weiß, dass es müßig ist, sich mit Ihrem Geschreibsel
auseinanderzusetzen“. Ist das der Umgang mit Ihren Lesern,
wenn sie abweichende Meinungen haben? Sie haben
neben wenigen Schubladen anscheinend einen
großen Papierkorb, in dem eine
wahrnehmungsfähige Kritik landet. Dann Bravo!!!
Ist das dem „Freitag“ würdig?
Sie schreiben: „Ob und welche Wahrnehmungsstörungen die sog.
Anti-Deutschen haben, interessiert mich nicht.
Ich halte die Deutschland-Halts-Maul-Fraktion
weder für besonders intelligent noch für
maßgeblich.“ Leider irren sie sich. Diese Fraktion, ihr Geist marschiert
zurzeit erfolgreich durch die Institutionen.
Frau Drohsel, JUSO Vorsitzende verbreitet ihn,
durch immer mehr Medien weht ihr Geist. Er
taucht im Bundestag und immer mehr in
eigentlich seriösen Medien auf. Manche (Spiegel)
wurden schon fast übernommen. Es mag ein
Fehlurteil sein, ich glaubte diesen Geist auch
bei Ihnen zu erkennen. Wenigstens haben Sie sich
von ihm beeinflussen lassen.
Sie schreiben:
„Natürlich haben Broder & Co. und Ihre
„Antideutschen“ Recht, wenn sie auf einen
wachsenden Antisemitismus in „der“
muslimisch/arabischen Welt, inklusive der
hiesigen Communties verweisen.“
Sie haben Recht, wie jeder (so auch ich) der
Rassismus, Antisemitismus erkennt, sich dagegen
engagiert, aber nicht gleich demagogisierend wie
Broder und die Antideutschen einen Hammer nimmt
und draufschlägt. Dieses Netzerwerk erkennt
nicht nur, es projiziert hinein, verwandelt
notwendige, begründete Kritik in Antisemitismus,
verwendet einseitige unglaubwürdige Maßstäbe und
vergisst die Ursachen. Dieses Netzwerk baut
Feindbilder auf, anstatt Ausgleich zu finden und
geht inquisitorisch gegen Andersdenkende vor.
Sie schreiben
„ Und wer’s nicht glaubt, möge abends mit einer Kipa auf
dem Kopf durch Berlin-Neuköln laufen. „ Schreiben sie Artikel, die
öffentlich wahrgenommen eine berechtigte,
wirkliche Kritik an Israel beinhalten. Sie
werden nicht lange warten müssen, bis Broder,
Antideutsche, christliche Fundamentalisten und
insbesondere Honestly Concerned über sie
herfallen. Reflexartig wird dort mit der
Antisemitismuskeule gearbeitet. Der „Freitag“
hat sicher einige Erfahrungen damit, das können
sie akzeptieren?
Eines von hunderten Beispielen. Prof. Rolf
Verleger, immerhin Mitglied im Zentralrat der
Juden kündigt ein Buch an. Noch bevor es
erschienen ist, schreibt Sacha Stawski,
„Chefredakteur“ von Honestly Concerned
inhaltlich: „Dieses Buch würde ich nicht einmal
als Toilettenpapier benutzen“.
Broder prügelt in Gossensprache auf
Andersdenkende ein. Das zu kritisieren, nennen
sie „Broder-Bashing“. Sie demaskieren sich
damit…
Sie schreiben: „Wenn Sie allerdings die Einlassungen der Broder Co. für
bare Münze nehmen und nicht für das, was sie
sind, nämlich publizistischen Provokationen und
Überzeichnungen, die dennoch auf einen Kern von
Wahrheit verweisen, dann scheint Ihnen nicht nur
jeder Sinn für Satire, Selbstironie und Humor zu
fehlen“
Nett, wie sie Broder immer wieder verharmlosend
darstellen. Diese „Provokationen und
Überzeichnungen“ bleiben nicht nur Worte, sie
werden zur zerstörerischen rassistischen,
propagandistischen Waffe. Man versucht mit Ihnen
Existenzen, so auch des „Freitag“ zu vernichten.
Ihr Kern ist, wie wir es in unserer unsäglichen
Vergangenheit erlebten purer Rassismus, für
diesen Sinn fehlt mir wirklich „Selbstironie und
Humor“. Noch mehr für ihre Einschätzung. Ist
ihnen nicht bewusst, was sie da schreiben?
Es wird, nicht zuletzt in Palästina, letztlich
auch zum Schaden der Israelis alles in „bare
Münze“ umgewechselt. Diese „bare Münze“ zerstört
Menschenleben, ihre Existenz. Woher nehmen Sie
da noch ihren Humor?
Sie schreiben: „Zu Inhaltlichem: Für jedes Ihrer Zitate, die altvordere
und moderne Zionisten als „Rassisten“
„entlarven“, finde ich Ihnen eines, das genau
das Gegenteil belegt.“
Die Zitate, die Masse an Zitaten, ihre
jahrzehntelange Durchgängigkeit sind eindeutig
rassistisch und belegen ebenso die notwendige
Kritik an dieser Form des realen, politischen
Zionismus wie ebenso der Geist des 3. Reiches zu
verurteilen ist. Dies ignorieren sie und
schreiben:
„finde ich Ihnen eines, das genau das Gegenteil
belegt“. Natürlich hat der
Zionismus viele Gesichter, viele kann ich
anerkennen. Auch ein KZ-Kommandant kann man mit
Sätzen zitieren, die belegen wie Tierfreundlich,
Kinderliebend er war, was für ein guter Ehemann
er war!
Aber dieser praktizierte, handelnde reale
Zionismus ist eindeutig verurteilenswert
rassistisch. Sie bestreiten auch nicht die
Richtigkeit dieser Zitate, verharmlosen aber in
alter Tradition wieder.
Das dies nicht das Existenzrecht Israels
beeinflussen darf, ist selbstverständlich. Wo
wollen sie sich da einordnen?
Sie schreiben: „Wenn Sie ein bisschen im
Freitag-Archiv recherchieren, werden Sie
unschwer erkennen, dass ich die Politik Israels
durchaus kritisch begleitet habe.“
Hier decken Sie selber den Widerspruch auf.
Sie begleiten die Politik Israels. Eine
Politik wie zum Beispiel den
Nationalsozialismus, der letztlich zur
Vernichtung von 6 Millionen Juden geführt hat,
kann man nicht „kritisch begleiten“, man muss
sie „kritisch verurteilen, bekämpfen.
Halbherziges Schweigen und „begleiten“ von
Verbrechen gegen die Menschlichkeit machen uns
Deutsche zu dem, was man uns in der
Vergangenheit zu Recht vorgeworfenen hat, zu
Mitwissern, Täter und Dulder von Unrecht. Ordnen
sie sich wirklich dort ein oder haben sie noch
nicht zu Ende gedacht. Das wäre dann aber Ihr
Problem, nicht das von Dr. Watzal?
„Das ist auch meine Kritik am Kollegen Watzal:
Wer von der „Israelisierung der Welt“ schreibt,
muss wissen, dass er damit eine Chiffre für die
„Verjudung der Welt“ liefert und allen
antisemitischen Klischees Nahrung bietet.“
Das Netzwerk rund um Broder hat keine Probleme
damit in anders gemeinte Aussagen etwas hinein
zu interpretieren. Ja, mehrfach wurden eindeutig
Texte manipuliert, gefälscht präsentiert. Das
sollen sie meinetwegen im stillen Kämmerchen, am
Stammtisch machen. Dies sollte man aber nicht in
alter Tradition benutzen um Existenzen zu
vernichten, dem sollte man sich nicht wie Sie
leichtfertig und unüberprüft anzuschließen.
Wo schreibt Dr. Watzal von der „Verjudung“
das wäre antisemitisch? Sie interpretieren
in anscheinend ihrer Art und Unterstellen diese
Aussage Dr. Watzal. So kann man vortrefflich aus
einem Opfer, dem man kollegial zur Seite stehen
sollte, einen „Täter“ machen.
Israel ist ein Vielvölkerstaat, (auch mit
Arabern und dessen ist sich Dr. Watzal bestimmt
bewusst), ein Staat der durch in seine
staatlichen Handlungen erkennbar ist. Ich will
nicht über die Aussagen von Dr. Watzal
diskutieren. Es ist schlicht und einfach eine
politische, im Text begründete Meinung, die man
teilen kann oder auch nicht.
Seit wann unterstützen sie einen Meinungsterror,
eine Beschneidung der Meinungsfreiheit und
schreiben das zu einer antisemitischen Aussage
um? Sie müssen einiges mit sich selber klären.
Der „Freitag“ sollte es mit Ihnen tun.
Ich stehe in einem Netzwerk, das sich sehr
sorgfältig vom wirklichen Rassismus,
Antisemitismus distanziert sich dagegen seit
Jahrzehnten engagiert. Nicht zuletzt unsere
israelischen, jüdischen Freunde machen uns sehr
direkt darauf aufmerksam, wenn man auf einen
falschen Freund hereingefallen ist, es
Klärungsbedarf gibt. Da gibt es intern immer
wieder sehr intensive, kritische Diskussionen.
Die Menschenjagd gegen Dr. Watzal läuft nun
schon über vier Jahre. Zu keinem Zeitpunkt sah
man in voller Kenntnis seiner Schriften Anlass
ihm Antisemitismus zu unterstellen, man
solidarisierte sich mit ihm. Eindeutig bewegt er
sich für jeden im Rahmen, der eigentlich eher
ehrenwerten notwendigen Kritik an Israel.
Bevor sie so vernichtende Urteile fällen,
verlangt es die Rechtschaffenheit, dass Sie den
Hintergrund eines Menschen wahrnehmen. Dies ist
bei Ihnen nicht zu erkennen. Dies lässt auch ihr
menschenverachtender herabwürdigender
Anfangssatz:
„„ich weiß, dass es müßig ist, sich mit Ihrem Geschreibsel
auseinanderzusetzen“, erkennen. Finden Sie es nicht erschreckend, dass
man mit einem solchen Denken eine bedeutende
politische Funktion ausfüllt?
Schon vor Jahren hat Dr. Watzal auch auf die
Unterstellungen geantwortet und sie aus dem
Textzusammenhang (den man wahrnehmen sollte)
heraus richtiggestellt. Sei es auch nur aus
Unkenntnis, weil sie sich nicht über den
politischen Hintergrund von Dr. Watzal
informiert haben, haben sie und der „Freitag“
sich entweder leichtfertig oder bewusst mit
Ihrem Text einer existenzvernichtenden
Menschenjagd angeschlossen.
Hundertfach kann ich Ihnen belegen, wie dieses
Netzwerk Aussagen bewusst, fälschlich
missversteht, interpretiert um jemanden als
Antisemiten zu diffamieren. Dazu gehören ehrbare
Persönlichkeiten, unserer Öffentlichkeit
wie Rupert Neudeck, Herr Blüm, Prof. Grosser,
Felicia Langer, Jörg Bremer, Herr Leyendecker. Als Zeitungen
die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter
Allgemeine. Jeder, der sich kritisch äußert und
der von Bedeutung ist, wird reflexartig als
Antisemit diffamiert.
Sie schreiben„ Es stimmt darüber hinaus auch
inhaltlich nicht. Denn: Was Ludwig Watzal in dem
Aufsatz als „Israelisierung“ beschreibt und
völlig zu Recht kritisiert, ist weder historisch
neu noch typisch nur für die israelische
Besatzungspolitik. Wenn Ludwig Watzal seinen
Blick über die Nahostregion hinaus schweifen
ließe, würde er sehen, dass er für seine These
der „Israelisierung“ US-amerikanischer
Politik in Lateinamerika und Asien genauso gute
– wenn nicht bessere, meint: schlechtere –
Blaupausen in Gestallt staatlicher
Killerkommandos, illegaler Landnahme etc. pp.
findet.“
Ok, sie vertreten scheinbar eine andere Meinung, schreiben aber
dann wieder:
„Was Ludwig Watzal in dem
Aufsatz als „Israelisierung“ beschreibt und
völlig zu Recht kritisiert (…) dass er für seine
These (…) genauso gute (…) Blaupausen“ finden
kann.“ Bestätigen so auch seine Aussagen.
Wie können Sie dann zu ihrem Urteil kommen?
Sie schreiben in Ihrem Artikel: „Wer sich auf diesem Terrain bewegt,
sollte vorab Grundpositionen geklärt haben.“
Ja, es stimmt, nur haben sie, Dr. Watzal da mit
einbeziehend, in die falsche Richtung
gesprochen. Seine Grundpositionen sind eindeutig
feststellbar, sehr klar und respektabel. Sie
sollten sich nur, bevor sie so belastende
Aussagen machen, einmal bemühen, sie wirklich
wahrzunehmen und nicht die unterstellende,
bösartig-verfälschende Interpretation eines mehr
als fragwürdigen Netzwerkes als Ihre übernehmen.
Das ist nun mal mehr als unredlich und
korrekturbedürftig.
„Wer sich auf diesem Terrain bewegt, sollte vorab Grundpositionen
geklärt haben.“
Ihr Artikel und auch Ihr Brief
demonstriert, dass sie sich leichtfertig weder
der „Grundposition“ von Herrn Dr. Watzal
vergewissert haben, noch das vor allem Ihre
Grundposition nicht geklärt ist. Vor allem
besteht da bei Ihnen und beim „Freitag“
Klärungsbedarf. Vielleicht sollten Sie sich Ihre
Artikel als Brief besser in Ihren Briefkasten
stecken und mit Betroffenheit lesen?
Mit der Veröffentlichung Ihres Artikels hat „Freitag“ gewaltig an
Niveau und Glaubwürdigkeit verloren.
Aber seit Gysis Jubelrede zu Israel und zum
Zionismus scheint auch bei Ihnen das kritische
Denken ausgesetzt zu haben. Keiner von Ihnen
kann den real politischen zionistischen
Rassismus wegdiskutieren. Aber vielleicht
schaffen Sie es ja seine Kritiker nach
antideutschen, christlich fundamentalistischen
Muster zu stigmatisieren. Dann wären wir wieder
bald wieder da, wo wir schon einmal waren. Der
große Knall der von diesen Gruppen
herbeigeschrieben wird, ist dann nur gewaltig
lauter.
Unsere muslimischen Mitbürger haben die
Broders, die Herres und die Stawskis schon dort,
wo die dunkle Epoche unserer Geschichte einst
begann. Wie schrieben Sie richtig: „„Wer
sich auf diesem Terrain bewegt, sollte vorab
Grundpositionen geklärt haben.“
Ihre, die des „Freitag“ die dieser Artikel und
Text erkennen lassen, erschrecken, schockieren
mich.
Mit freundlichen Grüßen
Erhard Arendt |