Sehr geehrte Damen und Herren,
in
Deutschland kann es niemandem unbekannt geblieben
sein, welche Folgen die andauernde Besatzung und
Erniedrigung des palästinensischen Volkes durch die
israelische Besatzung bei den Menschen in Palästina
verursacht.
Die
Bundesrepublik Deutschland, die Gewerkschaften des DGB und
alle verantwortungsbewussten Körperschaften der Gesellschaft
haben in vielen Jahren alles getan, um Israel in
seinem Existenzrecht zu schützen und zu sichern - aus
Kenntnis der Vergangenheit und Verantwortung für die
Zukunft.
Dies hat
Israel nicht gehindert, sich den Forderungen der
Weltgemeinschaft zur Zeit seiner staatlichen Konstitution
und in den Jahren danach zu widersetzen. Alle
Israel/Palästina betreffenden Beschlüsse des
Weltsicherheitsrates wurden missachtet. Die Besatzung und
völkerrechtswidrige Besiedlung, Vertreibungen,
Landaneignungen und Bau der Trennungsmauer auf dem besetzten
Gebiet wurden ununterbrochen fortgesetzt, auch während des
Hoffnung machenden so-genannten Friedensprozess von Oslo .
Selbst mehr als einjährige Unterbrechungen von gewaltsamen
Widerstandsaktionen der unter Besatzung Leidenden haben
niemals zu Einlenken Israels geführt.
Die
Bevölkerung in den besetzten Gebieten leidet unter dem
Besatzungsregime wie nie zuvor. Willkürliche tägliche
militärische Aktionen machen jedes zivile Leben in den
besetzten Gebieten unmöglich. Wirtschaftstätigkeit ist
infolge ständiger Ausgangssperren und unzähliger Checkpoints
nahezu zum Erliegen gekommen. Im Gaza-Streifen ist der
Ausbruch eines Hungeraufstandes nicht mehr
unwahrscheinlich. Selbst unschuldig mit ihren Eltern am
Strand badende Familien sind Ziel von bewussten
Beschießungen.
Dies ist der
Augenblick, in dem Wissenschaftler und Friedensgruppen
in Israel zum Boykott der wissenschaftlichen
Zusammenarbeit mit jenen Wissenschaftlern und Universitäten
im eigenen Land aufrufen, die die andauernde
völkerrechtswidrige Besatzung palästinensischer Gebiete,
sowie die Gebietserweiterungen über Landaneignung,
durch Stillschweigen unterstützen.
Die
Wissenschaftler und Gruppen der Zivilgesellschaft in
Israel tun dies im schmerzlichen Bewusstsein, dass
nur Aktionen "von außen" die eigene Regierung zum Umdenken
veranlassen wird. Kein israelischer Wissenschaftler, hat
sich diesen Aufruf, der ja per se nicht gegen die Interessen
des eigenen Staates gerichtet ist, leicht gemacht. Die
Entwicklung in Südafrika zur Zeit der Apartheid hat gezeigt,
dass solche friedliche Mittel des Protestes Wirkung zeigen.
Die größte
britische Partner-Gewerkschaft der GEW, NATFHE, sowie
zahlreiche britische Akademiker, Juden und Nichtjuden an
führenden britischen Universitäten haben sich nun dem Aufruf
ihrer israelischen Kollegen angeschlossen, um der
israelischen Regierung ein Zeichen zu setzen. Sie
verbinden dies mit einem Aufruf an die Regierung des
befreundeten Landes, Menschenrechte und das Völkerrecht
anzuwenden sowie umgehend die Empfehlungen des IGH im
Haag zum Baustopp der Trennungsmauer umzusetzen.
Führende Studentenvertretungen sind dabei, sich
diesem Boykottbeschluss anzuschließen (siehe folgende
Information).
Deutsche Gewerkschaften, auch die GEW, haben durch
langandauernde Vertrauensarbeit beste Beziehungen zu
israelischen Partnergewerkschaften. Es gibt einen
fruchtbaren Austausch zwischen Wissenschaftlern unserer
Länder. Das muss auch so bleiben. Schließlich wendet sich
keiner der Boykott-Aufrufe gegen den Staat, geschweige denn
gegen die Wissenschaftler in Israel. Allein die
Verantwortung für Menschenrechte und eine notwendige
friedliche Entwicklung ist der Motor für diesen Boykott.
Sehr geehrte Damen und Herrn von der GEW und der
anderen Wissenschaftsgesellschaften, Vereinigungen von
Gebietskörperschaften und Wirtschaftsverbänden, bitte
beachten Sie, in welch erschreckendem Maße in den Jahren
seit der ersten Intifada das Bildungswesen im besetzten
Palästina gelitten hat. Schulen können nicht oder nur sehr
schwer erreicht werden, Universitäten werden am Regelbetrieb
derart behindert, dass die Examina kaum, wenn überhaupt
stattfinden können. Wer einem Volk die Bildung und
Ausbildung verwehrt, fördert damit dessen Untergang. Das hat
uns das Hitler-Regime ab Mitte der 30er Jahre gezeigt, indem
jüdischen Schülern der Zugang zu höheren Schulen und
Universitäten verwehrt wurde und jüdische Professoren von
ihren Lehrämtern entfernt wurden, lange vor dem Genozid an
europäischen Juden.
Ihnen, gerade Ihnen, sehr geehrte Damen und
Herren, mit gefestigten und bewährten Beziehungen zu Ihren
Kolleginnen, Kollegen und Partnern in Israel, fällt darum
für die Situation der Palästinenser, besonders deren
ungehindertem Zugang zu Bildung, eine herausragende Rolle
zu.
Wir rufen Sie darum auf, schließen Sie sich Ihren
britischen Kolleginnen und Kollegen an, zeigen Sie
Solidarität mit jenen Kräften in Israel, denen die
Zukunft dieses Landes als friedlicher Nachbar zu
den Palästinensern am Herzen liegt. Zeigen Sie sich
solidarisch mit Ihren Kolleginnen und Kollegen im belagerten
und besetzten Palästina. Zeigen Sie sich auch solidarisch
mit unseren israelischen Freunden, die Sie und uns zu diesem
Boykott aufrufen. Gerade ihnen gegenüber gilt unsere, Ihre,
Verantwortung. Den Juden Israels die für ihr Handeln die
ganz persönliche Lehre aus der Vergangenheit gezogen haben
"niemals mehr vor Ungerechtigkeit und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit zu schweigen", sind wir Alle Verantwortung
schuldig.
Dies sind Sie wir alle dem ganzen jüdischen Volk in
Israel schuldig. Denn, nur wer den Freund von dem
gefährlichen, den Frieden mit dem Nachbarn gefährdenden Weg
abzubringen bemüht ist, ist ein wahrer Freund. Israel wird
nur in Sicherheit und Frieden leben können, wenn es
Menschen- und Völkerrechte achtet.
Wir, die Unterzeichnenden, bitten Sie darum, geben
Sie ein deutliches Zeichen an die Verantwortlichen
in Schulen, Universiäten und wissenschaftlichen
Forschungseinrichtungen, Einfluss zu nehmen beim Staat und
in der Armee in Israel zur Umkehr. Sie, bewährte Freunde,
werden dort sicher Gehör finden.
Günter Schenk,
Beinheim, Frankreich, "collectif judéo-arabe et citoyen pour la
paix", Strasbourg, Mitglied: D-A-G, SPD, Farrah-France
Claude Grégoire, Esch-Alzette, Grand-Duché de
Luxembourg, CPJPO <
www.paixjuste.cercle.lu >
Claudia
Karas, Frankfurt a.M., Deutschland, Aktionsbündnis für einen
gerechten Frieden für Palästina, Mitglied: D-A-G
Silvia Schueler, Heddesheim, Deutschland
Ellen Rohlfs, Leer, Deutschland, Mitglied der
Deutsch-palästinensischen Gesellschaft und Gush Shalom
Rosemarie zur Nieden, Hattingen, Deutschland,
Freundeskreis Neve Schalom/Wahat Salam
Erhard Arendt, Dortmund, Deutschland, "Das Palästina
Portal" < www-palaestina.arendt-art.de >
Annette Klepzig, Deutschland, Leimen bei Heidelberg,
Evangelische Schularbeit in Palästina
Suhail Jarrar, Dr. med., Paderborn, Deutschland,
Mitglied der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, D-P-G
Rudolf Will, Kath. Geistlicher, Mannheim, Deutschland,
Mitglied der christl.-jüdischen Gesellschaft Mannheim
Winfried Belz, kath. Krankenhausseelsorger,
Wilhelmsfeld, Deutschland, Mitglied Pax Christi
Elisabeth Wöckel, Ansbach, Deutschland, Coordination
de l'Appel de Strasbourg http://www.eutopic.lautre.net/coordination/
Christian Hörstel, München, Deutschland,
Friedenskreis: Iran-Israel-Verantwortung Deutschlands, Beirat
D-A-G
Ruth Asfour, Offenbach am Main, Deutschland
Ute
Guckes, Dortmund, Deutschland, Frauen für den Frieden in der Ev.
Kirche von Westfalen (EKvW)
Sabine
Mosel, Gelsenkirchen, Deutschland, Pfarrerin
John Rose, University Lecturer in Sociology, London,
England
Harald
Niedenzu, Stutensee, Deutschland, Kath. Pfarrer
Eva
Stein, Neustadt-Hambach, Deutschland
Paul Otto Samuelsdorff, Prof.
Dr., Köln, Deutschland
Rainer Fielenbach, Straubing,
Deutschland
Klaus von Raussendorff, Bonn,
Deutschland, Vereinigung für Internationale Solidarität e.V.
Krystina
Schydlo, Essen, Deutschland, Mitglied VerDi,
Deutsch-Palästinensische Gesellschaft (DPG)
Renate
Dörfel-Kellett, Berlin, Deutschland, Musikerin
http://www.musica.tre-fontane.de
Frank Dörfel,
Diplom-Mathematiker, Berlin, Deutschland, Unternehmensberater
für Wissensmanagement
Anis Hamadeh,
Mainz, Deutschland, Publizist, Musiker, Maler http://anis-online.de
Gertrud Nehls,
Hagen, Deutschland
Annette Krings,
Achern, Deutschland
Helmut Krings,
Achern, Deutschland, Pax Christi, IG Bergbau Chemie und Energie
Anton-Guenther
Janßen, Cottbus, Deutschland, Lehrer
Gerlinde
Scherer, Ohlsbach, Menschenrechtsaktivistin, Deutschland
Ruth-Maria
Schmidt, Alt-Mölln, Deutschland, Gymasiallehrerin
Esther Thomsen,
Ahrensburg, Deutschland
Dr. Anneliese
Butterweck, Bergisch Gladbach, Deutschland,
Nahost-Friedenskreis
Josiane
Olff-Nathan, Université Louis Pasteur Strasbourg, France,
Wissenschaftshistorikerin