Dr. Izzeddin Musa
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Frau
Prof. Dr. Johanna Wanka
Präsidentin der KMK
Ministerium für Wissenschaft/Forschung
Heinrich Mann-Str. 107
14473 Potsdam
14.07.2005
Betr.: Israel-Tag;
Ihr Schreiben vom 18. 6. 2005.
Sehr geehrte Frau Professorin Wanka,
haben Sie vielen Dank für die Beantwortung
meines Schreibens durch A. Krill de Capello. Ich möchte zuerst mein
Befremden über dieses Formschreiben zum Ausdruck bringen, das ich
bereits von anderen Beschwerdeführer/innen kannte. Es ist eine
Frechheit, die Bedenken besorgter Bürger und Bürgerinnen auf diese
arrogante Weise abzuweisen. Es handelt sich um ein absolut identisches
Abfertigungsschreiben. Auch den beigefügten „Weimarer Aufruf“ empfinde
ich als Beleidigung, da er nichts, aber auch gar nichts mit den
Einwänden gegen einen so genannten Israel-Tag an deutschen Schulen zu
tun hat. Dieser Aufruf ist ein typisches Dokument politischer
Phraseologie, die so bezeichnend für die deutsche politische Klasse ist.
Sie scheinen wohl zu glauben, Sie könnten die besorgten Muslime, Araber
und Deutschen mit diesen politisch-korrekten Beruhigungsfloskeln ruhig
stellen, um unbesorgter die Unterdrückungspolitik Israels in die Gehirne
deutscher Schülerinnen und Schüler pflanzen zu können.
Mir ist bekannt geworden, dass dieser Pro-Israel-Propaganda-Tag durch
radikale jüdisch-zionistische Organisationen bestritten werden soll. Ist
dies korrekt? An welchem Tag soll diese Propaganda-Veranstaltung
stattfinden? Um welche zionistische Organisationen handelt es sich? Wie
kommen deutsche Kultusbehörden dazu, die Indoktrination deutscher
Schülerinnen und Schüler jüdischen Organisationen zu übertragen? Sind
wir schon eine Bananenrepublik? Soweit mir bekannt ist, haben wir noch
nicht US-amerikanische Verhältnisse erreicht. Oder soll ich mich hier
täuschen? Warum führen Sie nicht auch einen USA-Tag, einen
Südafrika-Tag, einen Australien-Tag, einen Palästina-Tag etc. an
deutschen Schulen ein? Israel ist die letzte brutale Kolonialmacht unter
der Sonne, die seit 38 Jahren meine Landsleute auf das Übelste
unterdrückt und entrechtet. Es zerstört die Lebensbedingungen meines
Volkes und sperrt es in Freiluftgefängnisse ein, und dies im Namen der
so genannten einzigen Demokratie des Nahen Ostens. Und die deutschen
Kultusbehörden fördern diese Menschrechts- und Völkerrechtsverletzungen
auch noch. Welcher Zynismus. Es scheint, als haben Sie aus der
Geschichte nichts gelernt. Ihre Institution solle sich schämen.
Meine Organisation wird mit anderen Einrichtungen eine Kampagne gegen
diesen Tag nicht nur unter den Muslimen, sondern auch unter den
deutschen Staatsbürgern mit dem Ziel starten, diese
Pro-Israel-Entscheidung zu revidieren. Wir werden dazu aufrufen, die
Kinder an diesem Tag nicht in die Schulen zu schicken, um sie vor dieser
Gehirnwäsche und Geschichtsklitterung zu bewahren. Ich kann Ihnen schon
heute versichern, dass meine Kinder an diesen Tag die Schule nicht
besuchen werden.
Es ist ein Skandal, wie willfährig sich deutsche Behörden dem Einfluss
jüdischer Organisationen beugen, die nur die Brutalität und das Unrecht
Israels in Palästina bemänteln wollen. Aber wie die überwiegende
Mehrheit der Deutschen bei der Vernichtung des europäischen Judentums
geschwiegen und weggeschaut haben, so wollen sie die brutale
Vernichtungspolitik Israels gegenüber den Palästinensern nicht
wahrhaben. Der Bau der monströsen Mauer müsste die Deutschen eigentlich
wachrütteln; sie ist viel grausamer als die Mauer durch Berlin – sie war
dagegen eher ein niedliches Bauwerk. Die DDR-Selbstschussanlagen sind in
Israel durch US-amerikanische Hochtechnologie „humanisiert“ worden. Die
Grenze der DDR wurde niemals vom „Internationale Gerichtshof“ in Den
Haag und auch nicht von den Vereinten Nationen als völkerrechtswidrig
verurteilt worden, im Gegensatz zur Mauer in Israel. Vielleicht
überdenken Sie doch noch einmal Ihre langfristig verhängnisvolle
Entscheidung. Sie trägt auf Dauer zur Spaltung der deutschen
Gesellschaft bei, wie ich bereits in meinem Schreiben erwähnt habe. Das
wollen Sie, Israels Interessen dienend, doch in Kauf nehmen?
Mit freundlichen Grüßen
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