26. 1. 2018
Bassem
Al-Tamimi mit dem Avaaz-Team - Liebe
Avaaz-Gemeinschaft, vor einigen Wochen
stürmten Soldaten mitten in der Nacht mein
Haus und zerrten meine 16-jährige Tochter
ins Gefängnis. Jetzt sitzt sie in einer
kalten Zelle.
Ich habe mein Leben dem zivilen Widerstand
gewidmet. Deswegen hält die Armee mein Kind
fest: Sie wollen unseren Willen brechen.
Doch ich bin seit acht Jahren Avaaz-Mitglied
und habe gesehen, was diese Gemeinschaft
alles erreicht, wenn wir gemeinsam gegen
Ungerechtigkeiten aufstehen.
Am 31. Januar geht der Fall meiner Tochter
vor Gericht. Doch Israels Militärgerichte
verurteilen 99% der Palästinenser, selbst
wenn sie Kinder sind. Bitte unterzeichnet
meinen dringenden Aufruf mit nur einem
Klick -- wir überreichen ihn direkt
an Entscheidungsträger aus aller Welt:
Helft mir, meine Tochter Ahed zu
befreien
An Entscheidungsträger aus aller Welt:
„Wir fordern die Freilassung Aheds und aller
palästinensischen Kinder, die zu Unrecht in
Militärgefängnissen sitzen.
Die internationale Gemeinschaft muss der
Inhaftierung und der schlechten Behandlung
von Kindern in diesen Gefängnissen ein Ende
setzen. Wir haben genug.
An Ahed und all die Kinder in
israelischen Militärgefängnissen: Wir stehen
euch zur Seite und tragen euch im Herzen.
Wir geben nicht auf, bis ihr frei seid. Ihr
seid nicht allein."
Helft mir, meine Tochter Ahed zu
befreien
Als ich sie im Gerichtssaal sah, war sie
blass, gefesselt und zitterte. Sie hatte
offensichtlich Schmerzen. Ich wollte weinen,
aber ich konnte nicht. Ich muss stark
bleiben, damit sie stark bleibt.
Dann weigerte sich der Richter, sie gegen
Kaution freizulassen, und nun könnte meine
Tochter mehrere Monate oder Jahre hinter
Gittern verbringen, bevor sie überhaupt
einen Prozess bekommt. Es gibt keinen Grund,
sie so festzuhalten! Sie haben sie
mitgenommen, weil sie einen schwer
bewaffneten Offizier geschlagen hat, nachdem
seine Soldaten ihrem 15-jährigen Cousin ins
Gesicht geschossen und seinen Schädel
zertrümmert hatten. Doch anstatt sich darauf
zu fokussieren, dass ein Minderjähriger
angeschossen wurde, richten sie das
Augenmerk auf meine Tochter und lasten ihr
zwölf Straftaten an.
Seit dem Jahr 2000 sind über 12.000
palästinensische Kinder verhaftet worden!
Egal wie man zu diesem Konflikt steht: Wir
können uns darüber einig sein, dass kein
Kind ohne einen fairen Prozess in ein
Militärgefängnis gesteckt und Misshandlungen
ausgesetzt werden soll.
Ich habe mich persönlich an Diplomaten
gerichtet. Doch meine Stimme ist allein
nicht stark genug. Deswegen bitte ich
euch, mir jetzt zur Seite zu stehen. Wir
wissen, dass die Militärrichter keine
weltweite Aufmerksamkeit wünschen. Und
Israels Politiker möchten nicht, dass
inhaftierte Kinder zu einem riesigen
öffentlichen Skandal werden.
Unterschreibt hier -- uns bleiben nur wenige
Tage:
Helft
mir, meine Tochter Ahed zu befreien
Es inspiriert
mich zu sehen, wie sich diese Bewegung mit
aller Kraft und Leidenschaft für Freiheit
und Gerechtigkeit einsetzt, um eine bessere
Welt für künftige Generationen zu schaffen.
Deswegen wende ich mich an euch -- denn ich
weiß, dass wenn irgendjemand meine Tochter
und die anderen Kinder befreien kann, dann
ist es die Avaaz-Gemeinschaft.
PS: Das Avaaz-Team hat
dieses
Merkblatt angefertigt, mit mehr
Informationen über Israels Umgang mit
palästinensischen Kindern. (Eine deutsche
Übersetzung wird schnellstmöglich zur
Verfügung gestellt)
22. 1. 2018
ONLINE-PETITION
>>>
Bitte verbreitet die Solidaritätsbotschaften
oder teilt die digitale Aktion und die
aktualisierte Pressemitteilung auf Facebook und
Twitter unter Verwendung der vorgeschlagenen
Hashtags:
#FreiheitFürAhedTamimi #FreiheitFürAhed
#GerechtigkeitFürAhed #SolidaritätMitNabiSaleh
#GerechtigkeitFürNabiSaleh
#FreeAhedTamimi #FreeAhed #Justice4Ahed
#SolidarityWithNabiSaleh #Justice4NabiSaleh
(...)
TWITTER ZIELADRESSEN
.@IsraeliPM
.@AvigdorLiberman
VORSCHLÄGE FÜR TWITTER-BOTSCHAFTEN - DEUTSCH
- Ahed Tamimis Inhaftierung löst globale
Entrüstung aus. Aber es sind gerade
DREIHUNDERFÜNFZIG palästinensische Kinder –
manche erst 12 Jahre alt - in israelischen
Gefängnissen und Haftzentren. #FreiheitFürAhedTamimi
- Sagt #Israel: Stoppt den systematischen
Missbrauch von Kindern durch Militärhaft @IsraeliPM
@AvigdorLiberman
- #Israel muss 16-jährige Ahed Tamimi
unverzüglich freilassen. #FreiheitFürAhedTamimi
- Sagt @IsraeliPM @AvigdorLiberman: NICHTS, das
sie getan hat, rechtfertigt Inhaftierung und
mögliche Gefängnisstrafe für ein Kind.
- #Nichts, das Ahed Tamimi getan hat, kann ihre
Inhaftierung und mögliche Haftstrafe
rechtfertigen. #FreiheitFürAhedTamimi
- #350 palästinensische Kinder befinden sich
aktuell in #Israelischen Gefängnissen und
Haftanstalten.
- #Palästinensische Kinder werden bei Festnahmen
und Verhören durch #Israelische Truppen
routinemäßig Misshandlungen unterzogen.
VORSCHLÄGE FÜR FACEBOOK-BOTSCHAFTEN - DEUTSCH:
Ahed Tamimis fortlaufende Haft und ihr Verfahren
vor einem Militärgerichtshof ist ein Beispiel
für die institutionelle Diskriminierung, die für
die Behandlung palästinensischer Minderjähriger,
die sich am Aktivismus beteiligen, typisch ist
... und das zeigt, wie Israel seine
internationalen menschenrechtlichen
Verpflichtungen Kindern gegenüber verletzt. Die
16-jährige Ahed Tamimi ist eine von geschätzt
350 palästinensischen Minderjährigen, die
gegenwärtig in israelischen Gefängnissen und
Haftzentren festgehalten werden. Jedes Jahr
verhaften israelische Truppen rund 500-700
palästinensische Kinder, die durch den Prozess
der Jugendmilitärhaft systematisch missbraucht
werden, und stellen sie vor Gericht. Einmal
festgenommen, werden Minderjährige systematisch
Folter und anderen Misshandlungen unterzogen wie
etwa durch das Verbinden der Augen, Drohungen,
barsche Befragungen in Abwesenheit von Anwälten
oder Eltern, Einzelhaft und in manchen Fällen
körperliche Gewalt. Eine Inhaftierung von
Minderjährigen sollte immer nur das Mittel der
letzten Wahl sein. Deshalb - #Israel muss Ahed
Tamimi unverzüglich freilassen.
16 year-old
Ahed Tamimi is a Palestinian child who hit world
news after a video went viral showing her
slapping and pushing two armed Israeli soldiers
in her home's front yard. She was clearly no
threat, as they lightly swat her away.
She has now been detained for over a month,
aggressively interrogated and is looking at a
prison sentence that could be up to 10 years.
Act now for Ahed – tell Israeli Prime Minister
to release her.
There is nothing that can justify Ahed Tamimi’s
continued detention. The video of the incident
clearly showed that she posed little threat to
the soldier she slapped.
Ahed confronted the soldiers during a
demonstration against US President Donald
Trump’s recent decision to recognize Jerusalem
as the capital of Israel.
The detention of a child should be a last resort
-
Call on Israeli Prime Minister to release her
immediately.
Ahed can face up to 10 years of her life in
prison. Her trial before a military court starts
in a few days. We need to act quickly. -
Magdalena Mughrabi - Deputy Director - MENA
Regional Office Amnesty International
19. 1. 2018
Nach 30 Tagen im Gefängnis wird Ahed Tamimis Haft unbefristet verlängert - 17.01.2018 - James North und Philip Weiss - Ahed Tamimi, 16, wird seit ihrer Festnahme am 19. Dezember in einem israelischen Gefängnis festgehalten, weil sie einen Soldaten geschlagen hat. Heute hat das Militärgericht im Ofer-Gefängnis im besetzten Territorium ihre Haft auf unbestimmte Zeit verlängert, bis ihr Prozess abgeschlossen ist.
B'Tselem berichtet: Heute (Mittwoch, 17.1.2018) hat ein Militärrichter dem Antrag des Staatsanwalts Ahed und Nariman Tamimi in Untersuchungshaft zurückzuschicken, zugestimmt...
Untersuchungshaft für die Dauer des Prozesses bedeutet, dass eine Person nach dem Abschluss der Ermittlungen und der Ausarbeitung der Anklage in Haft bleibt, bis das ganze Strafverfahren einschließlich Schuldspruch und Strafzumessung abgeschlossen ist. Während dieser Zeit verbüßt der Gefangene keine Haftstrafe und soll als unschuldig gelten, bis die Schuld bewiesen ist.
The Guardian zitiert den Richter: "Ich habe keine Alternative dazu gefunden, ihre Haft bis zum Ende des Verfahrens anzuordnen", entschied der Richter... "Die Schwere der Straftaten, derer sie angeklagt ist, erlaubt keine Alternative zur Haft."
Tamimis Mutter wurde ebenfalls in die Untersuchungshaft zurückgeschickt, sagt B'Tselem: Ahed Tamimi (16) und ihre Mutter Nariman (42) waren seit 19. Dezember 2017 in Haft, nachdem Ahed mitten in der Nacht aus ihrem Zuhause abgeführt und ihre Mutter festgenommen wurde, als sie einen Tag später kam, um herauszufinden, was mit ihrer Tochter geschehen war. Allen Anträgen der Militär-Staatsanwaltschaft zur Verlängerung ihrer Haft, wurde von den Militärrichtern zugestimmt. Inzwischen hatte die Staatsantwaltschaft eine aufgeblähte Fallakte gegen Mutter und Tochter erstellt, einschließlich einer Litanei von Anklagepunkten, die bis April 2016 zurückgehen - und dabei praktischerweise die Tatsache ignoriert, dass die Behörden bis jetzt keine Notwendigkeit gesehen haben, die Verdächtigen zu verhaften oder für eine Befragung vorzuladen...
Die Menschenrechtsorganisation sagt, Tamimi sei kaum ein Einzelfall: "Schaut auf Ahed Tamimi und seht, was palästinensischen Minderjährigen in israelischen Militärgerichten passiert. Die Entscheidung Tamimi zurück in Untersuchungshaft zu schicken, überrascht nicht, wenn Richter und Staatsanwälte Militärangehörige und die Angeklagten Palästinenser sind, und die Verurteilungsquote bei fast 100% liegt."
Lara Friedman von der Foundation for Middle East Peace zitiert den Militärrichter aus Haaretz und kommentiert: Richter: 'Die Initiative, die sie gezeigt hat und der Schweregrad der Gewalt, die sie angewendet hat [Ohrfeigen, Tritte] bestätigen die Gefahr, die von ihr ausgeht [für das israelische Ego, den Stolz und die Verteidigung der Besatzung].'
Jeder, der schockiert ist, dass eine junge Frau für ein geringfügiges Vergehen einen Monat und mehr im Gefängnis festgehalten wird, versteht nicht, dass im besetzten Palästina keine normalen Gesetze Anwendung finden. Das ist Militärrecht. So lehrt der Fall sicherlich, "wie das israelische Militärgerichtssystem weniger der Gerechtigkeit dient als als wichtigs Mittel der Unterdrückung, das der Kontrolle Israels über die Palästinenser in den besetzten Gebieten dient", wie B'Tselem sagt. Sie haben das vielleicht nicht in der New York Times gelesen, aber das ist seit 50 Jahren das alltägliche Leben für Palästinenser.
Die lange Haft ist gar nicht ungewöhnlich; viele Menschen werden von Israel ohne Prozess festgehalten. Besatzung bedeutet, dass normale Gerichtsverfahren und internationales Verständnis – Vertretung durch einen Anwalt, Unschuldsvermutung, Kaution als Maßnahme, um Fluchtgefahr zu stoppen, keine Bestrafung des Angeklagten – hier alle aufgehoben sind.
Bill van Esveld von Human Rights Watch sagt, dass die Staatsanwaltschaft bei Tamimi aus Prinzip die maximale Strafe gefordert hat und es sich um ein durchgehendes Muster handelt:
Anders als die Siedlern gegenüber oft gezeigte Milde – auch denen gegenüber, die israelische Soldaten schlagen – fordert der Staatsanwalt die maximale Strafe für das Mädchen, deren Anklage dutzend Aufzählungen von tätlichen Übergriffen, Aufhetzung, Behinderung von Soldaten, Steinewerfen bei Zwischenfällen seit April 2016 beinhaltet.
Und anders als die Behandlung von Israelis in israelischen Zivilgerichten verweigern Militärgerichte in der Westbank in 70% der Fälle von palästinensischen Kindern die Hinterlegung eine Kaution. Ein UNICEF-Bericht von 2013 findet, dass fast alle Kinder ein Schuldgeständnis ablegen, um die Länge der Untersuchungshaft zu reduzieren, weil das "der schnellste Weg ist freigelassen zu werden" aus einem System, das Kindern normalerweise den Zugang zu einem Anwalt oder die Anwesenheit eines Elternteils während Verhören unter Druck verweigert und "Kindern nicht erlaubt, sich selbst zu verteidigen". Wenn man bedenkt, dass der Militärstaatsanwalt vorhat, 18 Zeugen, meist Soldaten, vorzuladen, kann Aheds Prozess Monate dauern. Quelle Übersetzung: K. Nebauer
Targeted for nonviolent resistance: Israel seeks
imprisonment of Palestinian activist Munther
Amira -
The Israeli military court at Ofer, which has
over a 99% conviction rate, ruled on Tuesday to
extend the detention of Palestinian activist
Munther Amira until next Sunday pending further
interrogation.
Amira, 47, the head of the Coordinator of the
Popular Struggle Coordination Committee (PSCC)
in the occupied West Bank, is well known and
highly respected across the Palestinian
territory and his home, the Aida refugee camp,
for his nonviolent activism against the Israeli
occupation.
Amira was arrested by Israeli forces on December
27 during a routine protest in front of Israel’s
illegal separation wall in northern Bethlehem
city, in the southern occupied West Bank.
>>>
16. 1. 2018
Prozess in Israel - Militärgericht klagt
16-Jährige an
- Nicola Albrecht - Sie schlug vor laufender
Kamera einem israelischen Soldaten ins Gesicht.
Nun steht die Palästinenserin vor Gericht. Die
einen sehen sie als Provokateurin, die anderen
als Ikone.
Wie so oft im israelisch-palästinensischen
Konflikt ist es ein Amateurvideo, das sich über
die sozialen Netzwerke verbreitet und eine
heftige Kontroverse auslöst, sogar über die
Konfliktregion hinaus. Auf den Bildern ist die
16-jährige Palästinenserin Ahed Tamimi aus Nadi
Saleh zu sehen, einem kleinen Dorf im
Westjordanland. Das Mädchen mit blonder
Lockenmähne tritt und schlägt auf zwei
israelische Soldaten ein, einer ihrer Hiebe
trifft schließlich einen Soldaten ins Gesicht.
Der bewaffnete Soldat reagiert kaum.
In Israel wurden daraufhin die Soldaten für ihre
zurückhaltende Reaktion gelobt und Tamimi als
Provokateurin kritisiert. In den
palästinensischen und anderen arabischen Medien
wurde die junge Frau als Heldin, ja Ikone des
Widerstands gegen die israelische Besatzung
gefeiert. Seit dem 19. Dezember 2017 sitzt sie
in Untersuchungshaft. Nun steht sie vor dem
israelischen Militärgericht und wird unter
anderem wegen Körperverletzung angeklagt. Der
Fall Tamimi - eine klassische
David-Goliath-Geschichte, nicht zuletzt
vermutlich auch deswegen so viel diskutiert,
weil Ahed mit ihren blonden Korkenzieherlocken
und blauen Augen optisch so gar nicht ein
gewalttätiges Image unterstützt.
Menschenrechtsorganisation fordert Freilassung
- Amnesty International fordert zum
Prozessauftakt Ahed Tamimis sofortige
Freilassung: "Nichts, was Ahed Tamimi getan hat,
kann die fortwährende Inhaftierung eines
16-jährigen Mädchens rechtfertigen", heißt es in
der Stellungnahme der
Menschenrechtsorganisation. "Die israelischen
Behörden müssen sie umgehend freilassen."
>>>
Sonderseite - Kinder in Palästina - Der Fall Ahed Tamimi >>>
Ahed
Tamimi should stay in prison because she might
slap again
— Israeli ethicist - Jonathan Ofir - One month
after she slapped a soldier in occupied Nabi
Saleh, 16-year-old Ahed Tamimi faces a final
bail hearing today at court.
Tamimi has been imprisoned since December 19 for
the December 15 incident. The Israeli
prosecution is trying to make Ahed Tamimi a
terrorist.
And now Israel’s greatest ethical authority (not
by me though), Professor Asa Kasher, has come to
join the chorus.
Yesterday, Kasher appeared as a commentator on
Ahed’s case. In news coverage for the Dutch NOS
Journaal, he is seen viewing a video of her slap
(see link from 7:47).
Here’s the text of his short interview:
Kasher: “So she is permanently provocative. So I
can understand the judge” [who has so far not
released Ahed on bail, unlike her cousin Nour,
ed].
Interviewer: “But she’s a minor. How can she be
dangerous?”
Kasher: “Dangerous in the sense that she can
slap the… slap another officer, and another…
‘Dangerous’ doesn’t need to mean jeopardizing
life. It means breaking law and order. I mean,
not acting properly, to the extent that disturbs
the people from accomplishing their missions.”
Get it? Ahed has simply disturbed the soldiers
from accomplishing their mission – which had
included shooting her cousin Mohammed in the
face earlier that day, and occupying their
village as they do daily. That’s dangerous –
because it’s a really important mission. And
Ahed could slap again, and again. Who knows, one
day she could come to slap the Chief of Staff,
and then all hell would break loose.
But it is Asa Kasher who is far more dangerous
than Ahed Tamimi. Because he is a kind of moral
authority, and particularly where Israel’s
military occupation is concerned, because he is
the author of the Israel Defense Forces Ethics
code (written in 1994). Kasher has recently also
been commissioned by Education Minister Naftali
Bennnett to write an ‘ethics code’ for Israeli
universities, the main purpose of which was to
stifle any discussion of Boycott, Divestment,
and Sanctions (BDS ). The American Association
of University Professors (AAUP) as well as the
American Federation of Teachers (AFT) joined
Israeli academics in condemning the document for
its encroachment on academic freedom.
>>>
Fotoserie Free Ahed
>>>
Sonderseite - Kinder in Palästina - Der Fall Ahed Tamimi >>>
Redaktion Christ und Welt - Leserbrief zum Artikel von Frau Christina Rietz in Ihrer Zeitung vom 4.1.2018 - Hermann Dierkes - Werte Redaktion, ich bitte um Beruecksichtigung des nachfolgenden Leserbriefs.
Zunächst einmal darf von einer Zeitung erwartet werden, dass sie – auch bei unterschiedlichen Standpunkten in der Sache - den Regeln des Deutschen Presserats entsprechend wahrheitsgetreu und fair informiert. Der Artikel von Frau Rietz entspricht diesen Geboten fuer seriösen Journalismus nicht. Da wird die ”Ohrfeige” des kleinen 16-jährigen palästinensischen Mädchens Ahed Tamimi gegen einen Besatzungssoldaten, das verzweifelt nach seinem (verhafteten und schwerverletzten) Bruder fragt, wahrheitswidrig zum ”Faustschlag” (man fuehlt den bis an die Zähne bewaffneten israelischen Soldaten buchstäblich wanken und fast zu Boden gehen). Da ist dieser Vorfall fuer Frau Rietz ein Szenario, ”in dem sich die grossen Debatten des ganzen Landes spiegeln”. ”Grosse Debatten” finden unter demokratischen Verhältnissen statt mit dem Ziel einer politischen Lösung – davon kann ja wohl keine Rede sein in einer Situation, wo der koloniale Besatzerstaat Israel systematisch Völkerrecht bricht, gegen alle UN-Entschliessungen verstösst und die Palästinenser tagtäglich entwuerdigt, sie beraubt und unterdrueckt – im Grossen wie im Kleinen. ”Grosse Debatten” sehen dann so aus, dass grossmäulige rechtsradikale Minister die Richtung fuer das anstehende Militärgerichtsverfahren (!) vorgeben und die tapfere Ahed fuer lange Zeit hinter Schloss und Riegel sehen wollen. Was hat das alles ueberhaupt mit Rechtsstaat, Menschenrecht, denen Sie sich möglicherweise verpflichtet fuehlen – und ganz zu schweigen – mit christlicher Einstellung zu tun, Frau Rietz?
Ich weiss, wovon ich rede, ich habe die Region mehrmals besucht und mit den Menschen gesprochen – zu beiden Seiten der Mauer. Ich halte Sie, Frau Rietz, fuer informiert und intelligent genug, um diese empörenden Verhältnisse nicht zu kennen bzw. sich ggfs. gruendlich kundig zu machen. Fragen Sie doch einfach mal die ueberlebenden christlichen Gemeinden in Jerusalem bzw. im Westjordanland!
Frau Rietz erwähnt immerhin, dass neben dem Heimatdorf der Familie Tamimi eine völkerrechtlich illegale israelische Siedlung entsteht. Ich fuege hinzu: wie fast ueberall im Westjordanland. Die Familie Tamimi – und ihre Tochter Ahed – ist seit Jahren unter grossen Opfern im Widerstand engagiert. Ist Ihnen wirklich nicht bekannt, Frau Rietz, dass eine unterdrueckte Nation – und damit auch die betroffene Familie Tamimi - nach dem Völkerrecht das Recht zum Widerstand hat? Wie kommen Sie dazu, darueber zu fabulieren, ”wer wen als Erstes und wie lange provoziert hat”, welche Seite ”was fuer sich in Anspruch nimmt”? Wie kommen Sie dazu, ”beiden (!) Seiten physische, strukturelle oder politische Gewalt” zu unterstellen? Wo findet sich diese auf palästinensischer Seite? Sind Sie wirklich ausserstande, Unterdruecker und Unterdrueckte, Recht und Unrecht zu unterscheiden? Welch eine reife journalistische Leistung! Geht Ihnen wirklich jede Empathie flöten, wo ein wehrloses Volk von einer hochgeruesteten und ökonomisch ueberlegenen Militärmacht mit einer entsetzlich verlogenen Ideologie an die Wand gedrueckt wird? Sie schreiben diesen unsäglichen Artikel in einer Zeit, wo sich massgebende Kreise der israelischen Mainstream-Politik anschicken, das besetzte Land auch förmlich zu annektieren und auch dem Letzten deutlich werden muss, dass dieser sog. ”Friedensprozess” ein einziger Betrug ist? Ihre scheinbare Ausgewogenheit - ”beide Seiten beanspruchen” - ist in Wahrheit eine schlecht verhuellte Parteinahme fuer die koloniale Unterdueckung. Mit dieser Einstellung hätten die Schwarzen Suedafrikas niemals gegen die Apartheid kämpfen duerfen, sondern sie erdulden muessen, wären die schwarzen Buergerrechtler in den US-Suedstaaten immer noch gezwungen aufzustehen, wenn ein weisser Mann im öffentlichen Bus ihren Sitzplatz beansprucht. Wo ist die Publizistik in Deutschland inzwischen (wieder) gelandet?!
Quelle facebook
7. 1. 2018
Heldin des Widerstands - Eine palästinensische
Teenagerin ist ein Ikone des Kampfs gegen die israelische
Besatzung
- Gerrit Hoekman - Ahed Al-Tamimi ist ein arabischer
Internetstar. Millionen Nutzer schauen sich auf
Youtube ihre Videos an. Die Palästinenserin ist
populär, weil sie israelische Soldaten anbrüllt,
schubst und tritt. Am 19. Dezember war sie zum letzten
Mal im Einsatz. Sie zeigte einem Soldaten die Faust,
beleidigte ihn und verpasste ihm eine Ohrfeige.
Die Soldaten reagierten nicht, aber am nächsten
Tag wurde Ahed verhaftet und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Am Montag veröffentlichte die israelische Staatsanwaltschaft
die Anklageschrift. Der 16jährigen werden ganze
zwölf Vergehen vorgeworfen, die teilweise bereits
länger zurückliegen, wie die palästinensische Nachrichtenagentur
Ma’an Dienstag berichtete. So soll die junge Frau
mehrfach Steine auf Soldaten geworfen und Gefangene
befreit haben. Ihr droht jahrelange Haft.
Die arabischen Medien berichten ausführlich über
den Fall. Kinder, die sich gegen die Besatzungstruppen
wehren, machen Quote, weil das die erwachsenen Zuschauer
besonders rührt. Seit ihrer Verhaftung ist Ahed
nun erst recht eine Volksheldin. »Palästinensische
Teenager sehen die Fotos und denken: Ich will so
sein wie sie«, schrieb der bekannte Friedensaktivist
Uri Avnery am Dienstag in einem Kommentar für die
israelische Tageszeitung Haaretz. »Jeanne d’Arc«
nennt er sie.
Ahed ist inzwischen ein Profi. Schon als Elfjährige
ging sie unerschrocken auf Soldaten los. Von einem
kleinen Mädchen angegriffen zu werden, bereitete
den Israelis sichtbar Kopfschmerzen. Auf den Videos
ist die Überraschung in ihren verdutzten Gesichtern
zu sehen. Manche grinsen verlegen. Ein Ziel ist
damit schon erreicht: Die Besatzungsarmee wird vorgeführt.
>>>
Was geschah als eine jüdische Siedlerin einen Soldaten ohrfeigte - Noa Osterreicher - Diese Ohrfeige schaffte es nicht in die Abendnachrichten. Diese Ohrfeige, die auf der Wange eines Nahal-Soldaten in Hebron landete, führte auch nicht zu einer Anklage.
Die Angreiferin, die
einen Soldaten schlug, der versuchte, sie daran
zu hindern, Steine zu werfen, wurde zur Befragung
festgenommen, aber noch am selben Tag gegen Kaution
wieder freigelassen und durfte nach Hause gehen.
Zuvor war sie bereits fünf mal verurteilt worden
– für das Werfen von Steinen, für Angriffe auf Polizisten
und für andere Ordnungwidrigkeiten, doch sie musste
kein einziges mal ins Gefängnis. In einem Fall wurde
sie verurteilt und auf Bewährung freigelassen, in
den anderen Fällen zu einem Monat Sozialdienst verurteilt
und zu einer symbolischen Geldstrafe als Entschädigung
für die Opfer.
Die Beschuldigte missachtete systematisch die Vorladungen
zu Vernehmungen oder Gerichtsverfahren, aber es
kamen dennoch keine Soldaten, um sie mitten in der
Nacht aus dem Bett zu zerren, und es wurden auch
keine ihrer Verwandten verhaftet. Abgesehen von
einem kurzen Bericht von Chaim Levinson über den
Vorfall, am 2. Juli 2010, gab es kaum Folgen für
die Ohrfeige und die Kratzer, die Yifat Alkobi dem
Soldaten zufügte, der sie beim Steinewerfen auf
Palästinenser erwischt hatte.
Der Sprecher der Einheit der israelischen Streitkräfte
sagte damals, dass die Armee „jeden Vorfall von
Gewalt gegen die Sicherheitskräfte sehr ernst nehme“,
dennoch lebte die Angreiferin weiterhin friedlich
zu Hause. Der Bildungsminister verlangte nicht,
dass sie ins Gefängnis käme, die sozialen Medien
explodierten nicht mit Aufforderungen zu Vergewaltigung
und Mord und der Kolumnist Ben Caspit empfahl nicht,
dass sie „in einem dunklen Raum ohne Kameras“ bestraft
werden solle.
Wie Ahed Tamimi ist auch Alkobi den Militär- und
Polizeikräften, die um ihren Wohnort herum stationiert
sind, seit Jahren bekannt, und beide werden für
Nervensägen gehalten und sogar als gefährlich betrachtet.
Der Hauptunterschied zwischen ihnen besteht darin,
dass Tamimi einen Soldaten angegriffen hat, der
von einer feindlichen Regierung geschickt wurde,
die ihre Existenz nicht anerkennt, ihr Land stiehlt
und ihre Verwandten tötet und verwundet, während
Alkobi, eine Serienverbrecherin, einen Soldaten
ihres eigenen Volkes und ihrer Religion angegriffen
hat, der von ihrer Nation geschickt wurde, um sie
zu beschützen, eine Nation, in der sie eine Bürgerin
mit besonderen Privilegien ist. (pdf)
>>>
2. 1. 2018
Weil es so beispielhaft für vieles steht, ein längerer Text auf der Startseite
Und
wenn Ahead deine Tochter wäre?
Gideon
Levy -
31.12.2017
In den letzten zwei Wochen ist sie alle paar Tage mit einem weiteren oberflächlichen Bericht über die Verlängerung ihrer Haft in die israelischen Wohnzimmer geplatzt. Wieder haben wir ihre goldenen Locken gesehen; wieder haben wir die Botticellifigur in der braunen Uniform des Shin Beith Sicherheitsdienstes und den Handschellen gesehen, die mehr wie ein Mädchen aus Ramat HaSharon aussieht als ein Mädchen aus Nabi Saleh.
Aber nicht einmal Ahed Tamimi "nicht-arabische" Erscheinung hat es geschafft irgendwelche Herzen hier zu berühren. Die Mauer der Entmenschlichung und Dehumanisierung, die mit üblen Hetzkampagnen, Propaganda und Gehirnwäsche gegen die Palästinenser aufgebaut wurde, hat sogar die Blonde aus Nabi Saleh übertrumpft.
"Auch wenn es Aheds erste Haft ist, sind ihr eure Gefängnisse nicht fremd. Meine Tochter hat ihr ganzes Leben unter dem schweren Schatten des israelischen Gefängnisses verbracht. Ich bin stolz auf sie. Sie ist eine Kämpferin für die Freiheit, die den Widerstand gegen die israelische Herrschaft anführen wird." (aus Bassem Tamimis Brief)
Sie könnte deine Tochter sein, oder die Tochter deines Nachbarn, aber die Mißhandlung, die sie erleidet, hat keine Gefühle von Solidarität, Mitgefühl oder grundlegender Menschlichkeit geweckt. Nach dem Wutausbruch darüber, was sie sich getraut hat, kommt jetzt die undurchdringliche Gleichgültigkeit. Sie ist eine "Terroristin". Sie könnte nicht unsere Tochter sein; sie ist eine Palästinenserin.
Niemand fragt sich, was geschehen wäre, wenn Tamimi seine Tochter gewesen wäre. Wärst du nicht stolz auf sie gewesen wie ihr Vater, der in einem Gastartikel, dem Respekt gebührt, seinen Stolz zum Ausdruck bringt. Hättest du gerne eine Tochter wie sie gehabt, die ihre nicht existierende Jugend gegen einen mutigen Kampf für Freiheit tauscht? Oder hättest du lieber eine Tochter, die eine Kollaborateurin ist? Oder auch nur mit einem leeren Kopf?
Und was würdest du empfunden haben, wenn eine fremde Armee nachts in dein Heim eingefallen und deine Tochter vor deinen Augen aus ihrem Bett in Handschellen abgeführt und für eine längere Zeit inhaftiert hätte, weil sie den Soldaten, der in ihr Heim eingedrungen war, geohrfeigt hat, und die Besatzung geohrfeigt hat, die weit mehr verdient als eine Ohrfeige?
Aber diese Fragen machen niemandem zu schaffen. Tamimi ist eine Palästinenserin, das heißt eine Terroristin, und deshalb verdient sie keinerlei Sympathie. Nichts kann den Verteidigungsschild aufknacken, der die Israelis vor Schuldgefühlen oder zumindest Unbehagen wegen ihrer empörenden Haft schützt, wegen der Diskriminierung durch ein Justizsystem, das sie niemals beachtet hätte, wenn sie eine jüdische Siedlerin wäre.
Sogar die unabhängige Hand des Richters, Major Haim Baliti, hat nicht gewankt, als er feststellte, dass die "Gefahr", die Tamimi darstelle, eine fortgesetzte Haft rechtfertigt. Auch der Richter ist nur ein kleines Rädchen in der Maschinerie, einer der seinen Job macht und abends stolz auf sein verachtenswertes Tagwerk zu seinen eigenen Töchtern und Söhnen zurückkehrt.
Israel versteckt sich hinter einem eisernen Vorhang, der nicht mehr durchstoßen werden kann. Nichts, was Israel den Palästinensern antut, kann noch irgendein Mitgefühl wecken. Nicht einmal das Postergirl Tamimi. Auch wenn sie zu lebenslanger Haft für eine Ohrfeige verurteilt würde, sogar zum Tode verurteilt würde, würde ihre Bestrafung mit offener Freude oder mit Gleichgültigkeit begrüßt. Es gibt keinen Platz für irgend ein anderes menschliches Gefühl gegenüber einem Palästinenser.
Behindertenorganisationen, die einen beeindruckenden Kampf für ihre eigenen Rechte geführt haben, haben kinen Pieps von sich gegeben, als ein Scharfschütze der israelischen Verteidigungskräfte einen behinderten, an bieden Beinen amputierten Mann in einem Rollstuhl im Gazastreifen mit einem Schuss in den Kopf getötet hat. Frauenorganisationen, die kraftvoll und aggressiv gegen sexuelle Belästigung kämpfen, müssen noch wütend aufstehen gegen die Einstellung eines Verfahrens gegen einen Grenzpolizisten, von dem eine palästinensische Gefangene behauptet, er habe sie vergewaltigt. Und Knessetmitglieder haben nicht gegen die schändliche politische Haft ihrer Kollegin Khalida Jarrar protestiert, deren Haft ohne Gerichtsverfahren letzte Woche wieder um sechs Monate verlängert worden ist.
Wenn es nicht einmal Tamimi schafft hier Gefühle der Solidarität, Schock oder ein Schuldgefühl zu wecken, dann ist der Prozess der Verleugnung, der Verschleierung (Geheimhaltung) und der Repression – das wichtigeste Unternehmen der Besatzung nach den Siedlungen – endlich angeschlossen. Nie hat es hier eine so erschreckende Apathie gegeben, nie haben sich hier die Selbsttäuschung und die Lügen so total durchgesetzt, und nie hat es hier so wenig moralische Zweifel angesichts von Ungerechtigkeit gegeben. Nie hat Hetze so vollkommen gesiegt.
Israelis sind
nicht mehr fähig sich mit einem mutigen Mädchen
zu identifizieren, nicht einmal wenn es aussieht
wie ihre Töchter, bloß, weil sie Palästinenserin
ist. Es gibt keine Palästinenser mehr, die das
Herz der Israelis berühren können. Es gibt keine
Ungerechtigkeit mehr, die noch unser Gewissen,
das bereits komplett erloschen ist, aufrütteln
kann. Nicht stören! Unsere Herzen und Köpfe sind
auf eine erschreckende Art verschlossen und
verriegelt.
Quelle
Übersetzung: K.
Nebauer
30. 12. 2017
Eine Kindheit im Kampf – Meine Begegnungen mit
Ahed Tamimi
- Der israelische Filmemacher und Aktivist Dror
Dayan lernte Ahed Tamimi kennen, als er Proteste
in ihrem Dorf in Palästina filmte. Die
16-Jährige ist letzte Woche von israelischen
Soldat*innen verhaftet worden. Inzwischen ist
sie zu einem weltweiten Symbol des
palästinensischen Widerstands geworden. Dror
lernte sie aber auch als normale Teenagerin
kennen.
Eine Kindheit im Kampf – Meine Begegnungen mit
Ahed Tamimi - Als ich von der Redaktion von
Klasse Gegen Klasse darum gebeten wurde, einen
etwas persönlicheren Text über Ahed Tamimi und
ihre Verhaftung zu schreiben, zögerte ich. Ja,
ein bisschen kenne ich Ahed – aber vielleicht
wäre „kennen“ etwas übertrieben. Ahed war
ungefähr 11, als ich zum ersten Mal in ihrem
Dorf Nabi Saleh war, und wahrscheinlich um die
15 bei meinem letzten Besuch. Obwohl ich oft bei
ihr zu Hause war und nach den Demos mit ihren
Eltern Kaffee trank, war sie schon zu alt dafür,
wie die kleinen Kinder im Dorf hemmungslos mit
den fremden Gästen zu spielen, die kein Arabisch
sprechen und mit denen man nur per Handzeichen
kommuniziert. Als sie alt genug für eine
erwachsene, politische Unterhaltung war, standen
meine fehlenden Sprachkenntnisse im Weg. Ja, ich
kenne Ahed Tamimi – per Kopfnicken und wortlosem
Gruß, oder durch den Sucher einer Kamera.
Aber nicht deswegen zögerte ich. Ich zögerte,
weil ich nicht der Meinung bin, meine
persönliche Erfahrungen in Nabi Saleh würden den
Fall von Ahed wichtiger machen als andere. Das
ist der Haken an dem Kampf in Nabi Saleh – seit
fast einem Jahrzehnt ist er von Journalist*innen
und internationalen Aktivist*innen so
durchtränkt, dass er dadurch schon fast
automatisch eine höhere Bedeutung verliehen
bekommt. Aheds Fall macht es umso deutlicher:
Allein seit Trumps Jerusalem-Entscheidung wurden
circa 150 palästinensische Kinder durch das
israelische Militär verhaftet – in den letzten
Jahren noch viele mehr. Viele werden gefoltert
und misshandelt. Aber
>>>
Warum hat der Staat Israel so viel Angst vor der
16-jährigen Ahed Tamimi?
- Die Unterstützung für Ahed ist eine
Verurteilung des Staates Israel. - Ariel Gold -
Die sechzehnjährige Ahed Tamimi war am
Donnerstag wieder vor Gericht, und der Richter
entschied zum dritten Mal, dass ihre Haft
verlängert wird, diesmal um weitere fünf Tage.
In den letzten anderthalb Wochen wurde Ahed
zwischen zahlreichen israelischen Gefängnissen
und Polizeidienststellen hin- und hergeschoben.
Sie wurde in kalten Isolationszellen
festgehalten, mit Kameras, die 24 Stunden am Tag
auf sie gerichtet waren. Wiederholt, ohne dass
ein Elternteil oder Anwalt anwesend war, haben
sie versucht, sie zu verhören. Die Begründung
für die Entscheidung des Richters, ihre Haft zu
verlängern, ist, dass sie "ein Risiko" für das
Militär und den Prozess der israelischen
Regierung gegen sie darstellt.
Israel hat Recht, dass Ahed Tamimi ein Risiko
darstellt. Aber es ist kein Risiko für eine der
am stärksten bewaffneten und fortschrittlichsten
Militärs der Welt oder für den Rechtsstreit, der
gegen sie geführt wird. Das Risiko, das sie
darstellt, besteht darin, dass sie sich weigert,
sich der israelischen Forderung zu unterwerfen,
dass die Palästinenser ihrer eigenen Besatzung
nachgeben. Die israelische Logik ist, dass die
Palästinenser mit ihrer eigenen Unterdrückung
zusammenarbeiten sollten. Sie sollten sich ruhig
durch die Checkpoints bewegen, ihre Taschen
öffnen, ihren Besatzern nicht in die Augen
schauen und den Diebstahl ihrer Ländereien,
Ressourcen und Freiheiten nicht herausfordern
oder protestieren. Die israelische Logik ist,
dass, wenn es ihnen nicht gefällt, sie gehen
können. Eigentlich würden sie es sehr
bevorzugen, wenn die Palästinenser gehen würden.
Die Strategie besteht darin, das Leben für die
Palästinenser so unerträglich zu machen, dass
sie freiwillig gehen. Das hat sogar einen Namen:
"Freiwillige Überweisung".
Seitdem Ahed ein kleines Kind war, haben sie und
ihre Familie aktiven Widerstand gegen die
israelische Besatzung geleistet. Von 2013 bis
heute haben sie regelmäßig Demonstrationen gegen
das Militär und die nahegelegenen Siedler
durchgeführt, die ihr Land und ihre Wasserquelle
übernommen haben. Die Proteste werden mit
Tränengas, Gummigeschossen, Skunk Water und
scharfer Munition beantwortet.
Im Jahr 2012 wurde Ahed's Vater von Amnesty
International zum Gefangenen aus
Gewissensgründen erklärt. Im Jahr 2013 wurde ihr
Onkel durch einen Tränengaskanister getötet, der
in den Kopf geschossen wurde. Im Jahr 2014 war
ihre Mutter fast permanent behindert, als sie
mit einem Geschoss des Kalibers.22 ins Bein
geschossen wurde. Im Jahr 2015 wurde ein Video
von Ahed, das ihren jüngeren Bruder daran
hindert, verhaftet zu werden, viral. Ihre
Cousins und ihr älterer Bruder haben Zeit in
israelischen Gefängnissen verbracht.
Am Freitag, den 15. Dezember, wurde Ahed's
14-jähriger Cousin Mohammed Tamimi während eines
Protestes gegen die Ankündigung von Präsident
Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels zu
nennen, mit einem Gummigeschoss ins Gesicht
geschossen. Er wurde in das Krankenhaus
gebracht, wo er operiert werden musste, und
wurde in ein medizinisch induziertes Koma
versetzt. Ein paar Stunden später, als
bewaffnete Soldaten zu Ahed's Haus kamen und
forderten, einzutreten, drückte sie zurück. Sie
schlug und trat sie und schrie, dass sie nicht
reinkommen konnten.
Shenila Khoja-Moolji schrieb gestern in
Aljazeera über den krassen Gegensatz zwischen
der Unterstützung, die Malala Yousafzai erhielt,
nachdem sie von den Taliban in den Kopf
geschossen worden war, und dem Schweigen von
feministischen und politischen Führern zu Ahed's
Fall. Zugegeben, es gibt einen großen
Unterschied zwischen dem Erschießen auf dem Weg
zur Schule und der Verhaftung nach dem Schlagen
eines Soldaten.
Malala wurde zu einem Treffen mit Präsident
Barack Obama eingeladen. Sie wurde von Senatorin
Hillary Clinton verfochten und als eine der 100
einflussreichsten Personen im Time Magazine
aufgeführt. In den Jahren 2013 und 2014 wurde
Malala für den Friedensnobelpreis nominiert und
2014 gewann sie. Im Gegensatz dazu, während
Ahed's Geschichte hat einige Berichterstattung
in den Nachrichten erhalten hat, hat sie noch
keine staatlichen Akteure oder prominente
Einflussnehmer zu finden, um ihre Sache zu
verfechten. Während der Westen dem Schicksal von
Ahed gegenüber weitgehend gleichgültig zu sein
scheint, ist Israel auf den Hass gegen das
Mädchen fixiert. Der israelische
Bildungsminister Neftali Bennett forderte Ahed
und ihre Familie auf, "den Rest ihres Lebens im
Gefängnis zu verbringen". Verteidigungsminister
Avigdor Liberman sagte, dass sie und ihre
Familie "das bekommen sollten, was sie
verdienen", und der prominente israelische
Journalist Ben Caspit sagte, dass Israel "einen
Preis bei einer anderen Gelegenheit, im Dunkeln,
ohne Zeugen und Kameras, genau bestimmen
sollte". Caspit versuchte daraufhin, seine
Drohung rückgängig zu machen, indem er sagte,
seine Worte seien aus dem Zusammenhang gerissen
worden. Aber wie die #MeToo-Bewegung deutlich
gemacht hat, eine Verleugnung der eigenen
Absichten, macht sie nicht rückgängig oder
entschuldigt sie.
Während die #MeToo-Bewegung immer mehr
marginalisierte Stimmen aufbaut und emporhebt,
wird Ahed's Stimme nicht erkannt, wenn sie als
eine Säule in der Bewegung angesehen werden
könnte. Ahed widerruft ihre Zustimmung zur
brutalen Besetzung Israels. Sie weigert sich,
ihre Zustimmung zu den israelischen
Streitkräften zu geben, die in das Haus ihrer
Familie einmarschieren, in einem weiteren
bösartigen, verdienstlosen Nachtangriff. Sie
konfrontiert ihre Angreifer und setzt sich gegen
das gewalttätige Machtsystem durch, das diesen
Kreislauf des Missbrauchs gegen Palästinenser
fortdauert. Genauso wie Überlebende sexueller
Übergriffe und Vergewaltigungen zum Schweigen
gebracht, angezweifelt und für die gegen sie
begangenen Verbrechen verantwortlich gemacht
werden, steht Ahed vor dem gleichen Rückschlag
ihrer Aggressoren. Israel arbeitet Überstunden,
um sie zu diskreditieren und ihre Stimme
auszulöschen, in der Hoffnung, dass die Menschen
ihre Erfindungen über ihre Wahrheit glauben
werden. Jetzt ist es an der Zeit, dass Stimmen
im #MeToo nach ihrer Freilassung rufen und
helfen, die Parallelen zu ziehen.
Shenila Khoja-Moolji erklärt die Gründe für die
fehlende Unterstützung von Ahed, die auf die
Akzeptanz staatlicher Gewalt, die selektive
Humanität der westlichen Gesellschaft und die
politische, nicht aber auf die individuelle
Natur von Ahed's Feminismus zurückzuführen sind.
Das sind alles gültige und wichtige Erklärungen.
Aber die Unterstützung für Ahed ist auch eine
Verurteilung des Staates Israel. Es handelt sich
um eine Verurteilung des israelischen
Militärgerichtssystems, das es erlaubt, Kinder
in Isolation zu halten und ihnen während des
Verhörs den Zugang zu ihren Eltern zu verwehren.
Es ist eine Verurteilung des israelischen
Siedlungsunternehmens und der fortgesetzten
Präsenz auf palästinensischem Land. Ahed zu
unterstützen, bedeutet, Israels Behauptung, dass
die Palästinenser sich an ihre Besatzer halten
müssen, dass sie die Türen für die Soldaten
öffnen müssen, die ihre Häuser betreten.
Sicherlich dürfen ihre 16-jährigen Mädchen den
Soldaten nicht den Arm heben. Es ist eine Sache,
Malala dabei zu unterstützen, die Taliban
anzugreifen, aber eine ganz andere, Ahed zu
unterstützen, wenn sie es mit Israels stärkstem
aller Starken aufnimmt.
Nicht alle
feministischen Führer haben Angst davor, ihre
Unterstützung für Ahed zum Ausdruck zu bringen.
CodePink veranstaltet eine Petition an den
israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu,
in der er die Freilassung von Ahed fordert. Wir,
zusammen mit anderen, wie z.B. Jewish Voice for
Peace, bitten die Mitglieder des Kongresses, die
Gesetzgebung der Repräsentantin Betty McCollum
zu unterzeichnen, um zu verlangen, dass die
US-Hilfe für Israel nicht zum Missbrauch und zur
Inhaftierung palästinensischer Kinder führt.
Ahed ist eine Bedrohung für das gesamte
israelische Machtsystem. Sie ist sich nicht nur
ihrer eigenen inneren Kraft bewusst, sie hat
auch keine Angst vor ihren Angreifern. Dies ist
die gleiche Tapferkeit, die für Überlebende
sexueller Übergriffe erforderlich ist, um ihre
Geschichten zu erzählen und ihre Ankläger zur
Verantwortung zu ziehen. Es ist die Essenz des
Kampfes für die Rechte der Frauen und warum der
Feminismus so unvereinbar mit dem Militarismus
ist. Damit Ahed in ihrem Kampf für die Befreiung
ihres Volkes erfolgreich sein kann, müssen wir
sie erst einmal aus dem Gefängnis entlassen. Um
dies zu erreichen, brauchen wir alle Menschen,
die sich selbst als Feministinnen und
Menschenrechtsverteidigerinnen bezeichnen, #FreeAhed.
Quelle - übersetzt
mit DeepL
Ahed Tamimi slaps an Israeli soldier, occupying
her family's property in Nabi Salehc
- December 15, 2017. Drawing by Katie Miranda. -
The Ahed Tamimi case is one of the most
important events we have covered because it
exposes to the eyes of the world the difference
in moral tone between the two sides of the
conflict.
The optics are reminiscent of moments in the
civil rights struggle. On December 15 in
occupied Nabi Saleh, a 16-year-old girl with
long blonde hair, Ahed Tamimi, slapped a
heavily-armed Israeli soldier who was occupying
her back yard, not long after another Israeli
soldier had shot her cousin in the face; and
when video of the slapping came out, all of
Israeli society called for the girl’s arrest,
and many were enraged that the soldier was
passive. The next night Ahed Tamimi was arrested
in a midnight raid; and she is being held
without charges, as leading Israelis urge that
the key be thrown away, and worse.
Meantime, images of the imprisoned girl’s calm
precocious face, framed by the obdurate
shoulders of uniformed guards, go round the
world, radiating strength and resistance.
Ahed Tamimi behind bars - As Ben Ehrenreich
writes at the Nation, the slapping has revealed
Israel to the world as a bully because it struck
such “a hideous nerve” in Israeli society. While
Scott Roth anatomized that nerve for us:
Israelis are in “sheer denial” that their
country has any responsibility for the
“humiliation, violence, and terror of the
occupation.”
Which brings me to liberal Zionists. As readers
know, I care more about liberal Zionists than
anyone in America because they are gatekeepers
to the Democratic Party, and when
>>>
How Ahed Tamimi was slapped first, and why no
one is talking about it
- Jonathan Ofir - In this screen shot of Shehab
news agency video, Israeli soldier is seen
slapping away Ahed Tamimi with his left arm.
The video of Ahed Tamimi slapping Israeli
soldiers, which last week caused heated debate
in Israeli society concerning the soldiers
supposed lack of response, or ‘restraint’ as it
were, needs no lengthy introduction these days.
The discussion was rather exclusively about the
slap, and the humiliation – of the Israeli
soldiers, that is. Should they have reacted
violently? Was their supposed ‘restraint’, ‘good
for the Jews or bad for the Jews’? Was it good
to be such a ‘most moral army’ or was it
counterproductive to Israel’s image and
deterrence?
>>>
28. 12.
2017
Israelischer Journalist, der unauszusprechende Handlungen gegen Ahead Tamimi verlangt, versucht vergeblich zurückzurudern - Jonathan Ofir - 26.12.1017 - Der prominente israelische linke Journalist Ben Caspit verursachte letzte Woche international wütenden Protest, als er in seinem Artikel in Ma'ariv schrieb: "Im Fall der Mädchen sollten wir bei irgend einer anderen Gelegenheit, im Dunkeln, ohne Zeugen und Kameras, einen Preis einfordern".
Nach den hitzigen Reaktionen begann er vermutlich um seinen Job bei Ma'ariv und dem respektierten Al-Monitor zu fürchten. Der israelische Aktivist Ofer Neiman twitterte: "Du kannst nicht beides haben – für ein Friedens-orientiertes liberales Blatt schreiben und zu Vergewaltigung/Mord/Gewalt aufzuhetzen."
Gestern versuchte Caspit in einem englisch geschrieben Artikel in der Jerusalem Post zurückzurudern, alles abzustreiten und sich als Mann des Friedens darzustellen.
Caspit: "Das Video ließ das Blut aller Israelis kochen, ohne Rücksicht auf ihre politischen Neigungen." Er habe nicht aufhetzen wollen, sondern im Gegenteil die übermenschliche Zurückhaltung der Soldaten loben usw.
Lesen Sie den ganzen Artikel >>> Stark gekürzte Übersetzung: K. Nebauer
27. 12. 2017
Israelische Soldaten nahmen 6-jährigen palästinensischen Buben für fünf Stunden fest, nachdem er Steine geworfen hatte - Amira Hass - 23.12.2017 - Am Samstag vor einer Woche kochten die palästinensischen Nachrichten über. Soldaten der israelische Verteidigungskräfte haben einen 6-jährigen Buben aus dem Flüchtlingslager Jalazoun in der Westbank, festgenommen, berichteten sie. Es gibt keine Grenzen für ihre Übeltaten, erregten sich die Websurfer.
Der IDF-Koordinator für Regierungsaktivitäten in den besetzten Gebieten, Generalmajor Yoav Mordechai mischte sich über seine Facebook-Seite schnell ein. Er schrieb in Arabisch, das Kind hätte an gewaltsamen Konfrontationen teilgenommen und sogar Steine geworfen.
"Im Gegensatz zu dem, was palästinensische Medien geschrieben haben, wurde das Kind nicht verhaftet, sondern Offizieren im Distrikt Koordinationsbüro in Ramallah überstellt, die seine Eltern riefen und sie mit dem gefährlichen und gewalttätigen Verhalten ihres Sohnes konfrontierten, neben anderen Kindern", schrieb Mordechai.
Mordechai öffnete ein schwarz-weisses Video, das ziemlich verschwommen zwei Kinder zeigt – eines auf einer hohen Terrasse. Das Kind auf der niedrigeren Terrasse ist rot eingekreist, es hält die beiden Enden einer Schleuder und bewegt sie hin und her. Das andere Kind bewegt eine ähnliche Schleuder, die vermutlich einen Stein hält, geschickter. Das Ziel der Steine war nicht aufgenommen, aber man kann annehmen, dass es der reguläre Militärposten etwa 200 Meter weiter unten ist, am Rand der Siedlung Bet El.
Wenn die Konfrontation, um die Terminologie von Mordechai zu benutzen, wirklich stürmischer war als dass zwei Kinder gewagt haben Steine zu schleudern, dann kann der Beweis dafür nirgends in der veröffentlichten Videoaufnahme gefunden werden.
Die Siedlung Beit El ist in all ihrem Glanz von der Schule des Flüchtlingslagers Jalazoun aus, die an der Hauptstrasse liegt, zu sehen.
Eine hohe Mauer ist kürzlich entlang des Teils der Hauptstrasse errichtet worden, die die jüdische Gemeinde von der palästinensischen trennt. Aber die, die das übervölkerte Flüchtlingslager und seine engen Alleen verlassen, kommen in südlicher Richtung auf jeden Fall an dem üppigen Grün vorbei, das die geräumigen Häuser und ordentlichen Strassen der Siedlung umgibt.
Schmale Obstgärten, Felder und nicht bewirtschaftetes Land trennen den Militärposten von den Schulkindern von Jalazoun. Eines von ihnen ist Ashraf, der nächsten Monat erst 6 Jahre alt wird.
Letzten Montag war es schwer Einzelheiten von dem Zwischenfall von Samstag herauszubekommen. Wir trafen ihn in der Wohnung seiner Großmutter, im Herzen des Flüchtlingslagers. Ashrafs Augen mit den langen Wimpern zeigten seine Neugier, aber in den ersten 30 Minuten brachte er kein Wort heraus. Er hüpfte vom Stuhl auf das Sofa und dann auf einen anderen Lehnstuhl, kroch unter einen niedrigen Tisch und bedeckte sein Gesicht mit seinen kleinen Händen, während er dem Gespräch der Erwachsenen zuhörte (oder nicht zuhörte).
Er ist noch immer verängstigt, erklärte sein Vater. Er schreckt in der Nacht auf, weigert sich in die Schule zu gehen, wo er Erstklässler ist, und spricht sehr wenig. Seine Nicht-Verhaftung hat ihn ganz schön verschreckt.
Sein Vater, der erzählt, dass seine Familie aus al-Abbasiyya stammt, berichtet: Am Samstag war keine Schule und Ashraf kam in sein kleines Geschäft an der Hauptstrasse, die das Flüchtlingslager von der Siedlung trennt. Plötzlich gegen Mittag bemerkte er, dass sein Sohn verschwunden war. Er hatte noch nicht einmal Zeit gehabt sich Sorgen zu machen, als ein paar Kinder gerannt kamen und ihm sagten, dass Soldaten Ashraf mitgenommen hätten.
Nachdem er sein Geschäft verlassen hatte, gelang es ihm einen bewaffneten Soldaten zu sehen, der seinen Sohn am Rücken trug, "wie einen Sack Mehl", wie es später in sozialen Medien beschrieben wurde. Die älteren Kinder hatten es geschafft vor den bewaffneten Soldaten, die sie verfolgten, wegzulaufen; nur Ashraf hatte es nicht geschafft wegzukommen und wurde geschnappt. >>>
Schrei, geliebtes Land!
Uri Avnery,
23. Dezember 2017
JEDER DER die
Todesstrafe vorschlägt ist entweder ein völliger
Dummkopf oder ein unverbesserlicher Zyniker oder
geistig gestört - oder alles zusammen. Es gibt
keine effektive Therapie für einen dieser
defekten. Ich würde es nicht einmal versuchen.
Ein Idiot würde nicht einmal den unermesslichen
Beweis der Schlussfolgerung verstehen. Für einen
Zyniker, dem Befürworter der Todesstrafe ist es
ein bewährter Stimmen-Fänger. Eine geistig
gestörte Person wird allein am Gedanken einer
Exekution Vergnügen daran haben. Es ist noch
nicht so lange her, als Hinrichtungen eine
allgemeine Form der öffentlichen Unterhaltung
waren.
Ich wende mich an keinen von ihnen, sondern an
gewöhnliche vernünftige Bürger von Israel.
LASSEN SIE mich anfangen, die Geschichte meiner
eigenen persönlichen Erfahrung zu wiederholen.
1936 begann die arabische Bevölkerung
Palästinas einen gewalttätigen Aufstand. Die
Nazi-Verfolgung der Juden in Deutschland trieb
viele Juden nach Palästina (einschließlich
meiner eigenen Familie) und die lokalen Araber
sahen, wie ihr eigenes Land ihnen unter ihren
Füßen weggezogen wurde. Sie begannen gewalttätig
zu reagieren. Sie nannten dies den Großen
Aufstand, die Briten sprachen über „Unruhen“ und
wir nannten sie „die Vorfälle“. (...)
Das Hängen von Ben-Youssef am 29. Juni 1938
verursachte in der ganzen jüdischen Bevölkerung
eine mächtige Schockwelle. Es verursachte eine
profunde Veränderung in meinem eigenen Leben.
Ich entschied mich, an seine Stelle zu treten.
Ich schloss mich der Irgun an, die extremste
bewaffnete Untergrund-Organisation (In Israel).
Ich war gerade 15 Jahre alt.
Ich wiederhole diese Geschichte, weil die
Lektion so bedeutsam ist. Ein
unterdrückerisches Regime, besonders ein
ausländisches, denkt immer, dass das Hinrichten
von Terroristen andere abschreckt, sich den
Rebellen anzuschließen.
Dieser Gedanke hängt mit der Arroganz des
Herrschers zusammen, der denkt, dass seine
Untertanen geringwertigere menschliche Wesen
sind. Die reale folge ist immer das Gegenteil.
Der hingerichtete Rebell wird ein nationaler
Held; für jeden hingerichteten Rebellen
schließen sich Dutzende andere dem Kampf an. Die
Hinrichtung brütet Hass aus, der Hass führt zu
mehr Gewalt. Falls auch die Familie bestraft
wird, werden die Flammen des Hasses sogar
höher.
Das ist einfache Logik. Aber liegt jenseits der
Herrscher.
Nur ein Gedanke: vor etwa 2000 Jahren wurde ein
einfacher Zimmermann in Palästina durch
Kreuzigung hingerichtet. Man schaue sich die
Folgen an.
IN JEDER Armee gibt es eine Anzahl von
Sadisten, die sich als Patrioten geben.
Während meiner Militärzeit schrieb ich einmal,
dass in jeder Truppe es wenigstens einen
Sadisten und einen moralischen Soldaten gibt.
Die andern sind weder das eine noch das andere.
Sie werden beeinflusst von einem von ihnen, das
hängt davon ab, wer von den beiden den stärkeren
Charakter hat.
Letzte Woche geschah etwas Schreckliches. Seit
der Verkündigung des amerikanischen
Chef-Trottel zu Jerusalem hat es in der
Westbank und im Gazastreifen tägliche
Demonstrationen gegeben. Die Palästinenser im
Gazastreifen nähern sich dem Trennungszaun und
werfen Steine auf die Soldaten auf der
israelischen Seite. Die Soldaten werden
angewiesen zu schießen. Jeden Tag werden
Palästinenser verletzt, alle paar Tage werden
Palästinenser getötet.
Einer der Demonstranten war Ibrahim Abu-Thuraya,
ein 29Jähriger Querschnitt-Gelähmter arabischer
Fischer. Seine Beine wurden vor neun Jahren
amputiert nachdem er bei einem israelischen
Luftangriff auf Gaza verletzt wurde.
Er wurde durch das unebene Gelände zum Zaun
hin geschoben, als ein Armee-Scharfschütze ihn
zum Ziel nahm und tötete. Er war unbewaffnet,
nur ein „Hetzer“.
Der Mörder war kein gewöhnlicher Soldat, der
ohne zu zielen, ihn im Nahkampf erschossen haben
mag. Er war ein Professioneller, ein
Scharfschütze, der sein Opfer identifizierte
und sorgfältig schoss und genau die Stelle traf.
Ich versuche darüber nachzudenken, was im Gehirn
des Schützen vor sich ging, bevor er schoss. Das
Opfer war nahe. Es war absolut unmöglich, den
Rollstuhl nicht zu sehen. Ibrahim stellte
absolut keine Gefahr für den Schützen oder
jemand anders dar.
(Ein grausamer israelischer Witz entstand
unmittelbar: Den Scharfschützen wurde befohlen,
auf die unteren Körperteile der Demonstranten zu
schießen. Doch Ibrahim hatte keine unteren
Körperteile mehr, der Soldat hatte also keine
Wahl außer auf den Kopf zu schießen)
Dies war ein krimineller Akt, ganz einfach. Ein
abscheuliches Kriegsverbrechen. Was tat die
Armee? – ja meine Armee? Wurde er verhaftet?
Überhaupt nicht. Jeden Tag wird eine neue
Entschuldigung gefunden, eine ist lächerlicher
als die andere. Der Name des Scharfschützen
wird geheim gehalten.
Mein Gott, was geschieht in diesem Land? Was tut
die Besatzung uns an?
Ibrahim ist natürlich über Nacht ein
palästinensischer Nationalheld geworden. Sein
Tod wird andere Palästinenser anspornen, sich
dem Kampf anzuschließen.
GIBT ES keine Lichtstrahlen? Doch es gibt sie.
Doch nicht viele. Ein paar Tage nach dem Mord an
Ibrahim Abu-Thuraya wurde eine fast komische
Szene unsterblich.
Im palästinensischen Dorf Nabi Saleh in der
besetzten Westbank standen zwei voll bewaffnete
israelische Soldaten. Der eine ist ein
Offizier, der andere ein Unteroffizier. Eine
Gruppe von drei oder vier arabischen Mädchen,
etwa 15 oder 16 Jahre alt nähern sich ihnen. Sie
schreien die Soldaten an und machen ausfällige
Handbewegungen. Die Soldaten tun so, als
bemerkten sie sie nicht.
Ein Mädchen Ahd Tamimi nähert sich einem
Soldaten und schlägt ihn. Der Soldat, viel
größer als sie, reagiert nicht. Das Mädchen
kommt noch näher und schlägt den Soldaten ins
Gesicht. Er wehrt sich mit seinen Armen.
>>>
Wie viele Kinder
verlieren ihre Rechte, bevor das Vereinigte
Königreich Sanktionen gegen Israel verhängt? -
Ben Jamal - 26.12.17 - (...) In den zwei Wochen,
seit US-Präsident Trump seine Anerkennung
Jerusalems als Hauptstadt Israels verkündete ,
haben israelische Streitkräfte über 450
Palästinenser in der besetzten Westbank und in
Ost-Jerusalem festgenommen. Die Hälfte davon
sind Kinder, so die Kommission für
palästinensische Gefangene .
Diejenigen, die die Aktionen der IDF verteidigen
wollen, die in den letzten Videos aufgedeckt
wurden, behaupten, dass die Videos zeigen, dass
Soldaten angesichts der Provokation
Zurückhaltung üben. Tatsächlich benutzt Israel
routinemäßig tödliche Gewalt gegen
Palästinenser. Btselm identifizierte zwischen
2009 und 2017 über 1.500 getötete
palästinensische Zivilisten. Im gleichen
Zeitraum töteten israelische Sicherheitskräfte
711 Kinder. Sehr wenige dieser Tötungen führen
zu Strafverfolgung.
Ein 2015 veröffentlichter Amnesty- Bericht
lieferte umfassende Beweise für die staatliche
Unterstützung illegaler Tötungen und stellte
fest, dass "die israelischen Ermittlungssysteme
seit langem dazu dienen, Straffreiheit für
ungesetzliche Tötungen von Palästinensern durch
israelische Militär- und Polizeikräfte
aufrechtzuerhalten".
Als der Fall Ahed Tamimi in die Schlagzeilen
geriet, reagierten die sozialen Medien auch auf
die Ermordung des amputierten Amputators Ibrahim
Abu Thuraya am 16. Dezember.
Er wurde angeblich von einem IDF-Scharfschützen
erschossen, während er in seinem Rollstuhl saß
und bei einem Protest eine palästinensische
Flagge schwenkte. Eine interne Untersuchung, die
innerhalb von drei Tagen durchgeführt wurde,
fand seitens der IDF " kein moralisches oder
professionelles Versagen ".
Im Gegensatz dazu sind die Verurteilungsraten
von Palästinensern vor den Militärgerichten
Israels erstaunlich. Im Jahr 2011 meldete Yesh
Din eine Verurteilungsrate von 99,74 Prozent.
Darüber hinaus stellt Palästina fest, dass
Israel die zweifelhafte Auszeichnung hat, das
einzige Land der Welt zu sein, das systematisch
jedes Jahr zwischen 500 und 700 palästinensische
Kinder in einem Militärhaftungssystem festhält,
das für seine systematische Folter und
Misshandlung von Kindern bekannt ist.
Israels Strategie, die Erzählung zu
kontrollieren, beschränkt sich darauf zu
glauben, dass wenn Menschen Bilder
vollbewaffneter Soldaten sehen, die Kinder
manipulieren und in Käfige schubsen, denken sie,
dass sie etwas getan haben müssen, um dies zu
verdienen, anstatt wie Lineker zu reagieren und
die Bilder krank zu finden .
Angesichts der Tatsache, dass ein
Doppelamputierter in seinem Rollstuhl erschossen
wird, wird er fragen: "Warum hat er
protestiert?" eher als welcher Kontext es jemals
rechtfertigen kann, einen unbewaffneten
behinderten Mann zu erschießen.
Angesichts des Bildes eines unbewaffneten
17-jährigen Mädchens, das einen vollbewaffneten
Soldaten einer Besatzungsarmee schlägt, werden
die Menschen ihn als denjenigen wahrnehmen,
dessen Rechte missbraucht werden, und nicht ihr.
Mit anderen Worten, ihre Strategie beruht
darauf, dass Menschen all ihre angemessenen
moralischen Reflexe aufgeben. Dies ist eine
Strategie, die mit Sicherheit scheitern muss.
Aber während die Bürger auf der ganzen Welt das
wachsende Verständnis für die Art und Weise, wie
Israel ungerechte Macht einsetzt, entwickeln,
bleibt die Aufgabe bestehen, sie
herauszufordern.
Dies erfordert nicht nur die Einbeziehung
betroffener Bürger in die wachsende Bewegung für
Boykott, Desinvestition und Sanktionen (BDS),
sondern auch eine Reaktion der Regierungen, die
über die rhetorische Verurteilung hinaus zu
bedeutsamen Maßnahmen führt, um Israel zur
Rechenschaft zu ziehen.
Es ist positiv zu bewerten, dass 96 britische
Abgeordnete einen frühen Tag-Antrag (EDM) zu
palästinensischen Kindergefangenen unterzeichnet
haben , dem populärsten EDM zu einer
nicht-nationalen Angelegenheit dieses
Parlaments.
Was jetzt im Parlament gefordert wird, ist ein
konzertierter Druck auf die britische Regierung,
Sanktionen gegen Israel zu verhängen,
einschließlich eines Einfuhrverbots für alle
Siedlungsgüter. Wie viele weitere Ahed Tamimis
müssen ihr Recht, ein freies Leben zu führen,
gefährden, bevor wir solche Aktionen sehen? -
Übersetzt mit dem Google Translator -
mehr in englischer Sprache >>>
The New York Times tries to make the Ahed Tamimi
story go away - James - The New York Times ran a
piece today on the very different ways that
Israelis and Palestinians see the slapping
incident involving 16-year-old Ahed Tamimi and
an Israeli soldier. It is titled, “Acts of
Resistance and Restraint Defy Easy Definition in
the West Bank,” and is by David Halbfinger.
The article does everything it can to reduce the
power of the case, in which a brave 16-year-old
girl whose cousin was just shot stands for the
inhumanity of the occupation. No, the whole
point of the article is to make Israel
supporters who may have heard about the incident
shake their heads over Dual Narratives, and then
move along.
Here is the Times‘s model for the whitewash:
1. Make sure the print edition does not include
a single one of the striking, now-viral photos
of Ahed Tamimi’s brave resistance.
2. State nowhere that Israelis are occupiers,
and settlements (colonies) are illegal under
international law.
3. Slyly slip in the following paragraph: “That
her family appears to encourage the children’s
risky confrontations with soldiers offends some
Palestinians and enrages many Israelis.”
4. Barely mention the fact that the illegal
settlement/colony of Halamish has taken over the
village of Nabi Saleh’s access to its spring,
and make no effort to report on who is right.
Instead treat the matter as On the One Hand/On
the Other.
5. In the first sentence, make the Israeli
soldier look like the victim: “A teenage girl, a
kaffiyeh over her denim jacket, screaming in
Arabic, repeatedly punches, slaps and kicks a
heavily armed Israeli army officer, who faces
her impassively, absorbing some blows, evading
others, but never hitting back.” (Make sure you
stick in the kaffiyeh and the “screaming in
Arabic:” perfect Orientalist gems.)
>>>
The face of Palestinian women's defiance is a
16-year-old girl - The Tamimis' struggle is
typical of that of the millions of Palestinians
who have been losing their homes, their land,
their natural resources and their livelihood for
70 years -
Nada Elia - 25. 12. 2017 - Ahed Tamimi has
been protecting her ancestral land since she was
a tender nine years old.
Israel arrests an average of two children every
night, more so since the recent protests that
followed US President Donald Trump’s declaration
|
Weekly demonstrations
- The extended
community of Tamimis have put the small West
Bank town of Nabi Saleh on the map, and in 2013
on the cover of the New York Times Magazine, as
they steadfastly confront the Israeli military
and nearby settlers during weekly demonstrations
against the encroaching settlement of Halamish,
which is stealing their water, and wants to
prevent them from tending their crops.
Ahed's father, Bassem Tamimi, has been
imprisoned for his non-violent resistance
multiple times and last week Israeli soldiers
arrested Ahed herself in a nighttime raid, after
video footage emerged of her slapping an Israeli
soldier who had shot her 14-year-old cousin
Mohammad Fadel, who remains in intensive care.
The next day Ahed's 21-year-old cousin Nour, who
also appears in the video footage, was arrested
the next morning, as well as Ahed’s mother
Nariman, when she showed up to be present for
her daughter’s interrogation.
Sadly, the Tamimis' struggle is not unique.
Rather, it is typical of that of the millions of
Palestinians who have been losing their homes,
their land, their natural resources and their
livelihood for 70 years, and most of whom engage
in non-violent resistance which is met with the
full fury of the powerful Israeli military.
>>>
26. 12. 2017
Ahead Tamimi ist das Symbol für eine neue Generation des palästinensischen Widerstands geworden - Ben Ehrenreich - 23.12.2017 - Ahead war 11, als ich sie traf, ein kleines blondes Mädchen, ihr Haar beinahe größer als sie selbst. Ich erinnere mich an das Gesicht, das sie machte, wenn ihre Mutter ihr morgens im Wohnzimmer die Knoten in ihrem Haar auskämmte.Das zweite Mal kam ich zu einer Demonstration nach Nabi Saleh, dem Dorf in der Westbank, wo sie lebt, Ahead und ihre Cousine Marah führten den Demonstrationszug an. Nicht weil sie das wollten, aber die israelische Grenzpolizei machte Jagd auf jeden, schrie und warf Lärmgranaten, und Ahead und Marah rannten an der Spitze der Menge. So war es immer gewesen. Das israelische Militär drängt immer weiter – ins Dorf, in den Hof, ins Haus, in das Fleisch, in die Schädel, das Gewebe, die Knochen ihrer Familie und ihrer Freunde – und Ahead ist schließlich draußen an der Front, wo jeder sie sehen kann. Letzte Woche war sie wieder dort, nachem ein Video von ihr, wie sie einen israelischen Soldaten ohrfeigt, herumgegangen ist. Ich kann euch versichern, dieser Ort, war nicht der, an dem sie unbedingt sein wollte. Sie wäre lieber bei ihren Freunden, an ihren Handys, Dinge tun, die Teenager eben tun. Sie wäre lieber ein Kind als eine Heldin.
Aheads Bild flog zum ersten Mal um die Welt, nicht lange nachdem ich sie getroffen hatte. Auf diesem Foto hebt sie ihren mageren Arm, um mit ihrer leeren Hand in das Gesicht eines israelischen Soldaten zu schlagen, der doppelt so groß ist wie sie. Seine Kameraden hatten gerade ihren Bruder festgenommen. Über Nacht wurde sie zu etwas, was ein Kind nie sein sollte: ein Symbol.
Die Demonstrationen waren jetzt in ihrem dritten Jahr. Israelische Siedler hatten eine Quelle im Tal zwischen ihrem Dorf und der Siedlung Halamish beschlagnahmt, und Nabu Saleh hatte sich mit einer Handvoll Menschen aus anderen Dörfern zusammengetan, die den Weg gewaltlosen Widerstands wählten, jeden Freitag mit einem Demonstrationszug gegen die Besatzung zu demonstrieren, Woche um Woche. Aheads Cousin Mustafa Tamimi ist bereits getötet worden, eine Tränengaskartusche wurde ihm hinten aus einem israelischen Armeejeep ins Gesicht gefeuert. Dem Bruder ihrer Mutter, Rushdie Tamimi [...] wurde im November 2012 von einem israelischen Soldaten in den Rücken geschossen, gleich unterhalb des Hügels, auf dem ihr Haus steht. Nichts davon ist wirklich ungewöhnlich, nur dass das kleine Dorf nicht aufhörte. Sie hatten weiterhin Verluste und marschierten weiterhin jeden Freitag zur Quelle. Meistens kamen sie nicht nahe ran. An den meisten Freitagen stoppten die Soldaten sie mit Tränengas und verschiedenen anderen Projektilen, bevor sie die Biegung der Strasse erreichten. Die Armee kam auch während der Woche, gewöhnlich vor Tagesanbruch, führte Festnahmen durch, durchsuchte Häuser, verbreitete Angst und übermittelte eine Botschaft, die immer deutlicher wurde: euer Leben, eure Häuser, euer Land, sogar euer Körper und der eurer Kinder – nichts davon gehört euch. Letzte Woche kamen die Soldaten für Ahead. Ich kann das jetzt schwer verstehen, ich dachte, es würde ihr nicht passieren. Ich dachte, das würde ihr erspart bleiben, dass es ihr erlaubt würde die Schule abzuschließen und zur Universität zu gehen und ohne diese Unterbrechung die mutige und brillante Frau zu werden, die sie sicher eines Tages sein wird. Ich nahm an, dass ihre Brüder und die Cousins zu einem bestimmten Zeitpunkt alle ins Gefängnis gehen würden – die meisten sind schon ins Gefängnis gegangen – und dass einige von ihnen verletzt würden oder noch schlimmer. Jedes Mal, wenn ich Nabi Saleh besuche und in die Gesichter der Kinder schaue, wage ich nicht mich zu fragen, wer es sein wird und wie schlimm. Zwei Freitage zuvor, eine Woche nachdem Ahead die Soldaten aus ihrem Hof vertrieben hatte, war es ihr Cousin Mohammad, einer der engsten Freunde ihres kleinen Bruders. Ein Soldat schoss ihm ins Gesicht. Die Kugel – Gummi ummantelt, aber doch eine Kugel – blieb in seinem Schädel stecken. Eine Woche später liegt er immer noch in einem künstlichen Koma.
Wenn ihr das Video gesehen habt, das zu ihrer Verhaftung geführt hat, mögt ihr euch fragen, weshalb Ahead so wütend auf die Soldaten war, die in ihren Hof eingedrungen waren, weshalb sie sie anschrie, sie sollten (den Hof) verlassen, weshalb sie ihn geschlagen hat. Das ist der Grund. Und tausend andere Gründe. Ihr Onkel und ihr Cousin getötet. Ihrer Mutter ins Bein geschossen, mehr als ein Jahr auf Krücken. Ihre Eltern und ihr Bruder ihr gleichzeitig für Monate weggenommen. Und nie Ruhe in der Nacht, immer ist es möglich, dass sie aufgeweckt würde, wie am Dienstag frühmorgens, wie schon viele Male zuvor, Soldaten an der Tür, in ihrem Haus, in ihrem Zimmer, um irgend etwas mitzunehmen. >>>
Amira
Hass schreibt über die Tamimi-Familie und die
Geschichte hinter der Verhaftung von Ahed Tamimi.
- Blond, so erinnern sich die Israelis an die
Kinder von Nabi Saleh, die die bewaffneten
Soldaten, die mit Blumen und Schokolade in ihre
Häuser einmarschieren, nicht begrüßen. Also für
den Anfang, hier sind drei Fakten. Zum einen
gibt es auch Kinder mit braunen Haaren und
grünen Augen. Zweitens: Israel hat gestohlen und
setzt den Diebstahl des Landes und der Quellen
des Dorfes mit Hilfe der halamischen Siedlung
fort. Und drittens, wie ich in der Vergangenheit
geschrieben habe, sind die Leute von Nabi Saleh
echte Witzbolde.
Sie scherzen über fast alles (Bassem Tamimi,
wenige Stunden nach der Verhaftung seiner
Tochter Ahed: "Die Zionisten sind mit dem
Interview mit mir fertig. Jetzt habe ich Zeit
für dich." Dann gab es die Zeit, während der
zweiten Intifada, als ein Grenzpolizist Abd
al-Rahman, einen Mann aus dem Dorf, erwischte,
der auf einer Straße fuhr, die für Palästinenser
gesperrt war. Er befahl ihm, anzuhalten und
fragte nach seiner Adresse. Nabi Saleh, kam die
Antwort. Der Name läutete eine Glocke für den
Soldaten. Wir verbrachten dort einige Tage in
einem Militärposten in einem Haus, das wir
beschlagnahmt hatten", sagte er. Abd al-Rahman
antwortete: "Gut, ich bin gekommen, um die Miete
zu kassieren." Der Soldat brach lachend aus und
ließ den Spaßvogel seinen Weg gehen.
Von ihnen habe ich diesen historischen Witz
gehört: Die ersten Tamimi kamen aus
Saudi-Arabien. Vor dem Islam war er Winzer
gewesen. Der Prophet Mohammed versuchte, ihn
davon zu überzeugen, nach Hebron zu ziehen, um
ihm zu helfen, seine Botschaft dort zu
verbreiten. Was werde ich in Hebron finden,
fragte Tamimi. Sie bauen dort wunderbare
Weintrauben an, kam die überzeugende Antwort.
Und so ließ sich die Familie Tamimi in Hebron
nieder und verbreitete sich von dort aus in ganz
Palästina.
Ich habe keine Witze im Krankenhaus gehört, in
dem Mohammed Tamimi seit über einer Woche liegt.
Am Freitag, dem 15. Dezember, wurde ihm von
einem namenlosen Soldaten aus nächster Nähe mit
einem gummierten Metallgeschoss ins Gesicht
geschossen. Das regt die Israelis nicht auf. Der
Junge war auf eine Leiter gestiegen, die sich an
die Wand lehnte, die ein leerstehendes Haus
umgab, in dessen Hof oder Schuppen Soldaten
postiert waren. Als Mohammeds Kopf über die
Mauer stieß, wurde er erschossen; der
Eintrittspunkt der Kugel lag knapp unter seinem
linken Nasenloch.
Als die Kugel durch seine Wange schoss und
hinter seinem Ohr stoppte, fiel Mohammed von der
Leiter, die mindestens zwei Meter hoch war. Er
war bewusstlos und blutete so stark, dass die
Menschen um ihn herum, keine Fremden für
Schießereien, erschrocken waren. Zwei
Jugendliche riefen "Mohammed ist verletzt" und
die Nachricht erreichte das Haus seiner Eltern.
Sie liefen los, um ihn zu holen und fuhren ihn
in das Dorf Beit Rima, das über einen
Intensivtransportwagen verfügt. Auf dem Weg zum
Krankenhaus stießen sie auf einen mobilen
Armeekontrollpunkt. Zuerst wollten die Soldaten
den Krankenwagen nicht durchlassen, sagt
Mohammeds Vater Fadel. Dann öffnete die
Krankenwagenbesatzung die Tür und die Soldaten
sahen die verwundete Jugend. Yallah, los, sagten
sie, der Vater bemerkte Panik und Dringlichkeit
in ihren Stimmen.
Das Istishari Arab Hospital befindet sich auf
der Nordseite von Ramallah, am Rande des
Vorortes Rehan. Es ist neu und privat, gegründet
von einer Reihe palästinensischer
Geschäftsleute. Von den Fenstern aus hat man
einen Blick auf eine hügelige Landschaft mit
Feldern und Obstgärten und Dorfhäusern. Die
Zimmer sind geräumig, und der Empfangsbereich
jeder Station ist mit bequemen Stühlen für die
Besucher ausgestattet. Mohammeds Familie saß in
einem solchen Wartebereich, während sieben
Chirurgen daran arbeiteten, sein Leben zu
retten.
Die Operation begann um 21.30 Uhr und dauerte
bis 4.30 Uhr. Mohammeds Mutter, Imtithal, hat
zwei Tage lang weder gegessen noch geschlafen.
Am Montag holten die Ärzte Mohammed aus der
Betäubung. Sobald seine Familie sah, dass er sie
alle erkannte, begannen sie wieder zu lächeln.
Hätte die Kugel nur einen halben Millimeter zur
Seite geschlagen, hätten sie keinen Sohn mehr
gehabt, sonst wäre er nicht mehr er selbst
gewesen.
Im gemütlichen Wartezimmer bietet sein Bruder
den Besuchern Kaffee und Pralinen an. Mohammed
kann nur zweimal täglich Besucher haben, eine
Stunde am Nachmittag und eine Stunde am Abend,
und nur zwei Personen auf einmal. Am
Mittwochnachmittag saß seine Mutter eine halbe
Stunde bei ihm und kam dann glücklich aus dem
Zimmer. "Er hat es eilig. Er will nach Hause",
sagte sie lächelnd. Einer seiner Brüder kam aus
dem Zimmer und sagte: "Er will Iman sehen", die
Verlobte des ältesten Bruders. Alle lächeln.
Mohammed spricht mit schwacher Stimme, sein
Gesicht ist noch immer stark bandagiert. Er
verstauchte sich auch die rechte Schulter, als
er fiel, und es fällt ihm schwer, seinen Arm zu
bewegen. Aber er kennt jeden mit Namen und
erinnert sich an das, was passiert ist.
Der Besucherstrom lässt nie nach. Aus dem Dorf
und aus den benachbarten Dörfern, von der
Arbeit, von Freunden, Kabinettsmitgliedern,
einfachen Leuten. Sie setzen sich ein wenig hin
und gehen dann wieder. Den ganzen Tag lang nimmt
der Vater Anrufe entgegen. "Alles ist in
Ordnung", sagt er, "Mohammed hat sich heute 100
Stufen verbessert."
Nachdem 1978 mit dem Bau auf Halamish, auf dem
Land von Nabi Saleh und anderen Dörfern begonnen
wurde, kam ein amerikanischer Journalist, um die
Dorfbewohner zu interviewen, sagen sie. "Wie
lange bist du schon hier", fragte er den
Dorfältesten. Der Älteste nahm den Reporter am
Ärmel und führte ihn auf die Spitze eines Hügels
mit Blick auf ein grünes, kultiviertes Wäldchen.
Siehst du das Wadi, junger Mann? Als Adam und
Eva dort unten herumtollten, waren wir schon
da."
Quelle facebook übersetzt mit DeepL
23. 12. 2017
Meinung: Die Chutzpe eines Mädchens: Drei Gründe, weshalb ein palästinensischer Teenager Israel in den Wahnsinn treibt - Gideon Levy - 21.12.2017 - Letzten Dienstag schossen Soldaten der israelischen Verteidigungskräfte Hamed al-Masri, 15, in den Kopf und verletzten den unbewaffneten Jungen aus Salfit schwer. Am Freitag schossen Soldaten dem unbewaffneten Mohammed Tamimi aus Nabi Saleh, ebenfalls 15, in den Kopf und verletzten ihn schwer. Am selben Tag stand Ahead Tamimi, 16, mit einer Freundin im Hof ihres Hauses, und ohrfeigte einen Offizier der IDF, der in ihr Haus eingedrungen war.
Israel wachte wütend aus seinem Schlaf auf: Wie wagt sie es. Die drei Opfer der barbarischen Schiesserei interessierten die Israelis nicht, und die Medien haben gar nicht über sie berichtet. Aber die Ohrfeige (und der Tritt) von Tamimi löste Wut aus. Einen Soldaten, dessen Freunde Palästinenser fast täglich ohrfeigen, schlagen, verschleppen und natürlich auf sie schiessen.
Sie hatte wirklich Chutzpe. Sie brach die Regeln. Ohrfeigen sind nur erlaubt, wenn Soldaten es tun. Sie ist die wirkliche Provokation, nicht der Soldat, der in ihr Haus eindrang. Sie, der drei nahe Angehörige von der Besatzung getötet wurden, deren Eltern unzählige Male inhaftiert waren, und deren Vater zu vier Monaten Haft verurteilt worden ist, weil er am Eingang eines Lebensmittelladens demonstriert hatte – sie wagte es, gegen einen Soldaten Widerstand zu leisten. Palästinensische Chutzpe. Tamimi sollte sich wahrscheinlich in den Soldaten, der in ihr Haus eingedrungen war, verlieben, Reis über ihn werfen, aber undankbar, wie sie ist, belohnte sie ihn mit einer Ohrfeige. Das kommt alles von der "Hetze". Sonst würde sie ihren Besatzer nicht hassen.
Aber es gibt andere Quellen für die unbezähmbare Lust sich an den Tamimi zu rächen. (Bildungsminister Naftali Bennet: "Sie sollte ihr Leben im Gefängnis beenden.") Das Mädchen aus Nabi Saleh macht mehrere Mythen der Israelis zunichte. Am schlimmsten von allem: sie wagte es, den israelischen Mythos der israelischen Männlichkeit zu beschädigen. Plötzlich stellt sich heraus, dass ein Mädchen mit leeren Händen gegen einen heroischen Soldaten, der Tag und Nacht kühn und mutig über uns wacht, antritt. Was geschieht denn mit unserem Machismo, den Tamimi so einfach erschüttert, mit unserem Testosteron?
Plötzlich sehen die Israelis den grausamen, gefährlichen Feind, dem sie gegenüber stehen: ein 16-jähriges Mädchen mit gelockten Haaren. Die ganze Dämonisierung und Entmenschlichung in den kriecherischen Medien werden auf einen Schlag in der Konfrontation mit einem Mädchen in einem blauen Sweater erschüttert.
Die Israelis drehen durch. Das ist nicht das, was man ihnen erzählt hat. Sie sind es gewohnt, von Terroristen, Terror und mörderischem Verhalten zu hören. Es ist schwer, Ahead Tamimi all dessen zu beschuldigen; sie hatte nicht einmal eine Schere in der Hand. Wo ist die Grausamkeit der Palästinenser? Wo ist die Gefahr? Wo ist das Böse? Du könntest verrückt werden. Plötzlich sind die Karten neu gemischt: Für einen Augenblick schaute der Feind so menschlich aus. Natürlich kannst du sich auf die israelische Maschinerie der Propganda und Gehirnwäsche verlassen, die so effizient ist, dass Tamimis Charakter ihr bald zum Opfer fallen wird. Auch sie wird bald das Etikett einer grausamen Terroristin erhalten, die zum Töten geboren ist; es wird heißen, sie hätte keine entschuldbaren Motive, und es gäbe keinen Zusammenhang, der ihr Verhalten erklärt.
Ahead Tamimi ist eine Heldin, eine palästinensische Heldin. Sie hat es geschafft, dass die Israelis durchdrehen. Was werden die Militärkorrespondenten, die rechten Hetzer und Sicherheitsexperten sagen? Wie gut sind 8200, Oketz, Duvdevan, Kfir und all die anderen Spezialeinheiten, wenn die IDF am Ende des Tages mit einer hilflosen Zivilbevölkerung konfrontiert ist, die von der Besatzung genug hat, konfrontiert in Gestalt eines Mädchens mit einer Keffiyeh über den Schultern?
Wenn es nur mehr von ihnen gäbe. Vielleicht sind Mädchen wie sie imstande die Israelis aufzurütteln. Vielleicht wird die Intifada der Ohrfeigen Erfolg haben, wo alle anderen Methoden des Widerstands, gewaltsame und gewaltlose, gescheitert sind.
Inzwischen hat Israel auf die einzige Weise reagiert, die es kennt: nächtliches Abführen und Verhaftung mit ihrer Mutter. Aber in seinem Innersten weiß wahrscheinlich jeder anständige Israeli, wer Recht hat und wer nicht, und auch wer stark ist und wer schwach. Der Soldat, der vom Kopf biszu den Zehenspitzen bewaffnet in ein Haus eindringt, das nicht ihn gehört, oder ein unbewaffnetes Mädchen, das sein Zuhause und seine verlorene Ehre mit bloßen Händen mit einer Ohrfeige verteidigt? Quelle Übersetzung: K. Nebauer
Mädchen gegen Soldat
- Alexandra Föderl-Schmid - (...) In dieser
Phase versuchten Palästinenser und deren
Unterstützergruppen ihre Erzählweise ins Netz
und in die Welt zu bringen: Das Mädchen sei eine
Heldin, so der Tenor, es habe schwer bewaffnete
Soldaten vorgeführt. Auch auf Ahed Tamimis
Facebook-Seite wurde es zigfach geteilt.
Fast alle in der Familie sind Aktivisten. Ein
Onkel wurde erschossen - Im Gespräch mit der
israelischen Zeitung Haaretz sagte ihr Vater
Bassem nicht, wer die Aufnahmen gemacht hat:
"Jemand aus dem Ort hat den Vorfall mit Ahed
gefilmt, und wir haben entschieden, das ins Netz
zu stellen", sagte er. Die Aufregung darüber ist
für ihn Grund, warum seine Tochter, die Nichte
und inzwischen auch seine Frau festgenommen
wurden. Seine Tochter sei am Dienstag kurz vor
vier Uhr früh von Soldaten aus dem Bett geholt
und abgeführt worden, berichtet der Vater.
Die ganze Familie ist für ihre Aktivitäten gegen
die israelische Besatzung bekannt. Die
Auseinandersetzungen begannen 2009, als die
Bewohner von Nabi Saleh dagegen protestierten,
dass ihnen Land und Quellen genommen wurden für
den Ausbau der jüdischen Siedlung Halamish.
Bassem Tamimi saß selbst zwei Mal im Gefängnis,
er wurde zu 18 Monaten und dann noch einmal zu
drei Monaten Haft verurteilt. Seine Frau wurde
drei Mal verhaftet, ein Bruder von ihr wurde von
israelischen Soldaten bei einer Demonstration
erschossen. Den Eltern Aheds wurde vorgeworfen,
ihre Kinder zu instrumentalisieren, weil diese
Fernsehinterviews gaben und sich bei ihren
Protestaktionen filmen ließen.
Auch am vergangenen Freitag wurde protestiert -
gegen die Entscheidung von US-Präsident Donald
Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels
anzuerkennen. Dabei kam es zu
Auseinandersetzungen mit israelischen
Streitkräften. Ein Verwandter von Ahed, der
15-jährige Mohammed Tamimi, wurde von einem
Geschoss schwer verletzt, er liegt im Koma. Nach
Angaben des Vaters Bassem Tamimi war das der
Auslöser für das Verhalten seiner Tochter
gegenüber den Soldaten.
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22. 12. 2017
Hohe Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Wie Israel den Widerstandsgeist von
palästinensischen Kindern bricht
Arn Strohmeyer
Immer mehr Juden in Deutschland fühlen sich nach eigenen Angaben bedroht und sprechen von „anwachsendem Antisemitismus“. Es ist schwer nachzuprüfen, ob diese „Bedrohung“ einen realen Hintergrund hat oder nur hysterische Panikmache ist. Aber wenn ein Kern Wahrheit daran ist, dann sollte man auch bedenken, dass in der ganzen Diskussion in Deutschland ein Argument völlig fehlt: Wegen Israels brutaler Besatzungs- und Unterdrückungspolitik gegenüber den Palästinensern herrscht Kriegszustand zwischen Israelis und Palästinensern und auch den meisten Arabern, der auch auf deutschem Boden ausgetragen wird. Israels Okkupationspolitik produziert geradezu den „Antisemitismus“, über den hierzulande so geklagt wird, der in Wirklichkeit aber ein Antizionismus oder Anti-Israelismus, also Kritik an der Politik dieses Staates ist. Aber die deutsche Politik wagt nicht, diese Tatsache beim Namen zu nennen und daraus die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen: Druck auf Israel auszuüben, damit dieser Staat endlich seine völkerrechts- und menschrechtswidrige Besatzungspolitik beendet.
Ein Fall aus dieser Besatzungspolitik, wie er sich im besetzten Westjordanland täglich ereignet: Ein israelisches Gericht hat jetzt die Haft des 16jährigen palästinensischen Teenagers Ahed al-Tamimi verlängert. Das Mädchen war am Dienstag bei einer Razzia israelischer Sicherheitskräfte im Haus ihrer Familie in dem Dorf Nabi Saleh verhaftet worden, ihre Mutter wurde anschließend festgenommen, als sie ihre Tochter im Gefängnis besuchen wollte. Was hat sich das junge Mädchen zuschulden kommen lassen? Es hat wie andere Mitglieder seiner Familie Widerstand gegen die Besatzung geleistet, was ihr nach internationalem Recht zusteht, wenn er sich nicht gewaltsam gegen Zivilisten richtet. Aber im Besatzerstaat Israel werden grundlegende Rechte wie die Äußerung der freien Meinung, das Veröffentlichen und Verbreiten von Dokumenten des Widerstandes und jede Formulierung von oppositionellen Gedanken hart bestraft.
Der Fall ist aber offenbar so bedeutsam, dass selbst Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman dazu Stellung nahm. Er sagte, dass Ahed nicht die einzige sein werde, die die Konsequenzen ihres Handelns tragen müsse. Und drohend fügte er hinzu, auch alle um sie herum – also auch ihre Verwandten – würden das bekommen, was sie verdienten. Was Ahed konkret vorgeworfen wird, konnte der Minister nicht sagen, das scheint auch nebensächlich zu sein. Seine Drohung, gegen Aheds Familie vorzugehen, nennt man in Rechtsstaaten schlicht „Sippenhaft“.
Der Fall Ahed al-Tamimi ist nur einer von hunderten ähnlichen in jedem Jahr. Rund 300 bis 400 Kinder sitzen wegen „Widerstand“ gegen die Besatzung ständig unter furchtbaren Bedingungen in israelischen Gefängnissen. Die Gesamtzahl der palästinensischen Gefangenen liegt konstant zwischen 6000 und 7000. Seit 1967 hat Israel eine Million Palästinenser aus politischen Gründen inhaftiert. Kinder können nach dem israelischen Militärrecht, das für die Palästinenser im Westjordanland gilt, bereits ab einem Alter von 12 Jahren zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt werden – etwa wegen Steinewerfen gegen israelische Militärs oder deren Fahrzeuge. Nach diesem Militärrecht können Verhaftete – auch Kinder – 90 Tage ohne juristischen Beistand bleiben. Besuch ihrer Angehörigen werden ihnen nur selten gestattet.
Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF hat gegen die Behandlung palästinensischer Kinder durch Israel immer wieder protestiert, aber ohne Erfolg. In einem UNICEF-Bericht von 2013 heißt es: „Die Misshandlung von palästinensischen Kindern in israelischen Gefängnissen scheint weit verbreitet, systematisch und institutionalisiert zu sein. (…) Das Muster der Misshandlung beinhaltet die Verhaftung von Kindern zu Hause zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens durch schwerbewaffnete Soldaten, die Praxis, Kindern die Augen zu verbinden und ihre Hände mit Plastikfesseln zu fixieren, physische und verbale Misshandlung während der Transporte zum Ort des Verhörs, (…) die Befragung mittels physischer Gewalt und Drohungen (…) und fehlender Beistand durch Anwälte und Familienmitglieder während des Verfahrens.“ Palästinensische Kinder sollen offenbar auf diese Weise seelisch gebrochen werden, damit sie nie wieder auf den Gedanken kommen, Widerstand gegen Israel zu leisten, das heißt, für ihre eigenen Rechte als Individuen und Volk einzutreten.
Die israelische Soziologin Eva Illouz von der Universität in Jerusalem hat die aktuelle Lebenssituation der palästinensischen Bevölkerung unter der Besatzung, einschließlich der von Frauen und Kindern, mit einem Zustand der Sklaverei verglichen. Die Lebensumstände dieser Menschen, so Illouz, stellten uns vor eine der großen moralischen Fragen unserer Zeit und seien in mancher Beziehung vergleichbar mit der Sklaverei, die die USA im 19. Jahrhundert spaltete. Die Soziologin schreibt wörtlich: „Wenn die Mehrheit der palästinensischen Bevölkerung unter Bedingungen lebt, unter denen ihre Freiheit, Würde, körperliche Unversehrtheit, Möglichkeit zu arbeiten, Eigentum zu erwerben, zu heiraten – und ganz allgemein – ihre Zukunft zu planen, von der Willkür und Macht ihrer israelischen Herren abhängt, man diese Bedingungen nur bei ihrem wahren Namen nennen kann: Zustände der Sklaverei.“
An all dies sollte man denken, wenn über das angebliche Anwachsen des Antisemitismus in Deutschland und anderen Ländern Europa geklagt wird. Man darf sich nichts vormachen: Die furchtbaren Zustände in Palästina und der Hass auf Israelis bzw. Juden (zumeist, aber nicht nur von Arabern) hierzulande hängen sehr eng miteinander zusammen. Wie würden Juden ganz allgemein und speziell Israelis reagieren, wenn irgendwo auf der Welt Juden das angetan würde, was Israelis Palästinensern jeden Tag antun? 20.12.2017
Zwei weitere Tamimi-Familienmitglieder sind
verhaftet worden, als Ahed, 16, vor Gericht
erscheint
- Ahed Tamimi heute Morgen vor dem
Militärgericht, aus Tali Shapiros Twitter-Feed.
Heute gewinnt die Verhaftung von Ahed Tamimi,
16, im besetzten Nabi Saleh am frühen
Dienstagmorgen, nachdem ein Video aufgetaucht
ist, das zeigt, wie sie einen israelischen
Soldaten schlägt, weltweite Aufmerksamkeit, auch
von der Washington Post. Auf die Verhaftung von
Ahed durch israelische Soldaten folgte die
Verhaftung ihrer Mutter Nariman.
Heute erschien Ahed vor einem Militärgericht,
und es gibt Berichte über Social Media, dass
zwei weitere Mitglieder der Tamimi-Familie
verhaftet wurden. Vor allem Bassem Tamimi, der
Vater von Ahed, soll während des
Gerichtsverfahrens verhaftet worden sein. Und
ein Cousin, Noor, der angeblich in dem
Slapping-Video auftauchte, wurde gestern
verhaftet - unter den Behauptungen von
israelischen Anhängern, der Vorfall sei ein
Beispiel für "Pallywood", Begegnungen, die
angeblich von Palästinensern inszeniert wurden,
um die Besatzung bekannt zu machen.
Übersetzt mit DeepL -
mehr dazu in englisch >>>
Über die palästinensischen Mädchen Ahed Tamimi und Janna Jihad aus Nabi Saleh
At 16, Israel promised me freedom. Why does it deny it to Ahed Tamimi? - Looking at the images of Ahed in court, I know we can never truly be free as long as we deny another people their freedom. And I wonder what freedom actually means if it takes locking up people like Ahed to secure it. - Simone Zimmerman - (...)
This week, in the
middle of the night, Israeli soldiers burst into
Tamimi family home in the West Bank village of
Nabi Salah, and arrested 16-year-old Ahed. When
her mom went to check on her at an Israeli
police station, she too was arrested. Ahed is
currently facing at least five more days of
detention. Her 21-year-old cousin was also
arrested, and her father is being investigated.
All because she confronted Israeli soldiers
outside her house.
Ahed has lived her entire life under occupation.
Her entire life she has watched Jewish
settlements expand around her village,
encroaching on her community’s land. She has
watched soldiers raid her home and harass her
family, she has seen members of her village shot,
including Mustafa, who was killed after being
shot in the face with a tear gas canister, and
Mohammed, who this week was shot in the face
with a rubber bullet and was in a coma for
several days. He is younger than Ahed.
Ahed has been resisting her entire life,
fighting for her family and her home against a
state and an army that want to crush their will
and their power. I am sure much of her daily
life also includes the simple joys and
trivialities that I enjoyed when I was 16. I do
not want to reduce her to a one-dimensional
victim of her conditions, or a one-dimensional
hero. But she also is both of those things. She
is certainly a hero.
If I had a foreign occupier standing on my
doorstep, I too would want to push them off. Had
my friends and family been hurt by soldiers,
they would see no compassion from me. If
resisting a foreign military was my regular
Friday activity at 16, getting some badass
warrior princess action photos in the process
would be essential. I also wanted to look hot
and badass in my photos when I was 16. And I got
to take those photos sitting on my driveway with
no soldiers around to bother me.
I think back to my life when I was 16, and the
power and freedom I felt from this place. Then I
look at Ahed, the freedom and power this place
wants to destroy, and I want to weep.
Looking at the images of Ahed in Ofer Military
Court, I know we can never truly be free as long
as we deny another people their freedom. I
wonder what freedom actually means if it takes
locking up people like Ahed to secure it.
>>>
20. 12. 2017
Quelle Facebook - um die Bilder zu vergrößern auf die Bilder klicken
Israeli forces shoot boy in face, arrest sister
for protesting, arrest mother for looking into it
- Sheren Khalel - Israeli soldiers forced their
way into the Nariman and Bassem Tamimi’s home before
dawn on Tuesday, the way they have done dozens of
times before — only this time instead of leaving
with Nariman or Bassem, they arrested the couple’s
16-year-old daughter, Ahed Tamimi.
It is alleged that Ahed was arrested for slapping
a soldier during a demonstration the day before.
The demonstration was organized to protest Israel’s
use of force during a protest on Friday, when Ahed’s
14-year-old brother Mohammed was shot in the face
by an Israeli soldier, leaving him in critical condition.
After a six-hour surgery the boy was put into a
medically induced coma for at least 72 hours.
With one child in the hospital, expected to be brought
out of his coma that day, and another being held
in some unknown location by the Israeli government,
Nariman faced any parent’s worst nightmare. For
Nariman, a Palestinian mother, activists and medic
from Nabi Saleh, one of the occupied West Bank’s
most politically contentious villages, there was
no time to grieve for her situation. She knew her
son was in the hands of doctors, so she headed to
Israel’s Binyamin Detention Center to figure out
where her daughter had been taken. By 1:30 p.m.
she too was detained. On Tuesday evening an Israeli
court told Bassem that both his wife and daughter
would be
>>>