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Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

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Texte von Arn Strohmeyer

Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 

Allerbeste Freunde

Was der Antisemitismus-Beauftragte nicht wahrhaben will: Israel und das Apartheid-Südafrika verband eine geradezu innige Beziehung

Arn Strohmeyer - 17. 5. 2020

Wenn in Deutschland Israel als „Apartheidstaat“ bezeichnet wird und auch noch Vergleiche mit dem Apartheidstaat Südafrika angestellt werden (wie jetzt in der Debatte um Achille Mbembe), dann klingeln bei den Antisemitismusbeauftragten und den Anhängern Israels alle Alarmglocken, und der „Antisemitismus“-Vorwurf folgt auf dem Fuße. Dabei drängt sich bei einer Analyse der israelischen Realität die Bezeichnung Apartheid geradezu auf. Im Herrschaftsbereich des zionistischen Staates leben fünf Millionen Palästinenser ohne politische und bürgerliche Rechte – weggesperrt hinter Mauern und Zäunen – in „besetzten Gebieten“, die nichts anderes sind als Reservate, die man in Südafrika „Bantustans“ oder „Homelands“ nannte. Im Westjordanland gibt es für die jüdische und die palästinensische Bevölkerung eine getrennte Gerichtsbarkeit und auch getrennte Straßen. Die Palästinenser im Kernstaat Israel sind in jeder Weise diskriminiert und deshalb Menschen zweiter Klasse, was durch das Nationalstaatsgesetz sogar gesetzlich festgeschrieben ist.


Südafrikaner, die Israel und die besetzten Gebiete besucht haben, haben sich immer wieder in der Weise geäußert, dass die Verhältnisse dort viel schlimmer seien als im Apartheid-Südafrika, denn in den Homelands und Bantustans sei die Absperrung nicht so total gewesen und die weißen Herren hätten dort trotz aller Unmenschlichkeit des Systems niemals so brutale Militäraktionen durchgeführt wie Israel im Westjordanland und im Gazastreifen. Wie stand es aber um die Beziehungen zwischen Israel und dem Südafrika der Apartheid? Haben die Israelis dieses rassistische System verabscheut und gemieden, weil die Juden selbst in ihrer Geschichte so oft Opfer des Rassismus waren? Der folgende Text soll darüber Auskunft geben.


An einem Aprilabend des Jahres 1976 saß der israelische Psychologieprofessor Benjamin Beit-Hallahmi von der Universität Haifa in seiner Wohnung vor dem Fernsehgerät und schaute sich die Abendnachrichten an. Eines der Tagesereignisse, die er das sah, machte ihn tief betroffen und hatte für seine Arbeit Folgen. Denn das Fernsehen zeigte, wie der Premierminister des Apartheidstaates Südafrika, Johannes (John) Vorster, der zum Staatsbesuch in Israel weilte, in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem einen Kranz niederlegte. Beit-Hallahmi bezeichnet die Szene als „surreal“: „Dass das israelische Außenministerium die Taktlosigkeit besaß, einen aktenkundigen Nazi-Kollaborateur zu einer Gedenkstätte für die Opfer des Nazismus zu führen und ihn dann einen Vortrag über die Nazis anhören zu lassen, fand ich höchst erstaunlich.“


Bait Hallahmi konnte es nicht fassen, dass in Israel ein Nazi-Kollaborateur mit allen Ehren empfangen wurde, der nach israelischem Gesetz beim Betreten des Landes eigentlich hätte verhaftet und vor Gericht gestellt werden müssen, stattdessen wurde er von Ministerpräsident Rabin auf dem Flughafen mit herzlicher Umarmung begrüßt. Beit-Hallahmi hatte Mühe, das Gesehene politisch einzuordnen.


Er merkte dazu an: „Ich begann nachzudenken und konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses bizarre Ereignis eine ganze Menge über Israel aussagte. Es war nicht nur die Taktlosigkeit, die mich störte. Ich hatte das unheimliche Gefühl, Zeuge einer Inszenierung zu sein, durch die das Unerhörte in Normalität verwandelt wurde. Das Schauspiel war in der Tat unerhört, aber es hatte etwas beeindruckend Wahres. Und dann begriff ich: Vorster in der Holocaust-Gedenkstätte! Was für eine Selbstdarstellung Israels! Vielleicht zeigte unser Land hier sein wahres Gesicht, präsentiert zu unser aller Aufklärung von einem mit seltenem komischem Talent begabten Regisseur. Hier war ein alter Nazi-Sympathisant, und er bewies mehr Taktgefühl als seine israelischen Gastgeber, gab sie aber zugleich der Lächerlichkeit und der Kritik preis. Auch wenn die mannigfaltigen Bedeutungsnuancen dieses szenischen Kunstwerks den meisten Zuschauern verborgen geblieben sein mögen, so hätte doch keinem echten Filmregisseur, der nach einer exemplarischen israelischen Einstellung gesucht hätte, etwas Besseres einfallen können.“


Beit-Hallahmi dachte über das im Fernsehen Gesehene immer wieder nach und hatte das Gefühl, „hier auf ein zutiefst symbolisches Bild gestoßen zu sein, ein Gleichnis für den Charakter des Staates Israel. So mancher wird dies als eine ungerechtfertigte Übertreibung oder als unbegründeten Vorwurf empfinden. War es das wirklich? War dieses surreale Bild nur eine vorbeiziehende Wolke am blauen Himmel des Zionismus oder war es Bein von seinem Bein, Fleisch von seinem Fleisch? War es eine Verirrung, oder war es Symptom einer tieferliegenden, bedeutsamen Wahrheit?“


Der israelische Psychologe nahm das Gesehene zum Anlass, sich tief in das „Labyrinth“ der israelischen Außenpolitik zu begeben, um die verborgene Botschaft der im Fernsehen gesehenen Bilder zu entschlüsseln, das heißt, der Beziehung Israels zur Dritten Welt und im Besonderen der zu Südafrika, das damals noch der Apartheidstaat war, auf den Grund zu gehen. Das Ergebnis dieser Nachforschungen war das Buch The Israeli Connection, das 1989 auch in der Bundesrepublik unter dem Titel Schmutzige Allianzen. Die geheimen Geschäfte Israels herauskam und in der Presse eine sehr positive Aufnahme fand, was heute wegen der hysterischen Jagd auf „Antisemiten“ kaum noch möglich wäre.


Der zionistische Staat hat keinerlei Vorbehalte gegen dieses von Rassismus bestimmte Regime der weißen Herren am Kap erhoben. Beit-Hallahmi merkt gleich zu Anfang seiner Ausführungen über die Beziehungen zwischen Israel und der Burenrepublik an: „Die Geschichte der Partnerschaft zwischen Südafrika und Israel ist eine Partnerschaft, die auf der Erde ihresgleichen sucht. Israel hat sich in Südafrika mit Haut und Haaren engagiert, mit höherem Einsatz und Aufwand als irgendwo sonst, und es hat sich zu einer wichtigen – und zunehmend unentbehrlichen – Stütze für den Fortbestand des Apartheidregimes entwickelt. Das Bündnis zwischen Südafrika und Israel gehört zu den bestgehüteten Tabus in der Medienberichterstattung der letzten vier Jahrzehnte, und dies obwohl über viele aufschlussreiche Details aus der Geschichte dieses Bündnisses irgendwann und irgendwo etwas geschrieben worden ist. (…) Die Geschichte Israels kennt keine vergleichbare Liaison von solcher Intimität und Dauer.“


Was nicht verwundert, denn beide Staaten befanden sich in einer sehr ähnlichen Situation, die der südafrikanische Premierminister Vorster so erklärte: Israel stehe nunmehr vor einem eigenen Apartheidproblem im Umgang mit seinen arabischen Einwohnern. Beide Völker seien gewillt, eher zu kämpfen, als ihre Zukunft ganz in die Hände einer sie umschließenden Mehrheit zu legen. Führende israelische Politiker nahmen solche Vergleiche gern auf und stellten Südafrika als nachahmenswertes Vorbild für das „Problem“ mit den Palästinensern dar: sie in Bantustans oder Homelands abzuschieben, sie dort einzusperren und eine „eigene Entwicklung“ nehmen zu lassen. (Das ist die bisherige israelische Praxis, und das ist auch der Inhalt des „Jahrhundert-Deals“ von US-Präsident Trump, den Israel nun umsetzen will.)


Die fast symbiotisch zu nennende Zusammenarbeit umfasste folgende Bereiche:

• Israel war für Südafrika der engste militärische Verbündete, der zionistische Staat lieferte nicht nur Waffen, die Kooperation erstreckte sich auch auf die Planung und Ausführung gemeinsamer Rüstungsprojekte, die Zusammenarbeit ging bis zur Arbeitsteilung. Die Waffenlieferungen umfassten: Gewehre, Panzer, Raketenboote, Düsenjäger, Gabriel-Raketen, Haubitzen, Radarsysteme, Nachrichten- und Spionagetechnik, Anti-Guerilla-Alarmsysteme und Nachtsichtgeräte. Die israelischen Firmen Elbit und Tadiran halfen beim Aufbau einer rüstungselektronischen Industrie in Südafrika. Natürlich leistete Israel auch intensive Ausbildungshilfe für das Militär.


• Die Militärs beider Staaten arbeiteten auch bei der militärischen Strategie und Planung eng zusammen. Südafrikas Invasionen in Namibia und Angola verfolgten den Zweck, diese Nachbarstaaten zu destabilisieren. Vorbild war dabei die israelische Strategie im Kampf gegen die PLO und die benachbarten arabischen Staaten. So führten die Südafrikaner schnelle Strafaktionen und Präventivschläge gegen Guerilla-Bastionen in Drittländern (Lesotho, Mozambique und Angola) durch. Die Südafrikaner kopierten damit die seit den 60er Jahren von Israel praktizierten praktizierten Angriffe auf Stützpunkte des palästinensischen Widerstandes im Libanon oder Jordanien. Die Israelis unterstützten die Südafrikaner auch deshalb so intensiv im Kampf gegen den „Terror“, weil sie fürchteten, dass Misserfolge in dieser Auseinandersetzung die Araber in ihrem Kampf gegen Israel beflügeln könnten.


• Nach dem Juni-Krieg 1967 und der Eroberung der palästinensischen Gebiete entwickelte Israel eine ausgefeilte Technik elektronischer Grenz- und Bewegungskontrollen. Dieses technische Know-how setzten israelische Experten auch an den südafrikanischen Grenzen ein. Sie installierten dort Sicherungs- und Detektionssysteme, die das Einsickern von „Terroristen“ verhindern sollten. Zu der „elektronische Mauer“ gehörten neben elektronischen Zäunen auch Mikrowellen-Detektoren, Radaranlagen und Minenfelder.


• Auch die israelischen und südafrikanischen Geheimdienste kooperierten sehr eng miteinander, wobei die Südafrikaner auch hier von israelischer Technik und israelischem Know-how profitierten. Die israelische Sicherheitspolizei Shabak, die mit dem heutigen Shin-Bet identisch ist, unterhielt in Südafrika eine ständige Mission. Ziel der gemeinsamen Arbeit war die Durchsetzung und Aufrechterhaltung des Apartheid-Systems, wobei sich die Shabak auf die Erfolge bei der Repression der Palästinenser berufen konnte.


• Aus dem bisher Gesagten ergibt sich automatisch, dass auch die wirtschaftlichen und touristischen Beziehungen zwischen beiden Staaten sehr eng waren. Israelische Unternehmer investierten gern in Südafrika, weil das Umfeld freundlich und die schwarzen Arbeitskräfte billig waren. Die wirtschaftliche Kooperation schlug sich in zahlreichen offiziellen Abkommen nieder. Auch in den „unabhängigen“ Homelands und Bantustans investierten Israelis. Israelische Experten halfen dort bei den verschiedenen Aufbauprojekten. Es bestanden fast formelle zwischenstaatliche Kontakte zwischen Israel und diesen Bantustans. Zur Ciskei und ihrem Präsidenten Sebe, einem grausamen Diktator, pflegten Israel und seine Politiker besonders herzliche Beziehungen. Dass Investitionen in Südafrika und auch in den Homelands zu tätigen, eine Unterstützung für die Apartheid war, betrachteten die Israelis nicht als Sünde, sondern als Zukunftssicherung. Es gab im Übrigen sehr viele Israelis, die damals nach Südafrika ausgewandert sind.


• Am brisantesten war die Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten auf dem nuklearen Gebiet. Atomwaffen betrachtete Israel vom Beginn seiner Existenz an als Grundbedingung seines Überlebens als Staat, aber auch der Apartheidstaat Südafrika machte sein weiteres Überleben vom Besitz solcher Waffen abhängig. Beide Staaten ergänzten sich in diesem Ziel also in idealer Weise. Zudem sind Atomwaffen ein geeignetes Mittel der Abschreckung, Erpressung und im Ernstfall der Vergeltung. In den 1950er und 1960er Jahren hatte Frankreich die Voraussetzungen geschaffen, dass Israel Atommacht werden konnte, indem es dem israelischen Reaktor- und Nuklearkomplex Dimona dazu verhalf, Uran in Plutonium umzuwandeln und damit die Bombe herstellen zu können. Israel besaß natürlich auch die wissenschaftlichen Kapazitäten für die Entwicklung seines Atomprogramms, andernfalls hätte es ein solches Projekt gar nicht in Angriff nehmen können. Es soll sogar gemeinsame französisch-israelische Atombombentests in der Sahara gegeben haben. Für Israel genoss die Herstellung „kleiner“ taktischer Atomwaffen Priorität, die auf den Einsatz in der nahöstlichen Region zugeschnitten sein sollten. Eine solche Lösung entsprach auch den südafrikanischen Bedürfnissen.


Südafrika besitzt bedeutende Uranvorkommen und war schon deshalb der ideale Partner für Israel. Ab 1957 soll es Uranlieferungen Südafrikas nach Dimona gegeben haben. Auch bei der Entwicklung von Trägerraketen arbeiteten beide Seiten eng zusammen. Israel lieferte seinem Verbündeten am Kap Jericho-Raketen und beide produzierten – in Kooperation mit Taiwan – mit Atomsprengköpfen bestückte Marschflugkörper. Es versteht sich, dass die atomare Zusammenarbeit höchster Geheimhaltung unterworfen war. Es soll sowohl auf See wie auch in der Wüste Kalahari gemeinsame Bombentests gegeben haben.


• Die Ähnlichkeit der Systeme verband die beiden Staaten und ihre Menschen in einer engen Freundschaft. In Südafrika unterdrückten die Weißen die schwarze Mehrheit, in Israel unterdrücken die zionistischen Herren des Landes die gleichstarke palästinensische Bevölkerung. Zudem verband sie die aus dieser Situation resultierende Sorge um das Überleben der jüdischen Israelis und der weißen Südafrikaner. Das gegenseitige Vertrauen gipfelte in der atomaren Zusammenarbeit. Beit-Hallahmi merkt dazu an: „Eine nukleare Allianz ist heute wohl die Krönung einer Beziehung zwischen zwei Staaten. Ein auf Plutonium gegründetes Bündnis ist eine Blutsbrüderschaft im furchtbarsten Sinne des Wortes und verdient es, sehr ernst genommen zu werden.“


Als das südafrikanische System in die Endphase geriet, sein Zusammenbruch abzusehen war und in der ganzen Welt gegen die weiße Minderheitsherrschaft dort demonstriert wurde, erhob sich in Israel keine kritische Stimme gegen die Apartheid. Israelische Unternehmen führten ihre Projekte unbeirrt weiter, israelische Touristen machten weiter in Südafrika Urlaub und die israelische Regierung unterstützte den Apartheidstaat beratend, wie man die Imagewerbung für sein inhumanes und menschenrechtswidriges System verbessern könnte.


Man tat alles, um dem Apartheidstaat das Überleben zu sichern, schickte sogar Experten zur Aufstandsbekämpfung dorthin, denn man war sich in Tel Aviv und Jerusalem bewusst, dass Israel im Fall des Zusammenbruchs des Apartheidsystems den für das eigene Überleben engsten und wichtigsten Freund und Partner verlieren würde. Als der worst case zu Beginn der 1990er Jahre eintrat, die weiße Herrschaft zusammenbrach und die schwarze Mehrheit durch freie Wahlen an die Macht kam, muss in Israel Weltuntergangsstimmung geherrscht haben. Denn der Machtwechsel hatte nicht nur bewiesen, über wie wenig Realitätssinn und Zukunftsorientierung die israelische Politik verfügte, sie musste auch die Angst wecken, dass auch das israelische Apartheidsystem auf Sand gebaut ist und keine Zukunft haben kann.
17.05.2020
 

Dokumentation  - Philosoph Achille Mbembe - Unter "Antisemitismusverdacht"  >>>

 

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