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Texte von Arn Strohmeyer

Gaza mit der Erinnerung an den Holocaust rechtfertigen
Michael - Lueders - Krieg -ohne - Ende
Die Israel-Verteidiger in der Klemme:
Über 100 Jahre Widerstand gegen Zionismus
Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 


 

Wenn man den Genozid in Gaza mit der Erinnerung an den Holocaust rechtfertigt…

Der italienische Historiker Enzo Traverso kritisiert massiv die deutsche Unterstützung des israelischen Völkermords im Gazastreifen

Arn Strohmeyer - 30.12.2024

Der Völkermord an den Palästinensern in Gaza müsste eigentlich vielen Deutschen die Augen geöffnet haben, dass ihr positives Israel-Bild mit der Realität dieses Staates nichts zu tun hat. Denn wie kann ein Staat, der sich auf das moralische Vermächtnis des Holocaust beruft und den monopolistischen Anspruch auf die „Einzigartigkeit“ dieses Verbrechens erhebt, selbst einen Genozid begehen, ohne dass sein Renommee als Staat allergrößten Schaden nimmt, wenn er nicht sogar seine Legitimität verliert?

In der deutschen Politik und den Leitmedien dieses Landes ist das kein Thema. Man hält eisern an den Grundlagen des Verhältnisses zu Israel fest: also gemeinsames Holocaust-Erinnern, Unterstützung dieses Staates als Staatsräson und das Vertreten eines gemeinsamen Antisemitismus-Begriffes. Letzteren braucht man, um jede Kritik an den ersten beiden Säulen der Beziehung zu Israel und an dessen Vorgehen gegen die Palästinenser abzuwehren. Israel hat nach westlicher Auffassung – besonders unterstützt von der deutschen Politik – völlige Handlungsfreiheit. Es braucht sich nicht einmal für einen Völkermord wie jetzt in Gaza zu rechtfertigen, geschweige denn Strafen oder Sanktionen befürchten – wie etwa Russland für seinen Überfall auf die Ukraine. Israel steht für den Westen außerhalb des Gesetzes – also von Völkerrecht und Menschenrechten – ihm ist „alles erlaub!“

In Deutschland gibt es nicht viele Medien, die aussprechen, was gerade in Gaza passiert. Da ist immer noch die Rede von der „Selbstverteidigung“ gegen die „Terroristen“ der Hamas. Schilderten diese Medien die wirklichen Geschehnisse im Gazastreifen, müsste man das unaufrichtige Verhältnis, das Deutschland mit Israel verbindet und das das ideologische Fundament des deutschen Staates ist, in Frage stellen. In anderen europäischen Staaten und selbst in Israel ist das anders. Dort kennen viele Intellektuelle diese Tabus nicht, die in Deutschland einen ehrlichen, realitätsbezogenen Diskurs über Israels Vorgehen gegen die Palästinenser verhindern.

Sie nennen die Dinge beim Namen und kommen deshalb zu ganz anderen Schlussfolgerungen. Ein solch aufrichtiger und renommierter Intellektueller ist der italienische Historiker Enzo Traverso, der jetzt einen kleinen Essay-Band mit dem harmlos klingenden Titel „Gaza im Auge der Geschichte“ vorgelegt hat, aber dieses kleine Buch hat es in sich! Schon im Vorwort teilt der Autor seine tiefe Betroffenheit und Enttäuschung über die deutsche Haltung zu Israels Genozid im Gazastreifen mit. Seine Kritik lautet: „Die Erinnerung an einen Genozid zu mobilisieren, um einen anderen Genozid in der Gegenwart zu billigen, ist etwas Neues und historisch noch nie Dagewesenes.“ Diesen Vorwurf kann man auf die Regierungen in Israel und Deutschland beziehen, denn beide instrumentalisieren den Holocaust, um den Genozid im Gazastreifen zu rechtfertigen. Es ist in jedem Fall ein Vorwurf, der schlimmer nicht sein könnte!

Damit unterzieht Traverso die gesamte deutsche Erinnerungspolitik einer massiven Kritik. Denn das deutsche Gedenken an den Holocaust dient dem Autor zufolge – sakralisiert und institutionalisiert – einzig dem Ziel, Israel in jeder Hinsicht zu unterstützen und Unterstützer der Palästinenser unter dem Vorwand des Antisemitismus zu verfolgen. Damit würden die moralischen, epistemologischen und politischen Bezugspunkte im Umgang mit dem Holocaust aber verwischt, was verheerende Folgen zeitigte, denn die Unterschiede zwischen Gut und Böse, zwischen Unterdrücker und Unterdrückten, zwischen Tätern und Opfern gingen verloren, was ein großer Schaden für die Demokratie sei. Traverso stellt in diesem Zusammenhang die an die deutsche Politik gerichtete Frage: Wozu dient heute die Erinnerung, wenn sie nicht dazu beiträgt, die Todesmaschinerie in Gaza und im Westjordanland zu stoppen? Sich diese Frage nicht zu stellen, bedeutet, das Gedenken in eine rituelle, entleerte Zeremonie zu verwandeln.

Den Grundfehler der deutschen Erinnerungspolitik sieht er in der verengten Auffassung des Holocaust – in der von Israel übernommenen Behauptung, er sei „einzigartig“. Das sei aus mehreren Gründen unfruchtbar und unhaltbar. Wissenschaftlich: Historische Ereignisse seien immer vergleichbar; politisch: Verbrechen müssten verstanden und nicht nur erinnert werden, sonst bestehe die Gefahr der Wiederholung; moralisch: weil so Hierarchien zwischen Opfern geschaffen würden.

Durch die kritiklose Übernahme der israelischen Holocaust-Rezeption mit ihrem Einzigartigkeitsanspruch und durch die bedingungslose Unterstützung Israels sieht Traverso die ganze demokratische Kultur, Pädagogik und Erinnerung, die Deutschland in Jahrzehnten vor allem nach dem Historiker-Streit und der Wiedervereinigung aufgebaut habe, gefährdet. Das Holocaust-Mahnmal in Berlin sei deswegen längst kein Symbol mehr für ein qualvolles Geschichtsbewusstsein und die Tugend der Erinnerung, es stehe mehr und mehr für nationale Heuchelei.

Die bedingungslose Unterstützung Israels – also die deutsche Staatsräson – ist für Traverso noch aus einem anderen Grund bedenklich. Denn die Staatsräson steht über jedem staatlichen Gesetz. Wenn Deutschland sich nun bei der absoluten Unterstützung Israels auf die eigene Staatsräson berufe, gebe sie implizit zu, dass ihre Politik moralisch fragwürdig sei. Der Bundeskanzler wisse, dass Israel schwere Verbrechen in Gaza begehe, gestützt auf die Staatsräson meine er aber, dass sie „gerecht und notwendig“ seien, weil sie Israels Macht festigten. Im Namen der Staatsräson toleriere die deutsche Politik also Israels Verbrechen, was dem Ansehen Deutschlands sehr schade.

Jede Kritik an der deutschen Haltung zu Israel und an der Politik dieses Staates wird sogleich mit dem Antisemitismus-Vorwurf bedacht und verfolgt. Einen solchen Antisemitismus-Begriff nennt Traverso „entstellt“, „im Sinn verdreht“ und ein Produkt der „Einbildung“, denn er habe nur noch das eine Ziel, den zionistischen Staat vor Kritik zu schützen. So gesehen sei es sogar antisemitisch, Israels Völkermord in Gaza abzulehnen.

Traverso kommt zu dem Ergebnis, dass gewisse Züge des Zionismus und seiner Politik durchaus Parallelen mit dem Nationalsozialismus aufwiesen. Eine Feststellung, die auch durch die innenpolitische Entwicklung in Israels belegt wird, denn Faschisten nehmen inzwischen entscheidende Positionen in der israelischen Regierung ein. Außerdem haben sich Rechtsradikale aus Europa ideologisch und politisch an Israel angenähert, sie verbindet die gleiche Vorstellung von einem völkischen, ethnisch homogenen Staat.

Die israelische Politik liefert selbst die Argumente, dass man Parallelen und Analogien zu den Nazis sehen kann. Traverso vergleicht die Zerstörung des Gazastreifens durch die israelische Armee mit der Zerstörung des Warschauer Ghettos durch die deutsche Wehrmacht. Er schreibt: „Die Kämpfer, die aus den Tunneln auftauchen, um eine Besatzungsarmee zu schlagen, von der sie als ‚Tiere‘ beschimpft werden, können nur an die jüdischen Kämpfer des Ghettos erinnern.“

Und ein anderer Vergleich drängt sich auf: „Die überwältigenden Bilder, die die israelischen Soldaten in den sozialen Netzwerken veröffentlichen, wie sie sich stolz und lachend neben gedemütigten Palästinensern zur Schau stellen, erinnern an die unerträglichen Erinnerungsfotos lachender deutscher Wehrmachtssoldaten in Polen und Belarus neben erhängten Partisanen. Mit den Videos von toten Kindern, Helfern und Zivilisten, die von Snipern und Drohnen getötet und dann mit Bulldozzern weggekarrt werden, die sich in den sozialen Netzwerken (trotz der Zensur der Mainstream-Medien) häufen, mit den Entdeckungen von Massengräbern, die mit Hunderten von Leichen mit gefesselten Händen gefüllt sind, verfestigt sich der Eindruck einer Shoa mit Schusswaffen und eines geplanten Massenmordes.“

Das Besetzen der Zionisten von Land, das ihnen nicht gehört, erinnert Traverso an den „Lebensraum“-Begriff der Nazis: „Heute wurde die Idee des ‚Lebensraumes‘ vom Zionismus übernommen, der seit der Entstehung Israels seine Grenzen unter Missachtung des Völkerrechts immer weiter ausdehnt. Dabei handelt es sich um die territoriale Dimension des zionistischen theologisch-politischen Projekts, wonach die Zugehörigkeit dieses Raumes zu den Juden durch die heiligen Schriften bestimmt ist.“

Traverso steht mit diesen NS-Vergleichen nicht allein. Auch kritische Israelis sahen da schon Parallelen. So hat der israelische Journalist Gideon Levy den abgeriegelten und belagerten Gazastreifen schon vor dem 7. Oktober 2023 als „Konzentrationslager“ bezeichnet. Und der israelische Philosoph Jeshajahu Leibowitz, der israelische „Voltaire“, hat die jüdischen Siedler im Westjordanland als „Judeo-Nazis“ tituliert. Was ja gut zur Aneignung palästinensischen Landes als jüdischem „Lebensraum“ passt.

Um Landraub, Besatzung, Vertreibung und jetzt auch den Genozid in Gaza zu rechtfertigen, hat Israel ein einmaliges Propaganda-System entwickelt. Seine immer wiederholte „paradoxe Erzählung“ stelle die Realität auf den Kopf und mache Israel zum Opfer und nicht zum Unterdrücker, schreibt Traverso und geht ausführlich auf die von dieser Propaganda nach dem 7. Oktober verbreiteten Falschmeldungen von dem Mord an Babys und schwangeren Frauen ein – alles Fakenews, für die es bis keinerlei Belege gibt.

Der Autor bleibt auch dabei, ohne in irgendeiner Weise das Hamas-Massaker zu rechtfertigen: Die Hamas ist eine Widerstandsorganisation und keine „Terrorbande“. Er zählt sehr gut nachvollziehbare Gründe für die Attacke der Hamas auf: „Der 7. Oktober kam nicht aus dem Nichts. Er ist eine extreme Folge der jahrzehntelangen Besatzung, Kolonisierung, Unterdrückung und Erniedrigung. Alle Formen des friedlichen Protestes wurden blutig niedergeschlagen.“ Zum ersten Mal hätten Schrecken, Ohnmacht, Angst und Demütigung die Seiten gewechselt. Früher oder später hätte der Druckkessel platzen müssen. Traverso fügt hinzu: „Der Terrorismus der Hamas ist nur die dialektische Doppelung des israelischen Staatsterrorismus.“ Was heißt: Die Unterdrücker bringen den Terrorismus der Unterdrückten hervor. Daraus zieht die Hamas ihre Existenzberechtigung.

Fast alle strittigen Punkte, die Traverso in seinem Essay aufzählt, sind im Westen – besonders in Deutschland tabuisiert. Aber sie sind deshalb nicht weniger real und müssten eigentlich in einem größeren öffentlichen Diskurs debattiert werden. Dass dies nicht geschieht, und man immer wieder in Falschdarstellungen und Ideologien flüchtet, lässt Traverso mehrmals zum Vorwurf der Heuchelei und Doppelmoral greifen. Deshalb spricht er Netanjahu und allen seinen Unterstützern in der ganzen Welt das Recht ab, unter Berufung auf den Holocaust in Gaza und im Westjordanland „in unserem Namen zu handeln“.

Israel stellt der Autor eine düstere Prognose für die Zukunft aus. Es habe sich durch seine Zerstörungswut jeglicher moralischer Legitimität beraubt. Er schließt seinen Essay mit den Sätzen: „Was heute auf dem Spiel steht, ist nicht die Existenz Israels, sondern das Überleben des palästinensischen Volkes. Sollte der Gaza-Krieg in eine zweite Nakba enden, würde dies die Legitimität Israels endgültig untergraben. Dann könnten weder US-amerikanische Waffen noch westliche Medien noch die deutsche Staatsräson noch die verfälschte und verächtlich gemachte Erinnerung an die Schoa sie wiederherstellen.“
Das Buch Traversos sagt genau das, was zur gegenwärtigen Lage im Gazastreifen und zu den internationalen Reaktionen darauf gesagt werden muss, in Deutschland aber nicht gesagt wird bzw. nicht gesagt werden darf. Er tut das offen, rücksichts- und tabulos. Es ist diesem Buch allerweiteste Verbreitung zu wünschen, weil es den falschen und verlogenen deutschen Diskurs über Israel, Erinnerung, Staatsräson und Antisemitismus in die richtige Richtung zu lenken vermag und Heuchelei und Doppelmoral, die bei uns die Debatte bestimmen, eine klare und deutliche Absage erteilt.

Traverso, Enzo: Gaza im Auge der Geschichte, Wirklichkeit Books Berlin 2024, ISBN 978-3-948200-19-0, 18 Euro

 

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