AKTIONSGRUPPE ISRAELISCHER UND
PALÄSTINENSISCHER FRIEDENSKRÄFTE GEGRÜNDET
Von Hans Lebrecht, Kibbutz Beit-Oren, 29.
Juni 2003 - Phone: (972-4) 8307 237 / FAX: (972-4) 823 25 24 -
Am Samstag, 28. Juni, fand in Ramallah, dem Sitz
der palästinensischen Regierung, unter Beteiligung von Hunderten von
Israelis und ebenso vielen Palästinensern, die feierliche Gründung der
gemeinsamen Aktionsgruppe israelischer und palästinensischer
Friedenskräfte statt. Die israelischen Teilnehmer wurden an den
Straßensperren der israelischen Besatzer vor der eingezingelten Stadt
aufgehalten, fanden aber über Schleichwege trotzdem ihren Weg zur
Teilnahme an der Konferenz in Ramallah.
Auf der Konferenz, Dr. Lev Grinberg, ein
Historiker an der Ben-Gurion Universität in Beer-Sheva, es sei von
bedeutungsvoller Wichtigkeit, dass für Frieden kämpfende Israelis hier in
dieser palästinensischen Stadt sich mit Freunden, mit palästinensischen
Friedesnkräfte, treffen, um eine gemeinsame Aktionsgruppe ins Leben zu
rufen. Die israelische Regierung versuchte, allerdings vergeblich, zu
verhindern, dass wir Israelis nach Ramallah kommen. Für die Herren Scharon
und Mofas, für die Besetzer Behörden sei der Zugang nach dieser Stadt nur
für Schwerbewaffnete Terror ausübende Besetzer Soldaten und provozierende
Siedlerbanden gestattet, aber nicht für Friedensaktivisten, >>Aber wir
sind dennoch hier, um Euch, unseren palästinensischen Freunden, zu zeigen,
dass nicht alle Israelis eure Feinde sind, sondern dass wir, so wie Ihr,
Feinde der israelischen Besetzung Eures Landes sind und dafür einstehen,
dass Frieden und Eintracht zwischen unseren beiden Völkern und Staaten,
Israel und Palästina, einziehen werde<<, erklärte er.
Die allgemeine Stimmung, wie sie während der
Konferenz allseitig zum Ausdruck kam war, dass die Teilnehmer zwar die
sich anbahnende Waffenruhe begrüßten, aber gleichzeitig feststellten, dass
dieser Schritt, wenn er wirklich zustande kommen sollte, lediglich ein
allererster Schritt in Richtung auf Friedens sein werde. Um tatsächlich
einen festen und dauerhaften Frieden herzustellen, sei es unbedingt
notwendig, dass die israelische Okkupation der palästinensischen Gebiete,
der ursprüngliche und einzige Grund für das gegenseitige Blutvergießen,
vollständig aufgehoben und Israel sich hinter die Linien von vor dem
1967er Krieg, auch in Jerusalem zurückziehen werde. Man könne sich nicht
nur auf die Politiker und Diplomaten verlassen, sondern es sei äußerst
wichtig, dass Bürger sowohl in Israel als auch in Palästina Initiativen
innerhalb ihren Gesellschaftskreisen ergreifen, um Frieden zu erringen.
Die Gründung dieser gemeinsamen israelisch-palästinensischen Aktionsgruppe
sei deshalb ein wichtiger Hebel, diese Bürgerinitiativen zu dem
notwendigen Kampf um eine Zukunft in Frieden und Wohlstand zu ermutigen.
Die bekannte Bürgerrechtlerin, Prof. Hanan
Ashrawi, betonte, dass die Auffassung aller palästinensischen und
israelischen Teilnehmer an der Konferenz sei, ein Konzept der Sicherheit
für alle zu erreichen. Dies könne allerdings nicht eine mit
Waffengewalt erzwungene falsche Sicherheit sein, sondern müsse eine
menschenwürdige Sicherheit sein auf der Grundlage eines zu schaffenden
gegenseitigen Vertrauens und Anerkennung der im Völkerrecht verankernden
nationalen Rechte beider Völker, des israelischen wie des
palästinensischen.
Der bekannte israelische Friedensaktivist und
Publizist, Uri Avnery, einer der Initiatoren der Gründung der
Aktionsgruppe, schlug vor, ein Komitee von Experten zu errichten, dessen
Aufgabe es sein solle, innerhalb von drei Monaten einen detaillierten
Friedensplan auszuarbeiten. Er habe im Sinn, ein solches Komitee sollte
ungefähr in der Richtung wirken, wie seinerzeit, nach dem Sieg über das
Apartheid Regime das von Bischof Desdemont Tutu geleitete Komitee, das die
Richtlinien für ein neues Südafrika ausgearbeitet hatte. Hier sei es die
Aufgabe, die Geschichte des mehr als ein Jahrhundert andauernden Konflikts
zu erforschen und entsprechende Folgerungen, wie diesen Konflikt zu lösen,
auszuarbeiten. Gleichzeitig aber sei es notwendig unverzüglich gemeinsame
Aktionskomitees für tagtägliche operative Aktionen, wie Demonstationen und
andere Manifestationen im politischen Kampf um Frieden, sowie für eine
wirkungsvollen Informationsarbeit zu errichten.
Eine andere prominente israelische
Friedensaktivistin, Jehudith Harel, erklärte, man solle sich nicht allzu
sehr auf den so sehr von USA Präsident Bush gesponserten Roadmap Fahrplan
verlassen. >>Von hier, der eingekreisten Stadt Ramallah, wollen wir
unseren beiden Völkern die Kunde zurufen, dass es eine Alternative zu der
israelischen Besatzer Gewalt gibt. Diese Alternative beruht auf der
grundsätzlichen gegenseitigen Anerkennung der Rechte unserer beider
Völker, auf der bedingungslosen Aufgabe der seit 1967 herrschenden
Okkupation, dem israelischen Rückzug zu den Linien vom 4. Juni 1967, der
Evakuierung der seitdem errichteten jüdischen Siedlungen auf
palästinensischem Boden<<. Ebenso sei es unbedingt notwendig, dass die
auch in dem Roadmap Fahrplan weit nach hinten aufgeschobenen Probleme, wie
das palästinensische Flüchtlingsproblem und das Problem Jerusalem
entsprechend den Beschlüssen der Vereinten Nationen und des
Sicherheitsrates gelöst werden müssten.
Der Vorsitzende der Palästinensischen
Volkspartei, Naim el-Aschhab, der an der Ausarbeitung der, der Konferenz
vorgelegten und einstimmig angenommenen Aktionsplanes teilgenommen hatte,
stellte fest, dass dieses Programm bereits von mehr als eintausend
prominenten Palästinensern und Israelis unterzeichnet und veröffentlicht
worden sei. Er eröffnete auch, dass dieses Dokument, wie auch die
Einberufung der Gründungs Konferenz das Resultat vieler Vorarbeit und
Besprechungen von israelischen und palästinensischen Friedensaktivisten
sei. >>Unsere Aufgabe ist es zu diesem Zeitpunkt, im Rahmen unserer
Gesellschaftskreisen dahin zu wirken, dass der Roadmap Fahrplan auch
tatsächlich und zeitlich eingehalten und zu dem erklärten Endergebnis
führen wird: Das Ende der israelischen Okkupation und die Errichtung eines
unabhängigen Palästinenser Staates innerhalb von zwei Jahren. Denn dies
ist der einzige Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden<<.
El-Aschhab fügte dem aber seinen Zweifel hinzu, ob dies denn auch
geschehen werde. Allzu sehr und schon allzu oft habe die Scharon Regierung
gezeigt, dass sie zwar Lippenbekenntnisse gegenüber seinen amerikanischen
Strategiepartnern abgebe, aber gleichzeitig am Boden der Tatsachen alles
unternehme, um durch militärische Gewalt, gezielte Mord Exekutionen und
unheimlich viele Häuserzerstörungen, sowie der Farce von viel
propagierter, aber nicht wirklichen Entfernung von einigen paar Siedlungs-
Außenposten bei einer gleichzeitig intensiv fortgesetzten
Siedlungspolitik, einen wirklichen Friedensprozess zu torpedieren.
Die Konferenz Teilnehmer bezeugten auch
Solidarität mit den tausenden von Israel eingekerkerten Intifada
Gefangenen, welche teilweise im Hungerstreik stehen. Insbesondere
forderten sie die unverzügliche Freilassung des, vor einem Prozess
stehenden Führungsmitglied der Fatah und Abgeordneten des
palästinensischen Parlaments, Marvan Barghouti. >>Marvan, ein bekannter
Befürworter eines gerechten israelisch-palästinensischen Friedens wäre,
wenn er könnte, hier mit uns an dieser bedeutenden Konferenz aktiv
beteiligt<<, erklärte Hanan Aschrawi.
Eine Delegation der Gründungs Konferenz traf sich
nach deren Abschluss mit dem Prasident der Palästinenischen Autonomie,
Jasser Arafat, welcher die Iniiative dazu begrüßt hatte.
ENDE des Textes.
Beste Brudergrüße,