Erich Fried
6. Mai 1921 - 22. November 1988
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Worauf es
ankommt
Es
kommt im Augenblick
nicht darauf an
wann es
war
daß die Unterdrückerregierung
in Israel
sich verwandelt hat
in eine Verbrecherregierung
Aber es kommt darauf an
zu erkennen
daß
sie jetzt eine
Verbrecherregierung ist
Es kommt auch nicht mehr
darauf an
darüber
zu streiten
nach welchem Vorbild
sie ihre
Verbrechen begeht
Diese verbrechen selbst
tragen sichtbar die Spur ihres Vorbilds
Aber es kommt darauf an
nicht nur klagend
oder erstaunt
den Kopf zu schütteln
über diese
Verbrechen
sondern endlich
etwas dagegen zu
tun
Es kommt nicht darauf an
was man ist
Moslem, Christ, Jude, Freigeist:
Ein Mensch
der ein Mensch ist
kann nicht schweigen
zu dem
was geschieht
Erich Fried
* 6.5.1921 - +
22.11.1988
Schwierige
Aufgabe
Den
Mitschuldigen
ihre Mitschuld
predigen
so
daß sie überzeugt sind
ist schwer
denn
sie haben immer
die einleuchtendsten Beweise
für ihre völlige
oder
(denn sie wollen
nicht selbstgerecht sein)
so gut wie völlige
Unschuld
Sie
kennen sich
weil sie in alles
genauestens
eingeweiht sind
auch viel besser aus
als zum
Beispiel der Fremde
der sich herausnimmt
zu
ihnen
von Mitschuld zu sprechen
Um
wirklich
so überzeugend
wie sie
seine Unschuld
beweisen zu können
muß einer schon
mitschuldig
sein"
Wegweiser
Was mich mutlos macht
ist daß es so schwer ist
zu sehen wohin ein Weg geht
zum Recht und zur sicheren Zukunft
aber was mir dann wieder Mut macht
ist daß es so leicht ist
zu sehen wo Unrecht geschieht
und das Unrecht zu hassen
Und auch wenn es nicht leicht ist
gegen das Unrecht zu kämpfen
so verliert man dabei
doch nicht so leicht seine Richtung
denn das Unrecht leuchtet so grell
und verbreitet so starken Geruch
daß keiner die Spur des Unrechts verlieren muß
Wenn der Weg zum Recht und zur Zukunft
dunkel ist und verborgen
dann halte ich mich an das Unrecht
das liegt sichtbar mitten im Weg
und vielleicht wenn ich noch da bin
nach meinem Kampf mit dem Unrecht
werde ich dann ein Stück
vom Weg zum Recht erkennen
Erich Fried
Dann wieder
Was keiner geglaubt haben wird
was keiner gewusst haben konnte
was keiner geahnt haben durfte
das wird dann wieder das gewesen sein
was keiner gewollt haben wollte
Erich Fried
Leben
Aber leben bleiben
Ich lebe und du sollst leben
Leben heißt Krieg hassen
Leben heißt Friede heißt Hoffnung
Leben heißt unsere Zeit retten
auch uns selbst
Wir wollen leben
Wir wollen nicht töten und sterben
Leben! Nicht töten wollen!
Leben heißt gegen den Tod sein
Leben heißt leben
und für das Leben sein
Leben gegen den Strom
Leben gegen den Haß
Nicht der Feind ist der Tod
sondern der Tod ist der Feind
Erich Fried
Ein
Jude an die
zionistischen Kämpfer
1988
was wollt ihr eigentlich?
Wollt ihr wirklich die übertreffen
die
euch niedergetreten haben
vor einem
Menschenalter
in euer eigenes Blut
und in euren eigenen Kot?
Wollt ihr die alten Foltern
jetzt an die anderen weitergeben
mit allen
blutigen
dreckigen Einzelheiten
mit allem brutalen Genuss
der
Folterknechte
wie unsere Väter sie damals
erlitten haben?
Wollt jetzt wirklich ihr
die
neue Gestapo sein
die neue Wehrmacht
die neue SA und S.S.
und aus den
Palästinensern
die neuen Juden machen?
Aber dann will auch ich
weil
ich damals vor fünfzig Jahren
selbst als
ein Judenkind
gepeinigt wurde
von euren Peinigern
ein neuer Jude sein
mit diesen neuen Juden
zu denen ihr
die Palästinenser macht
Und ich will sie zurückführen helfen
als freie Menschen
in ihr eigenes Land
Palästina
aus dem ihr sie vertrieben habt
oder in dem ihr sie quält
ihr
Hakenkreuzlehrlinge
ihr Narren und
Wechselbälge
der Weltgeschichte
denen der Davidstern
auf euren Fahnen
sich immer schneller verwandelt
in das
verfluchte Zeichen
mit den vier Füßen das
ihr nun nicht sehen wollt
aber dessen Weg
ihr heut geht!
Erich Fried
Höre, Israel!
Als wir verfolgt wurden,
war
ich einer von euch.
Wie kann ich das
bleiben,
wenn ihr Verfolger werdet?
Eure Sehnsucht war,
wie die
anderen Völker zu werden
die euch
mordeten.
Nun seid ihr geworden wie sie.
Ihr habt überlebt
die zu euch
grausam waren.
Lebt ihre Grausamkeit
in euch jetzt weiter?
Den Geschlagenen habt ihr befohlen:
"Zieht eure Schuhe aus".
Wie den
Sündenbock habt ihr sie
in die Wüste
getrieben
in die große Moschee des Todes
deren Sandalen Sand sind
doch sie nahmen
die Sünde nicht an
die ihr ihnen auflegen
wolltet.
Der Eindruck der nackten Füße
im Wüstensand
überdauert die Spuren
eurer Bomben und Panzer.
dass ich nicht vergessen will
denn ich will ich sein
Ich will mich erinnern
dass ich vergessen will
denn ich will nicht zuviel leiden
Ich will mich erinnern
dass ich nicht vergessen will
dass ich vergessen will
denn ich will mich kennen
Denn ich kann nicht denken
ohne mich zu erinnern
denn ich kann nicht wollen
ohne mich
zu erinnern
denn ich kann nicht
lieben
denn ich kann nicht hoffen
denn ich kann nicht vergessen
ohne mich zu erinnern
Ich will mich erinnern
an alles was man vergisst
denn ich kann nicht retten
ohne mich zu erinnern
auch mich nicht und nicht meine Kinder
Ich will mich erinnern
an die Vergangenheit und an die Zukunft
und ich will mich erinnern
wie bald ich vergessen muss
und ich will mich erinnern
wie bald ich vergessen sein werde
Erich Fried*
Deir
Yassin
Erich Fried
Ich habe gelesen
vom Palästinenserdorf Deir Yassin
Zweihundertvierundfünfzig
fast nur Frauen und Kinder und Alte
die ermordet wurden
von den Einheiten Léchi und Etzil
unter Joschua Zetler
und Mordechai Ra´anán
Aber es fällt mir schwer
mir ein Bild zu machen
Und ich will mir ein Bild machen
um es nicht zu vergessen
um es im Kopf zu haben
dort wo es hingehört
Wohin gehört Deir Yassin
in meinem Kopf?
Es gehört zu Guernica
und zum Warschauer Ghetto
Es gehört zu Lidice
und zu Oradour
Es gehört zu My Lai
und zu Bin-Du-Ong in Vietnam
Wenn ich das Bild
des jüdischen Jungen sehe
der vergeblich die Hände hochhob
Am Ende des Warschauer Ghettos
dann brennen mich meine Augen
Ich habe die Bilder der Kinder
von Deir Yassin nicht gesehen
ich weiß nicht einmal
ob Israels Krieger
das Fotografieren erlaubten
Waren das andere Kinder?
Ich glaube nicht
Ich glaube die Bilder aus Warschau
und die brennenden Hütten in Vietnam
stellen mein Bild zusammen
von Deir Yassin
Wir Juden sind groß
so groß wie die größten Völker
Wir haben Marx und Heine
und Freud und Einstein
Wir haben Meir-Har-Zion
den großen Arabertöter
und Mordechai Ra´anán
und Joschua Zetler
die Sieger von Deir Yassin
die jeden Vergleich bestehen
mit Leutnant William Calley
dem Besieger des Dorfes My Lai
und Jürgen Stroop, SS
dem Besieger des Warschauer Ghettos
Womit vergleichen?
Im
Knesseth, dem Parlament von Israel
war von zionistischen Extremisten die Rede.
Ihre Terroranschläge haben zum Beispiel den
Bürgermeister von Nablus um beide Füsse gebracht.
Da erklärte der zweite Sprecher des
Knesseth:
"Aber das ist ja
unsere Aufgabe ihnen die Eingeweide
und die Gliedmassen und die Augen auszureissen!"
Mir als Jude fällt der Vergleich
von Juden mit Nazis nicht leicht
aber womit
kann man diese Worte
vergleichen?
Die
Geschulten
Gemeinsamer Mord
ist nicht nur Mord
sondern Bündnis
weiter zusammenzuhalten
mit Blut und Knochen
und weiter zu
morden:
Wer abspringt
wird selbst erschossen
So geht es von der SS
bis zu den Contras
und von Vietnam
bis zu den Todesschwadronen:
Um das Angenehme
mit dem Nützlichen
zu verbinden
lernen sie martern und morden
und schänden und schinden
Gemeinsamer Mord wird gelehrt
in
besonderen Schulen
und auch Foltern
und nicht für
die Schule
sondern fürs Leben
Quelle Gefunden bei "Friedensinfo"
Freiheit und Selbstbestimmung für die Palästinenser
Die Schreie der gefolterten Palästinenser im
Gefängnis von Hebron
und in den
anderen israelischen Geheimdienstkellern
und auch die Schüsse
die
palästinensische Kinder und Jugendliche auf der
Straße
niedergestreckt haben
sind nicht ungehört verhallt.
Trotz
Terror demonstrieren Zehntausende und fordern ihr
Recht
über 1.000 wurden verhaftet,
Dutzende erschossen.
Israel geht den
Weg seines heimlichen Bundesgenossen Südafrika
Apartheid und Rassismus endlich ganz ohne Maske.
Als von Hitler vertriebener Jude
und in der Welt herumgekommener
Schriftsteller
erkläre ich meine
Solidarität
mit dem
palästinensischen Volk.
Alle Welt
ist aufgerufen zu verhindern, daß Terror und
Unrecht eskalieren.
Die Juden sind
aufgerufen, sich laut gegen die Verbrechen zu
wenden,
die in ihrer aller Namen
begangen werden.
Die Deutschen sind
aufgerufen zu helfen:
Ohne Hitler
wären nie genug verbitterte Einwanderer gekommen,
um die Palästinenser so unterdrücken zu können.
Die Amerikaner sind aufgerufen, ihren israelischen
Satelliten nicht
weiter rasen zu
lassen.
Alle Welt muß endlich offenen Auges
Solidarität üben.
Der Terror muß
aufhören.
Freiheit und
Selbstbestimmung für die Palästinenser!
Sich lieben
in einer Zeit
in der
Menschen einander töten
mit immer
besseren Waffen
und einander
verhungern lassen
Und wissen
dass
man wenig dagegen tun kann
und
versuchen
nicht stumpf zu werden
Und doch
sich lieben
Sich lieben
und einander verhungern
lassen
Sich lieben und wissen
dass
man wenig dagegen tun kann
Sich
lieben
und versuchen nicht stumpf zu
werden
Sich lieben
und mit der
Zeit
einander töten
Und doch sich
lieben
mit immer besseren Waffen
Eure Toten -
Die
Palästinenser an die Zionisten
Eure Toten
eure
toten Eltern und Großeltern
eure toten Brüder und Schwestern
auf die ihr euch immer beruft
eure Toten die euer Trumpf sind
eure Toten für die ihr euch Geld bezahlen laßt
als Wiedergutmachung
sie sind nicht mehr eure Toten
Ihr habt
eure Toten verloren
denn eure Toten
das waren die Opfer der Mörder
die Gerechten die Unterdrückten:
Die Machtlosen die Verfolgten
die ermordeten Widerstandskämpfer
und ihre Kinder
das waren eure Toten
Jetzt aber seid
ihr Machtanbeter und Mörder geworden
und werft Bomben auf eure Opfer wenn sie sich wehren
Ihr vertreibt die Machtlosen aus ihren niederen
Hütten
Ihr kommt
rasselnd in rasenden Panzern
Ihr laßt das Sprühgift
aus euren Flugzeugen regnen
nieder auf unsere Felder
und euer Napalm auf unsere Frauen und Kinder
Glaubt ihr denn
eure Toten würden euch wiedererkennen
versteckt in eure Panzer und Kampfflugzeuge?
Eure Toten sind übergegangen zu uns
Opfer zu Opfern
Verfolgte zu Verfolgten
denn die Ermordeten sind der Ermordeten Brüder und
Schwestern
und
nicht die der Mörder
Eure Toten wollen euch nicht mehr kennen
Darum beruft euch
lieber nicht mehr auf eure Toten
um die Welt schweigen zu machen jedes Mal wenn ihr
tötet
Darum tut
lieber nicht mehr
als wären sie das gewesen was ihr seid
als wäret ihr wirklich noch ihre echten Kinder und
Enkel
denn ihr
habt Verrat begangen an ihrem Leben und Sterben
als ihr eingetreten seid in die Dienste derselben
Ordnung
die eure
Toten gequält und getötet hat
Eure Toten sind
nun zu Gast bei unseren Toten
die versuchen sie zu beruhigen daß ihr vielleicht
nur
aus
Unwissenheit und aus Dummheit tut was ihr tut
Doch eure Toten sagen ihr seid immer so klug gewesen
die klügsten Kinder der Welt
und sie können euch nicht mehr verstehen
Und unsere Toten wollen sie trösten und sagen
daß nur die Macht der Mächtigen euch so verlockt und
verwirrt hat
und
daß ihr vielleicht es noch sehen und doch noch
umkehren werdet
statt so zu sterben daß eure Toten euch nicht mehr
kennen
Text zum Vergrößern anklicken.
Vater, zu
wem soll ich beten
Zu Gott oder zu
den Raketen?
Zu den Raketen mein Kind
Weil sie dir näher sind!
Mutter, an
was soll ich glauben
Wenn sie die
Zukunft mir rauben?
Wer an Raketen
glaubt
Dem ist alles erlaubt
Priester,
auf was soll ich hoffen ?
Wer hält
den Himmel mir offen?
Hoff auf
Raketen, mein Sohn
Die tragen dich
himmelwärts schon
Einige von ihnen
Zwischenfälle Ortsnamen Jahreszahlen
Deir Yassin
- bis 1948
ein palästinensisches Dorf
dann 350 Tote
(nach israelischen Quellen nur
254)
Quibia am 14.10.53
Das ganze Dorf
Frauen Kinder und Männer
Vergeltung für eine jüdische Frau und zwei Kinder
ermordet in Jahud
nach deren Mördern sogar
schon
Glubb Pascha und die Jordanischen Behörden
suchten und um die Hilfe Israels baten
Die Hilfe Israels war was mit Quibia geschah
Kafr Kasem 1956
Curfew, Ausgehverbot, verkündet mitten am Tag
Die Bauern waren schon draußen auf ihren Feldern
sie wussten nichts vom Ausgehverbot und sie
kameb
zurück von der Arbeit - da stellte man sie an
die Wand
56 Menschen - Es erforderte mehrere Salven
Bahr Al Baquar 1970
Die Schule war groß, die einzige weit und breit
überfüllt mit Kindern
ein Volltreffer für
die Bombe
niemand weiß genau wieviel Kinder es waren
Dann waren nicht mehr viel Kinder
in der Gegend von Bahr Al Baquar
Und Abu Saabal 1970
70 Arbeiter bei einem Luftangriff
Und Nahr
el Barid 1972
wieder tote Kinder im zerschossenen
Flüchtlingslager
Und 1972 auf der Straße nach Juwayeh
im
südlichen Libanon, das zerdrückte Taxi
überrollt vo einem israelischen Panzer:
sieben Zivilpersonen -
ein Kind von acht Jahren
Zwischenfälle
Alles nur Zwischefälle
Terror ist das
was Palästinenser tun
Ein
Jude an die Zionisten
Freut
euch erstens, daß eure Toten so tot sind,
denn
sonst könnten sie euch laut sagen, was sie von euch
halten
ihr zu Mörder gewordenen Söhne der Opfer unserer
Mörder
die ihr euch verbündet mit Mördern gegen eurer
Mordopfer Kinder
Und freut euch, daß
die Mörder unserer Eltern
die Herzen der Welt so
gewöhnt haben an das Morden
daß die Herren der
halben Welt heute eueren Morden und Lügen
wohlwollend zusehen können und kaum zum Schein
protestieren
Und freut euch, daß
euer eigener Martin Buber schon tot ist
denn der
hat noch knapp vor seinem Tode gesagt
daß ihr nicht die Jünger der alten jüdischen
Weisheit
nein, nur die Schüler von Hitler geworden seid
Und freut euch
auch, daß es keinen Bert Brecht mehr gibt
denn
was der euch gesungen hätte zu eurem Unrecht
das würde der Welt und euch noch lang in den
Ohren klingen
ja, länger als eure Unrechtherrschaft noch währt
Aber freut euch
rasch, denn eure Freude wird kurzlebig sein
wie
die Freuden anderer Tyrannen und Mörder
und dann werden Palästinenser und Juden in
Frieden zusammenleben
und werden Gott danken, daß es keinen Zionismus
mehr gibt
Die
Nachfolger
Weil
christliche Faschisten
zu Hitlers Zeit in Europa
Juden getötet
haben
bewaffnen im Libanon heute
Zionisten die
Falangisten
die so christlich sind
und so faschistisch
wie damals die Judenmörder
Weil faschistische
Mörder
Juden vertrieben haben
sollen jetzt
faschistische Mörder
die Palästinenser
die unschuldig waren
am Tod der Juden Europas
so ermorden wie damals
die Juden ermordet
wurden
Weil es Juden und
Linke gibt
die das Wahnsinn nennen
und den Mördern
nicht helfen wollen
bezeichnen die Zionisten
diese Linken als
Nazis
und die antifaschistischen Juden
als
"jüdische Antisemiten"
und "Verräter am eigenen Blut"
Bezwinger der Wüste
Simon
der Kameramann
sieht die Planierraupen die
die letzten
Trümmer
der Araberhäuser zermalmen
und sieht die Erde
die Gurken hervorgebracht hat
Tomaten
Wassermelonen
und da und dort einen Ölbaum
aufreißen und
verderben
Zementstaub auf Lehmstaub
Staub auf
staubiges Grün
auf staubiges rosa Erdreich
und sagt: "Bevor
die Juden
die Wüste bezwingen können
müssen sie hier
die Wüste
erst selber machen"
Deir Yassin
Ich
habe gelesen
vom Palästinenserdorf Deir Yassin
Zweihundertvierundfünfzig
fast nur Frauen und Kinder und Alte
die
ermordet wurden
von den Einheiten Léchi und Etzil
unter
Joschua Zetler
und Mordechai Ra´anán
Aber es fällt mir
schwer
mir ein Bild zu machen
Und ich will mir ein
Bild machen
um es nicht zu vergessen
um es im Kopf zu
haben
dort wo es hingehört
Wohin gehört Deir
Yassin
in meinem Kopf?
Es gehört zu Guernica
und zu Warschauer Ghetto
Es gehört zu Lidice
und zu Oradour
Es
gehört zu My Lai
und zu Bin-Du-Ong in Vietnam
Wenn ich das Bild
des jüdischen Jungen sehe
der vergeblich die
Hände hochhob
Am Ende des Warschauer Ghettos
dann brennen
mich meine Augen
Ich habe die Bilder der Kinder
von Deir
Yassin nicht gesehen
ich weiß nicht einmal
ob Israels Krieger
das Fotografieren erlaubten
Waren das andere
Kinder?
Ich glaube nicht
Ich glaube die Bilder aus
Warschau
und die brennenden Hütten in Vietnam
stellen
mein Bild zusammen
von Deir Yassin
Wir Juden sind groß
so groß wie die größten Völker
Wir haben
Marx und Heine
und Freud und Einstein
Wir haben
Meir-Har-Zion
den großen Arabertöter
und Mordechai Ra´anán
und Joschua Zetler
die Sieger von Deir
Yassin
die jeden Vergleich bestehen
mit Leutnant
William Calley
dem Besieger des Dorfes My Lai
und Jürgen
Stroop, S.S.
dem Besieger des Warschauer Ghettos
Begin spricht
Begin
spricht
und er spricht
als Staatsmann
und will
gehört sein
Wer hört zu?
Vielleicht Sadat
und
vielleicht
Hussein
Aber was heißt das?
Was heißt es
wenn Begin spricht?
Das
heißt daß der Mörder spricht
der Mörder von Deir Yassin
vom King David
Hotel der Mörder
der Mörder von vielen hundert
Frauen und
Kindern und Männern
von Jahr zu Jahr mehr
Und nun ist er
der
Mörder von Libanon
Menachem Begin
spricht:
Der Mörder spricht vom Frieden
Der Mörder
spricht von Recht und Gerechtigkeit
(Das heißt er will alles festhalten was er
umklammert)
Menachem Begin spricht:
Der Mörder spricht
von der Zukunft
Wer hört zu?
Vielleicht Sadat
und vielleicht
Hussein -
Und was hören
sie?
Was enthalten die Worte des Mörders?
Der Mörder spricht
von der Zukunft
aber er hat keine Zukunft:
Der Weg von Deir
Yassin
zu den Toten von Libanon
war viele Jahre
länger als der Weg
von Libanon sein wird
zum Grab des Menachem
Begin
Und unser Weg von
heute
zum freien Palästina
wird kürzer sein als
der Weg
der letzten dreißig Jahre
ja: kürzer als der
Weg
von Deir Yassin bis hierher
Das Bittere
Du
willst mich nicht hören
denn du willst dir nicht rauben lassen
das
von dem ich dir sage
es ist ein Unrecht.
Glaubst du ich sage es
leichthin
und ohne Zögern?
Glaubst du es macht
mir Spaß
gegen Menschen zu sprechen
von denen viele
nur
durch Verfolgung und Verzweiflung
auf den
Irrweg getrieben wurden
auf dem sie verrannt sind?
Glaubst du es ist
sehr leicht
zu rufen in alle vier Winde
daß einige
meiner Verwandten
die der S.S. entgingen
das Tun ihrer Mörder
zu ihrem Vorbild nahmen?
Ich sage das fast
so ungern
wie du es hörst
Glaubst du es läßt
mich kalt
einen Brief zu bekommen
von einer alten
Mutter
deren drei Söhne
in Auschwitz vergast worden
sind
und die mich fragt
wie könne ich sprechen
gegen meine eigenen Leute
da schon so viel Blut vergossen wurde
von
unserem Blut?
Zwar weiß ich daß
ich nicht wirklich
gegen die Juden spreche
sondern nur gegen
den Irrweg
jener Juden
die glauben auf Verbrechen
gegen die Palästinenser
läßt sich ein Land
und eine Zukunft bauen
Zwar weiß ich daß
ich versuche
die Juden in Israel und
ihre Kinder retten
zu helfen
indem ich beizeiten
Klage erhebe
gegen
jene Verbrechen
begangen in ihrem Namen
die sonst ihr
Untergang werden
Doch vor dem Brief
der Frau mit den toten Söhnen
ist es kein
Trost
daß ich es besser weiß
Die
Abwesend-Anwesenden
Nifkadim Nokh-him
Die
nicht da sind obwohl sie da sind
sind überall da
Die nicht bei euch sind
werden immer bei euch
sein
gleichwohl ob ihr bei euch
oder außer euch
seid
denn ihr selbst
habt dieses Wort erfunden
Die Abwesend-Anwesenden
sind keine
Gespenster
nur die die ihr
zu Gespenstern machen wollt
mit denen ihr
verfahrt
als ob sie nicht mehr da wären
auch wenn sie
da sind
Deren Häuser und Land
ihr eingezogen habt
hinter ihrem Rücken
oder vor ihren Augen
und hinter dem Rücken
oder vor den Augen ihrer Kinder
weil sie
abwesend sind für euch
auch wenn sie anwesend sind
Die ihr verbannt
habt
mit eine Gestzesparagraphen
ins Fegefeuer
ins Land zwischen Leben und Tod
daß alle in
Ordnung gehe
nach diesem eurem Gestz
von dem die Welt
nichts gehört hat
denn die Welt weiß nocht einmal
daß es das
gibt
was es sonst niergends gibt
was nur ihr euch
ausgedacht habt
um das Unrecht ins Recht zu setzen
und das
Rcht ins Unrecht zu setzen
und euch in die Häuser zu setzen
in die
Wohnungen und in die Gärten
der Abwesend-Anwesenden
deren Besitz ihr
verwaltet
durch Beamte die ihr dazu einsetzt
wie
kommisarische Leiter
die Habe der Juden
für sie verwaltet haben
im Dritten Reich
Die nicht da sind
obwohl sie da sind
werden darum
dableiben unter euch
in ihrem doppelten Dasein
abwesend wie euer
Recht
anwesend wie euer Unrecht
abwesend wie euer
Gewissen
anwesend wie eure Opfer
abwesend wie
Ermordete die verscharrt sind
anwesend wie das Andenken an die Morde
Was geschieht
Es ist geschehen
und es geschieht nach wie vor
und wird weiter geschehen
wenn nichts dagegen geschieht.
Die Unschuldigen wissen von nichts,
weil sie zu unschuldig sind
und die Schuldigen wissen von nichts,
weil sie zu schuldig sind.
Die Armen merken es nicht,
weil sie zu arm sind
und die Reichen merken es nicht,
weil sie zu reich sind.
Die dummen zucken die Achseln,
weil sie zu dumm sind
und die Klugen zucken die Achseln,
weil sie zu klug sind.
Die Jungen kümmert es nicht,
weil sie zu jung sind,
und die Alten kümmert es nicht,
weil sie zu alt sind.
Darum geschieht nichts dagegen
und darum ist nichts geschehen
und geschieht nach wie vor
und wird weiter geschehen.
Erich Fried
Die
Hand
Das
ist eine Hand
das ist eine verstümmelte Hand
das ist eine
durch eine Explosion verstümmelte Hand
das ist eine durch eine Explosion in Bagdad
verstümmelte Hand
Das ist eine verstümmelte Hand eines Mannes
Das ist ein Mann
das ist ein jüdischer Mann
das ist ein
jüdischer Mann in Osrael dessen Hand
verstümmelt wurde im Tempel in Bagdad
das
ist ein jüdischer Mann der in Israel zu Gericht geht
um Invalidenrente zu fordern für seine Hand
Das ist die Hand
das ist die Hand die ihm verstümmelt wurde
verstümmelt weil ein anderer jüdischer Mann
der im Geheimdienst Israels stand seinen Auftrag
erfüllte
seinen von langer Hand vorbereiteten Auftrag
den Tempel in Bagdad zu sprengen
um den Juden dort Angst einzujagen
um den
Juden in Bagdad Angst vor den Arabern einzujagen
und sie so aufzuscheuchen zur Heimkehr ins Land
ihrer Väter
in das einst ihr Gott sie geführt hat
- so
heißt es -
mit starker Hand
Erinnerung an die Einheit 101
Es ist
nicht wahr
weil es nicht wahr sein darf
daß es je
eine EINHEIT 101 gab
die von Israel aus
über die Granzen ging
und Araber tötete
Männer Frauen und Kinder
Es darf nicht wahr
sein
dass Medizinstudenten
in Israel
denen
die Orthodoxen
das Beschaffen von Leichen
zum Sezieren zu
schwer gemacht hatten
Leichen bestellten
bei der EINHEIT 101
Es darf nicht wahr
sein daß
der jordanische Offizier
dessen Erschießung
man zugibt
in Wirklichkeit
ein libanesischer Arzt war
(Dr. Manzour unterwegs zu einem Patienten)
der Meir und Schlomoh
vergeblich bat um sein Leben
Von der EINHEIT 101
hat die Armee keine Kenntnis
obwohl die
Einheit
jeden Streifzug im Vornhinein
dem
distriktkommandi gemeldet hat
um bei der Rückkehr
nicht unters Feuer
der eigenen Leute zu kommen
Keine Abrechnung
Den
Tod der Frauen und Kinder
von Ma´alot
von
Kirjat Schimona
und Naharija
kann nichts
beschönigen
auch nicht der zehnfache Tod
durch Israels
Luftangriffe
auf Flüchtlingslager
Und Israels
Luftangriffe
auf palästinensische Flüchtlingslager
kann
nichts rechtfertigen
auch nicht der Tod
der Frauen und
schuldlosen Kinder
von Ma´alot
von Kirjat Schimona
und
Naharija
Ohne die
Halsstarrigkeit
der Zionisten
wären die Kinder und Frauen
auf beiden Seiten nicht tot
Könnten die
Frauen und Kinder
auf beiden Seiten noch leben
ohne die
Halsstarrigkeit
der Palästinenser?
Die Rechnung geht
nicht auf
denn Vertriebene müssen vielleicht
halsstarriger sein als Vertreiber
um leben zu bleiben
denn die Vertreiber
leben
an der Vertriebenen Stelle
und nicht die
Vertriebenen
an der Stelle ihrer Vertreiber
Nach einem Abkommen zwischen Sadat und den Zionisten
Der
Friede der kein Friede ist
vermittelt
von
einem Friedensstifter
der kein Friedensstifter
ist
zwischen dem Erben Nassers
der kein Erbe
Nassers ist
und einer Demokratie
die keine Demokratie
ist
zum Wohl der Ägypter
das nicht das Wohl der
Ägypter ist
und zum Wohl der Judeb
das nicht das Wohl
der Juden ist
bringt eine Versöhnung
die keine Versöhnung
ist
und verspricht eine Zukunft
die keine
Zukunft ist
und will eine Hoffnung wecken
die keine
Hoffnung ist
auf ein Palästina
das kein Palästina ist
Das
Unrecht
ist immer noch Unrecht
Der Rassismus der
Zionisten
ist immer noch Rassismus
Die Vertriebenen
sind immer noch vertrieben
Ihre zerstörten
Dörfer
sind immer noch zerstört
Ihre gerechte Sache
ist immer noch gerecht
und ihre Hoffnung
ist immer noch die Hoffnung
Ein
Kind spricht
Was
ich bedeuten könnte
das hat nichts zu bedeuten
Ich weiß
das
bedeutet euch nichts
Aber auch ich will
- nein
nicht töten dürfen
wie ihr –
nur leben dürfen
nur leben
Leben ?
was war
das ?
Feierliches Versprechen
Am ersten Tag
des Sechstagekrieges
erklärte
Premierminister Eshkol
in Tel
Aviv:
"Wir wollen
keinen Quadratmeter
Boden
haben"
Selten
hat ein
Krieg
so kurz gedauert
wie dieser.
Eshkols
Versprechen
hat noch kürzer gedauert
als er
Ist
Antizionismus Antisemitismus?
Ist Antizionismus Antisemitismus?
Eine Widerrede
Zionisten
mit linkem falschen Bewußtsein
Zionisten
mit rechtem falschen Bewußtsein
Antisemiten
mit rechtem falschen Bewußtsein
Antisemiten
mit linkem falschen Bewußtsein
und Antisemiten
mit zionistischem falschen Bewußtsein
Kein Bewußtsein
das den Antisemitismus
oder den Zionismus
rechtfertigen kann
(Aus meinem
Gedichtband »Höre Israel«, 1974)
Moshe Dayan:
Aus Ansprachen an die Studenten des Technion
Alle
unsere Siedlungen
sind erbaut
auf den Ruinen
palästinensischer Dörfer
Ja wir haben sie
nicht nur
ausradiert bis auf den boden
sondern auch
ihre Namen aus den
Geschichtsbüchern ausradiert
Sie haben also
ihre triftigen Gründe
für den Kampf
den sie gegen uns führen
Unser Problem ist
nicht
wie wir sie loswerden sollen
sondern wie wir
mit ihnen leben können
Wenn ich selbst
ein Palästinenser wäre
ich wäre wahrscheinlich ein Kämpfer
in Al
Fatah
Palästinensische Flüchtlinge
Im
großen Lager bei Gaza
die alten Männer
die ihre Füße
nicht
mehr heben beim gehen
und die Frauen
mit ihrer ewigen Sorge:
Wie führt man einen Haushalt
in solchen Quartieren?
Und die Kinder a
mager und altklug
und auch wenn sie lachen
unsicher und
immer bereit zu fliehen
So
sahen Juden aus
im Warschauer Ghetto
und in den Lagern
Aber die jungen Sabras*
haben die alten Bilder
kaum mehr gesehen.
Ist das ihr Glück
oder ist das ihr Unglück?
Zur
Zeit der Verleumder
Sie
nennen mich
Verräter an meinem Volk
Sie nennen
mich
Jüdischer Antisemit
weil ich spreche
von dem
was sie tun in Israels Namen
gegen
Palästinenser
gegen Araber anderer Länder
und auch gegen
Juden
die totgeschwiegen werden
Später einmal
werden Juden die übrigbleiben
wenn dieser Wahnsinn vorbei ist
zu suchen
beginnen
nach Spuren von Juden
die nicht mittaten
sondern warnten
So haben Deutsche
gezeigt
nach dem Untergang Hitlers
auf Deutsche die
tags zuvor
noch verfolgt wurden oder getötet
Die
sollten nun Zeugen sein
daß Deutsche auch anders waren
Ob dann ein Wort
noch nachlebt
von meiner Warnung
Wichtiger aber:
ob dann in Palästina noch Juden leben
entronnene jener Vernichtung
die sie selbst herbeiführen halfen
durch ihr
Unrecht
zu meiner Zeit?
Warum Palästinenser sich nicht fügen
Die
"Muselmanen"
das war in Auschwitz der Name
für die die
sich fatalistisch
in alles fügten
wie gläubige Muselmanen
das angeblich tun
Die Muselmanen
versuchten nicht Essen zu stehlen
Sie waren nicht zornig
und kämpften nicht
gegen ihr Schicksal
Sie hielten sich an die Vorschriften ihrer
Vernichter
und starben willenlos nach wenigen Wochen
Das Wichtigste war
kein Muselman zu werden
Von den anderen die
leben blieben
fanden nach Ende des Krieges
viele in Israel
eine neue Heimat
Nun wurden die Palästinenser
im Gazastreifen
und in den Nachbarländern
in Lagern
untergebracht
Wer kämpfte in
diesen Lagern
gegen sein Schicksal
dem drohte von Israel
Tod
durch Bomben und durch Napalm
oder im
Gazasstreifen die nächtliche Selektion
der verdächtigen Widerstandskämpfer
die
spurlos verschwanden
Israelische
Sprecher erklären
sie wollen den Arabern
(sie meinen die
Palästinenser)
weiter nichts antun
solang sie sich ruhig
verhalten in ihren Lagern
und sich abfinden mit ihrem Schicksal
wie es
Muselmanen geziemt
Lebenslauf 1
Lebenslauf 2
Gedichtindex
- Größte Linksammlung zu Erich Fried
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44 Bücher von Erich Fried
E. Fried: Ist
Antizionismus Antisemitismus? 1
[S. 547]
ERICH FRIED
Ist Antizionismus Antisemitismus?
Eine Widerrede
Zionisten
mit linkem falschen Bewußtsein
Zionisten
mit rechtem falschen Bewußtsein
Antisemiten
mit rechtem falschen Bewußtsein
Antisemiten
mit linkem falschen Bewußtsein
und Antisemiten
mit zionistischem falschen Bewußtsein
Kein Bewußtsein
das den Antisemitismus
oder den Zionismus
rechtfertigen kann
(Aus meinem Gedichtband »Höre Israel«, 1974)
Nach den unvorstellbaren Morden der Nazis,
die Millionen Juden umbrachten, darunter die
Hälfte meiner Familie, ist es richtig und zu
begrüßen, daß in Deutschland der
Antisemitismus verabscheut wird, nicht nur
offiziell, sondern von der großen Mehrheit
der Bevölkerung. Gerade deshalb finde ich es
so furchtbar, wenn hier die
Antisemitismusbeschuldigung mißbraucht, und
wenn sie dort erhoben wird, wo es sich gar
nicht um Antisemitismus handelt.
In jüngster Zeit wurden in der
Bundesrepublik Gerhard Zwerenz und Rainer
Werner Fassbinder höchst unverantwortlich
als sogenannte »Linksantisemiten«
angegriffen, weil sie sich — Zwerenz in
seinem Roman »Die Erde ist unbewohnbar wie
der Mond« und Fassbinder dann in dessen
Dramatisierung, die Grundlage eines Filmes
werden sollte — mit Zuständen in Frankfurt
am Main befassen, wo sich eine kleine und
höchst ungewöhnliche Gruppe jüdischer
Häuserspekulanten, Bordellbesitzer und
Verbrecher gebildet hat. — Nun, weder
Zwerenz noch Fassbinder sind Antisemiten;
und wieso sich dieser kleine Kreis, der
übrigens für die Juden innerhalb und
außerhalb Deutschlands höchst untypisch ist,
überhaupt bilden konnte, das weiß man heute
ziemlich genau. Nach dem Krieg, als es in
der US-Besatzungszone sogenannte Displaced
Persons Camps gab, mit Juden und sonstigen
KZ-Überlebenden, die sich den besiegten
Deutschen in keiner Weise moralisch
verpflichtet fühlen konnten, beschloß das
amerikanisch-jüdische Hilfskomitee JOINT,
ihnen ihre Unterstützung größtenteils in
Zigaretten auszubezahlen. 500 Zigaretten pro
Woche waren vor der Währungsreform nicht
wenig [S.548] Geld, aber viele der jüngeren
Juden aus den Überlebenden-Lagern wollten
weg, nach Palästina, und verkauften, um sich
Mittel für die Reise zu verschaffen, ihre
Rationskarten billig an die
»Lager-Kapitalisten«. Ein solcher
Lager-Kapitalist konnte mit seinen 50-60 »toiten
Kurtn« (toten Karten) außer großen Mengen
von Nahrungsmitteln fünfzig bis sechzig Mal
fünfhundert Zigaretten beziehen. So gerieten
E. Fried: Ist Antizionismus Antisemitismus?
2
diese entwurzelten Menschen fast
zwangsläufig auf den Schwarzmarkt und in
krumme Kompensationsgeschäfte, erwarben
Ruinen, ließen sie notdürftig restaurieren
und fanden, daß Vergnügungsstätten für
amerikanische Soldaten mehr Profit brachten
als Unterkünfte für Obdachlose.
Dies zum historischen Hintergrund der Themen
von Zwerenz und Fassbinder. Aber das
ungerechte Wort vom »Linksantisemitismus«
ist viel älter als die Anwürfe gegen die
beiden Autoren. Es geht hauptsächlich auf
zionistische Propaganda zurück, aber nicht
alle Zionisten haben solche Propaganda
gemacht oder wissen auch nur davon.
Die Tendenz, Antizionismus als verkappten
Antisemitismus zu bezeichnen, hat mehrfache
Wurzeln. Erstens haben sich Zionisten schon
immer eine Art Alleinvertretungsrecht für
alle Juden angemaßt. Max Nordau, der
Chefideologe Theodor Herzls, der den
modernen politischen Zionismus begründet
hat, sagte schon auf dem 2. Zionistenkongreß
in Basel 1898: »Darum ist es unzulässig, daß
man von einer zionistischen Partei im
Judentum spricht. Wir weisen diese
Bezeichnung mit Spott und Verachtung zurück.
Die Zionisten sind keine Partei: sie sind
das Judentum selbst. Ihre Zahl, ihre heutige
Zahl, tut nichts zur Sache. Der Same der
gewaltigsten Linde ist ein ganz kleines
Gebilde, aber er ist die Zusammenfassung der
ganzen Lebenskraft des Baumes, das Ziel
aller seiner organischen Anstrengungen...
Alles, was im Judentum lebendig ist, was
Manneswürde, was Entwicklungsfreudigkeit
hat, das ist zionistisch.«
Dieser Alleinvertretungsanspruch der
Zionisten für alle Juden hatte später zur
Folge, daß Zionisten Juden, die nicht für
den Zionismus waren, als »menschlichen
Staub« oder als jüdische Antisemiten
bezeichneten, gar nicht so unähnlich, wie
rechtsradikale Deutsche und dann die Nazis
in anderen Deutschen, die gegen ihre
Weltherrschaftsträume und gegen ihren
Rassismus ankämpften, nur vaterlandslose
Gesellen oder Vaterlandsverräter sahen. Ich
erinnere mich noch, wie ich nach dem
sogenannten Sechstagekrieg Israels 1967 für
die Palästinenser und gegen eine besonders
grausame Maßnahme israelischer Offiziere
schrieb. Damals wurde ich von einigen
Leuten, die mich kannten, angegriffen: »Wie
kannst du als Jude etwas gegen Israel sagen?
Hast du denn noch nie etwas von der Stimme
des Blutes gehört?» »Ja,« erwiderte ich,
»ich habe einmal davon gehört, von Hitler,
und einmal genügt mir.«
Natürlich lag es für viele Zionisten nahe,
jeden Zionismusgegner des Anti- [S.549]
semitismus zu verdächtigen, namentlich da ja
viele Juden erst durch die Judenverfolgung
zum Zionismus gekommen waren. Und man muß
auch sagen, daß es in einzelnen Fällen auch
wirklich eine Kombination von Antisemitismus
und Antizionismus gibt, zum Beispiel in
gewissen rechtsradikalen Zirkeln in der
Bundesrepublik, in der sogenannten Aktion
Widerstand und auch in einzelnen Zeitungen.
Analoges gilt für die Feldzüge zur Zeit
Stalins »gegen Zionisten und wurzellose
Kosmopoliten«, die in der Tschechoslowakei
im sogenannten Slanski-Prozeß zur
Hinrichtung Otto Slings führten, den ich
persönlich gekannt habe. Auch diese
Feldzüge, ob in Polen oder in Stalins
Sowjetunion, waren in Wirklichkeit
keineswegs frei von antisemitischen
Komponenten. Sling, der übrigens von den
tschechischen Kommunisten längst
rehabilitiert ist, war Jude; Zionist war er
nie, sondern Kommunist und hatte in Spanien
gegen Franco gekämpft. Nebenbei bemerkt, was
heute leider oft vergessen wird: auch linke
Zionisten haben in Spanien gegen Franco
gekämpft.
Was nun die Entschließung der Vereinten
Nationen vom 10. November 1975 betrifft, »daß
Zionismus eine Form von Rassismus und
rassischer Diskriminierung ist«, so kann
ich, obwohl mir das nicht leichtfällt, nur
sagen: ich glaube, daß das leider stimmt.
Die Beweise dafür sind zahlreich, vor allem
schon die tatsächliche Ungleichheit von
Juden und arabischen Palästinensern, auch
wenn sie israelische Staatsbürger sind, vor
dem Gesetz. Daß der Zionismus in
Wirklichkeit nicht rassistisch sei, wird
zuweilen mit dem merkwürdigen Hinweis auf
die Tatsache begründet, daß in Israel, was
Berufe, Wohnungszuweisung und
E. Fried: Ist Antizionismus Antisemitismus?
3
soziale Gleichberechtigung betreffe, ja
nicht nur Araber benachteiligt werden,
sondern auch die sogenannten »schwarzen
Juden«, also die dunkelhäutigen Juden aus
den verschiedenen arabischen Ländern, obwohl
sie israelische Staatsbürger sind. Araber
erklären dagegen, diese Benachteiligung der
schwarzen Juden sei erst recht ein Beweis
für den Rassismus, und diese orientalischen
Menschen seien ja eigentlich Araber
judischer Religion. Es muß gesagt werden,
daß sich in den letzten Jahren gerade unter
diesen schwarzen Juden die stärkste
antizionistische Bewegung unter den Israelis
gebildet hat, die sogenannten »Schwarzen
Panther«.
Professor Israel Shahak, Chemiker an der
Universität Jerusalem, selbst ein
Überlebender des Warschauer Ghettos und des
Konzentrationslagers Belsen, kam nach dem
Krieg als religiöser Zionist nach Israel,
fand aber die Benachteiligung der
Palästinenser durch die zionistischen
Israelis so furchtbar, daß er sich vom
Zionismus abwandte und heute, als Präsident
der Israelischen Gesellschaft für Bürger und
Menschenrechte, gegen die Benachteiligung
der nichtjüdischen Palästinenser ankämpft.
Als ein Beispiel für diese Benachteiligung
führt Shahak die Notverordnungen an, die die
Engländer zur Zeit ihres Mandats über
Palästina verhängt haben. Die jüdischen
Siedler, die damals ebenso davon betroffen
waren wie die Araber, erklärten diese
Notverordnungen für menschenunwürdig. Aber
nach der Gründung des Staates Israel ha-
[S.550] ben sie diese Notverordnungen
einfach übernommen, nur mit dem Unterschied,
daß sie heute nur für Araber gelten — auch
für alle Araber israelischer
Staatsbürgerschaft, aber nicht für Juden.
Benachteiligt sind alle, die nicht von einer
jüdischen Großmutter abstammen. Diese
Benachteiligung gilt sowohl für Ehe- und
Eigentumsrecht wie auch für das Pachtrecht.
Haupteigentümer des Bodens ist nämlich, wie
schon Theodor Herzl geplant hat, der
Jüdische Nationalfond. Er verpachtet das
Land billig, vor allem an die
Kollektivsiedlungen, die sogenannten
Kibbuzim. Aber unter der Bedingung, daß das
Land nur an Juden verpachtet werden darf und
daß nur Menschen jüdischen Blutes auf diesem
Land arbeiten dürfen.1 Mit Recht meint
Shahak — und sagte das auch vor kurzem auf
seiner Vortragsreise durch die
Bundesrepublik: »Man müßte sich nur einmal
so ein Gesetz in Deutschland vorstellen, daß
nur deutschblütige Menschen das Recht haben,
Land zu verpachten und darauf zu arbeiten.
Dann gäbe es keine lange Diskussion in der
Weltmeinung, ob das Rassismus ist oder
nicht.«
Wie gesagt, ich stimme mit Israel Shahak
völlig überein, daß der Zionismus leider
tatsächlich rassistisch ist, nicht nur in
seinen Programmen und Gesetzen, sondern auch
im Ergebnis dieser Gesetze, das Shahak in
einer umfassenden statistischen
Veröffentlichung festhielt: 1948 gab es auf
dem Gebiet von Israel noch 475 arabische
Dörfer, vor zwei Jahren waren es nur noch
90; die übrigen 385 Dörfer sind von den
Israelis zerstört worden. Allerdings
stimmten wir, als ich mit ihm das besprach,
was ich hier heute zu Ihnen sage, auch darin
überein, daß von den Regierungen, die für
den Beschluß der Vereinten Nationen gegen
den Rassismus der Zionisten votierten,
einige selbst noch rassistischer sind als
die Zionisten: Zum Beispiel die wirklich
ganz allgemein judenfeindliche Regierung
Saudi-Arabiens, die freilich schon wegen
ihres Ölreichtums von denselben Zeitungen,
die den Unsinn vom »linken Antisemitismus«
verbreiten, sehr höflich behandelt wird.
Oder Idi Amin, Herrscher von Uganda, der
nicht nur widerwärtige antisemitische
Bemerkungen macht, sondern außerdem
1 Nicht zu vergessen die Ende der vierziger
Jahre in Kraft getretenen Gesetze zur
»Beschlagnahmung und Nutzung des Bodens und
Eigentunis abwesender Besitzer«. Jeder
Araber, der während gewisser kritischer
Zeiten mehr als drei Tage lang von seinem
Besitz abwesend war, galt nach diesem Gesetz
als abwesend, auch wenn er sofort, nachdem
die Gefechte zwischen Zionisten und
Palästinensern das Gebiet seines Dorfes oder
Anwesens wieder verschonten, zurückgekommen
war. Daher heißen die davon betroffenen
Menschen, die trotz ihrer Anwesenheit als
Abwesende enteignet wurden, auf Hebräisch »Nifkadim
Nokh-him« = Anwesend-Abwesende. Ihr Besitz
wird unter kommissarische Leitung gestellt
und an jüdische Israelis verpachtet. Die
Pachtbeträge, abzüglich der Verwaltungs- und
Erhaltungskosten, erhalten die
ursprünglichen Eigentümer; da aber die Pacht
nur ein Zwanzigstel bis ein Hundertstel der
sonst landesüblichen Mieten beträgt, ist die
jährliche Entschädigung des Eigentümers
meist ein kleinerer Betrag als das Fahrgeld
für den Bus, das er zum Abholen dieser Summe
benötigt.
E. Fried: Ist Antizionismus Antisemitismus?
4
seine indische Mehrheit so behandelt hat,
daß man wirklich nur von schlimmstem
Rassismus sprechen kann. Auch in Ägypten und
Jordanien gab es von Regierungsseite immer
wieder allgemein juden- [S.551] feindliche
Äußerungen, zur Zeit des Sechstagekrieges
1967 sogar richtige Völkermordlosungen. Man
sollte nicht vergessen, daß die Beduinen
Husseins, als sie 1972 an die 20 000
Palästinenser niedermetzelten, dies mit der
Begründung taten, die palästinensische
Befreiungsbewegung, das seien ja in
Wirklichkeit Judenliebhaber; denn sie seien
gar nicht gegen die Juden, nur gegen den
Zionismus, sie heirateten jüdische Mädchen
und seien überhaupt gottlose Linke und keine
echten Söhne des Islam.
Und doch verhandelt heute der Staat Israel
zwar mit dem Ägypten Sadats und mit dem
Jordanien Husseins, weigert sich aber
hartnäckig, mit der Palästinensischen
Freiheitsbewegung zu verhandeln, obwohl
diese mit ihrem Sprecher Yassir Arafat immer
wieder erklärt, daß sie nicht gegen die
Juden sei, sondern für ein
gleichberechtigtes Zusammenleben von Juden
und Arabern in einem freien Palästina.
Natürlich hat Israels Ablehnung politische
Gründe. Schon Theodor Herzl schrieb in
seinem grundlegenden Buch »Der Judenstaat«:
»Für Europa würden wir dort ein Stück des
Walles gegen Asien bilden. Wir würden den
Vorpostendienst der Kultur gegen die
Barbarei besorgen.« Heute sucht Israel seine
politische Sicherung durch Vorpostendienste
für die Vereinigten Staaten und gegen die
Bewegungen, die Asien und Afrika umformen.
Nicht alle Zionisten wollen das, aber selbst
angesehene Gegner dieser Politik, wie Nahum
Goldmann, der sich seit vielen Jahren bemüht
hat, Israel aus der Strategie des Kalten
Krieges zu lösen, konnten sich nie
durchsetzen. Ebensowenig wie jene linken
Zionisten in Israel, die versucht haben, der
Benachteiligung von Arabern ein Ende zu
setzen. Immerhin dürfen wir nicht vergessen,
daß es sogar innerhalb des Zionismus solche
Gegenströmungen gibt. Jene Juden in Israel,
die heute gegen den Zionismus sind, waren
fast alle früher einmal Linkszionisten, die
dann allerdings fanden, daß ihre
sozialistischen Ideale mit Zionismus
unvereinbar sind. Und natürlich darf man
nicht so tun, als seien alle Zionisten
einfach Rassenfanatiker und alle
Antizionisten automatisch human. Auch von
den Zionisten, die nach wie vor die
sogenannten »massiven Vergeltungsschläge«
nach palästinensischen Guerilla-Aktionen
billigen, haben viele schon schwere Bedenken
und glauben nur, daß es in einer ausweglosen
Situation keinen anderen Weg als den der
Abschreckung gebe. Viele von ihnen kommen da
früher oder später in Gewissenskonflikte.
Und von den Juden, die heute in Israel den
Zionismus als rassistisch bekämpfen, waren
außer den orientalischen »schwarzen Juden«
die meisten Kibbuzbewohner, oder
Kibbuzsöhne, die studierten und dann diesen
Gewissenskonflikt durchgemacht haben. Viele
von ihnen erinnern sich an die alte Warnung
Martin Bubers (1929 in »Kampf um Israel«):
»Ein Nebeneinander von Juden und Arabern
führt zum Gegeneinander. Nur ein Miteinander
hat Zukunft.« Ich will und muß hoffen, daß
dieses Miteinander die Tabus des Zionismus
überwinden und überdauern wird.
[S.552] Um aber auf den verhängnisvollen
Ausdruck »Linksantisemitismus« in der
Bundesrepublik zurückzukommen: ich bin auf
Grund meiner Erfahrungen überzeugt, daß es
den in Wirklichkeit nicht gibt. Gewiß,
Angehörige linker Gruppen sagen gelegentlich
einmal etwa: »Da haben die Juden wieder
Napalm auf ein palästinensisches
Flüchtlingslager abgeworfen.« Genauso sagten
sie zur Zeit des Napalmkrieges in Vietnam:
»Die Amerikaner«. Dennoch waren sie nie
wirklich antiamerikanisch, sondern nur gegen
die amerikanische Kriegführung und
begeistert über jeden amerikanischen
Studenten, der dagegen protestierte. Genauso
sind sie auch nicht antisemitisch!
Den Vorwurf, die Linke sei antisemitisch,
fand ich das erste Mal vor fünf Jahren in
einer Zeitschrift für jüdische Hochschüler,
die, nach dem alttestamentarischen jüdischen
Kriegshorn, Schofar heißt. Erscheinungsort
Wien, sie wurde aber auch in der
Bundesrepublik verbreitet. Diese Zeitschrift
enthielt eine Seite mit Karikaturen, auf der
die verschiedensten Antizionisten abgebildet
waren. Zum Beispiel ein deutscher Student,
der wie ein
E. Fried: Ist Antizionismus Antisemitismus?
5
verwahrloster Vollidiot aussieht, mit dem
Text: »Pipi, der unreflektierte
Pseudorevolutionär, der zu Ivans Werkzeug
wurde und seinen latent-atavistischen
Antisemitismus unter dem Deckmantel des
Antizionismus verbirgt.« Karikaturen und
Texte erinnern lebhaft an den »STÜRMER« der
Hitlerzeit. Da war auch der Araber genau so
widerlich dargestellt wie dort der Jude, und
da war auch der ehemalige KZ-Häftling, als
Antisemit verleumdet, und in der Zeitschrift
selbst gab es einen langen, ebenso
»sachlichen« Artikel über den Antisemitismus
der Linken in der Bundesrepublik.
Leider paßt das zu gewissen internationalen
Entwicklungen, wenn zum Beispiel in letzter
Zeit Israel nicht nur seine Freundschaft mit
Südafrika vertieft, sondern den
Südafrikanern jetzt ein Kampfflugzeug
liefert, das den Namen Kaffir-Interceptor
hat. Kaffir, ursprünglich ein arabisches
Wort für »Unreine«, wurde dann das Wort, mit
dem die Buren die Schwarzen bezeichneten.
Das Kampfflugzeug also, das den Kaffern Halt
gebietet. Der Name ist vielleicht ein
Zufall, aber ebenso unglücklich wie die
Feststellung, daß man tatsächlich keineswegs
Antisemit sein muß, um die israelische
Politik und den Zionismus zu kritisieren.
In linken Kreisen höre ich oft, der deutsche
Philosemitismus von heute sei im Grunde nur
eine Art Antisemitismus. Nun bin ich zwar
als Jude auch gegen Philosemitismus, meine,
ein Jude soll als Mensch wie jeder behandelt
werden. Immerhin aber hat Philosemitismus
wesentlich edlere Beweggründe als
Antisemitismus. Nur kann er, führt er dazu,
unkritische Bejahung zu predigen, mit der
Zeit auch so gefährlich werden wie jede
Kritiklosigkeit und dann ins Gegenteil
umkippen. Und außerdem verleitet ein
Philosemitismus auf der Rechten dazu, gegen
andere — etwa gegen Palästinenser oder gegen
linke Studenten — so ungerecht-rücksichtslos
zu sein, wie die Antisemiten es gegen die
Juden waren und sind. [S.553]