Von der Kirche
geführte Schulen in Israel stehen vor dem Aus
Nazareth:
Gemeindeleiter fürchten, dass Netanjahus Partei versucht, die
Bildungschancen für die palästinensische Minderheit einzuschränken. -
Jonathan Cook, 26.6. 15
Israel versucht, Dutzende
von Kirchen geleitete Schulen unter die Kontrolle der Regierung zu
bringen, ein Schritt, vor dem Gemeindeleiter gewarnt haben, um die
Überbleibsel der Bildungsfreiheit für die große palästinensische
Minderheit zu drosseln.
Mehr als 47 Schulen, die
zu den besten in Israel gehören, wurden vor mehr als 100 Jahren - vor
der Staatsgründung Israels 1948 - gegründet.
Heute gehören sie unter
die wenigen unabhängigen Schulen die Israels 1,5,Millionen (1 Fünftel
der Bevölkerung Israels) palästinensische Bürger versorgen. 33 000
Kinder werden von 3000 Lehrern unterrichtet.
Israel trennt das
Bildungssystem nach Ethnien.
Palästinensische. Führer
sagen, dass die von Kirchen geführten Schulen, in die Christen und
Muslime gehen, für die meisten Familien die einzige Hoffnung sind, um
den harten Bedingungen des arabischen Regierungsbildungssystems zu
entkommen.
Yousef Jabareen, ein arab.
Knesset-Mitglied, sagte, dass im Gegensatz zu den staatlichen Schulen
die von Kirchen geführten Schulen relativ frei von Einmischung von
Seiten der Regierung sind, die sonst eine „Atmosphäre der
Einschüchterung und Angst“ vorsieht.
„In den arabischen
Staatsschulen ernennen jüdische Beamten die Schulleiter, überprüfen die
Lehrer und diktieren das Kurrikulum,“ sagte er . Die christlichen
Schulen haben noch die Möglichkeit, ihre eigenen Lehrer auszusuchen und
die Schüler nach ihrer nationalen Identität, die palästinensische Kultur
und Geschichte und ihre Rechte als Bürger zu unterrichten. Das wird
jetzt bedroht.
Jabereen fügte hinzu,
dass die neue Entwicklung darauf hinweist, dass Netanjahus neue rechte
Koalition versucht, seine politische Kontrolle über die paläst.
Minderheit zu stärken.
Naftali Bennett , Führer
der Siedlerpartei Jüdisches Heim wurde kürzlich zum
Bildungsminister ernannt.
Fahim Abdelmasih ( F:A:),
Rektor der Terra-Sancta -Schule in Ramle und Sprecher für die von
Kirchen geleiteten Schulen, sagte dass die 47 Schulen vor dem Aus
stehen, nachdem das Bildungsministerium letztes Jahr verkündigte, dass
ihre langjährigen Hilfsgelder stark gekürzt worden sind.
Kürzliche Verhandlungen
mit der Regierung brachen ab, nachdem ein Beamter vom
Bildungsministerium vorschlug, die Schulen unter Regierungskontrolle zu
nehmen.
Nach herkömmlicher Art
hatte Israel zwischen 60 und 75 % der Unkosten der unabhängigen Schulen
übernommen. Den Rest zahlten die Eltern.
Doch jetzt erhalten die
kirchlichen Schulen nur mehr 45% der laufenden Kosten, sagte F.A. „Die
Schulen können nach diesen Kürzungen nicht überleben.
Die Schulvertreter haben
die Regierung der Diskriminierung angeklagt und weisen darauf hin, dass
im Mai Netanjahu damit einverstanden war, das Budget von zwei Netzwerken
unabhängiger Schulen für Ultraorthodoxe Juden, dafür, dass sich ihre
Parteien seiner Koalition anschlossen, voll ausgezahlt wird.
Bisher hatten diese
Kirchenschulen eine Abitursrate von 95%, besser als die meisten
jüdischen Top Schulen Israels.
Doch palästinensische
Familien liegen 3,5 mal mehr unter der Armutslinie als jüdische
Familien; deshalb müssen jetzt - nach vielen Eltern - die Schulen um
das Schulgeld kämpfen.
Die Alternative für diese
Familien ist, dass sie ihre Kinder in staatliche arabische Schulen
schicken, wo der Schulabbruch 17% beträgt und höchstens ein Viertel der
Schüler das Abitur erreicht.
Nabila Espanioly,
Direktorin des Tabula –Kinder-Entwicklungszentrum in Nazareth, sagte,“
die erbärmliche Leistung der arabischen Staatsschulen könnte mit der
jahrzehnte langen ernsten Diskriminierung der Schulen zusammenhängen.
Studien des
Folge-Komitees für arabische Bildung zeigt, dass jüdische Schüler
wenigstens 5mal mehr finanzielle Unterstützung als arabische Schüler
erhalten - ($1100 verglichen mit $192 für arab. Schüler).
Dem arabischen Sektor
fehlt es an mehr als 6000 Klassenzimmern und 4000 Lehrern.
Jüdische Schüler haben
zweimal so viele Computer im Verhältnis zu ihrer Schülerzahl als
arabische Schulen. Außerdem beklagen sich die pal. Lehrer seit langem
über die Einmischung durch Israels Geheimdienst bei der Ernennung und
Förderung von Lehrern im arabischen Schulsystem und untergraben so die
Bildungswerte und die Professionalität seines Lehrkörpers.
Die Eltern wünschen für
ihre Kinder eine gute Ausbildung. Doch die einzig gute Wahl in der
Realität ist für die meisten von ihnen eine der kirchlich gebundenen
Schulen,“ sagt Espagnoly.
Viele der Gemeindeleiter
– Akademiker, Fachleute und Knesset-Mitglieder – besuchten solche
Schulen, beobachtete Oudeh Bisharat in einer kürzlichen Kolumne der
Haaretz-Tageszeitung.
Boutros Mansour, Rektor
der Baptistenschule in Nazareth, sagte, die von Kirchen geführten
Schulen erwarten dieselbe Behandlung wie die große Anzahl unabhängiger
Schulen für etwa 200 000 jüdischer Kinder aus der religiös
ultra-orthodoxen Gemeinde, als Haredim bekannt. Sie werden voll von der
Regierung finanziert.
Lächerlich ist, dass die
Schulen für die Haredim das Gesetz nicht einhalten und nicht das ganze
Currikulum einschließlich Mathematik, Englisch und Naturwissenschaften
unterrichten – sie werden aber 100%ig bezahlt.
Andrerseits unterrichten
wir mehr als die Hauptfächer und haben die besten Ergebnisse im Land,
doch stehen wir in der Gefahr wegen mangelnder Finanzierung, die Schulen
schließen zu müssen. ….
Die Bedrohung für die von
Kirchen geleiteten Schulen kommt, wie die kleine Gemeinde von
christlichen Palästinensern (nur 2% der israelischen Bevölkerung) sagt,
zunehmend unter Anschläge und zwar nach einer Reihe von Hassverbrechen
gegen christliche und muslimische Gegenden. Sie werden von jüdischen
Gruppen aus nahen Siedlungen begangen.
Andere palästinensische
Christen beklagen sich, von der Regierung unter Druck gesetzt zu werden,
in der Armee zu dienen, was sie aber auf Kollisionskurs mit Israels
muslimischer Bevölkerung bringt.
Mansour sagt, dass
solcher Druck schon viele christliche Palästinenser dahin bringt, ans
Auswandern zu denken. „Unsre Schulen sind wichtig, um die Verbindung
zwischen Christen und diesem Land zu halten. Wir sprechen mit unsern
Schülern über ihre palästinensisch-arabische Identität und Erbe und dass
dies unser Land ist.“
Jabareen, arabisches
Knesset-Mitglied, reichte in diesem Monat ein Gesetzentwurf ein, der vom
Bildungsministerium fordert, dass die palästinensische Minderheit die
ihnen gemäßen kulturellen Werte bekommt. „Im Augenblick werden im
Bildungssystem die zionistischen Werte Israels als einem jüdischen und
demokratischen Staat vorangetrieben – und jüdische Kultur und Erbe,“
sagte er. „Es ignoriert völlig die Identität und Kultur von 20% der
Bevölkerung – das muss sich ändern.“
http://www.aljazeera.com/news/2015/06/church-run-schools-israel-face-death-sentence
(dt und gekürzt: Ellen
Rohlfs)