Der Bürgermeister Hanna J. Nasser aus Bethlehem schreibt:
Advent 2004
Noch einmal fühle ich
mich als Bürgermeister von Bethlehem gezwungen, aller Welt meine große
Sorge über die ernsthafte Bedrohung, die die Geburtsstadt Jesu und ihre
Zukunft überschattet, weiterzugeben: das israelisch expansionistische
Projekt will Rachels Grab und ein großes Gebiet des nördlichen Bethlehem
annektieren und unter dauernde israelische Kontrolle bringen.
Trotz der Tatsache, dass
noch keine Entscheidung in der gegen dieses Projekt angestrengten Klage
gefallen ist, die wir vor 21 Monaten vor den Obersten Gerichtshof
brachten, hat das Gericht kürzlich den Militärbehörden die Genehmigung
erteilt, mit der Arbeit an diesem Projekt zu beginnen. Die Genehmigung
wurde als Gegenleistung nach einer angeblichen Verpflichtung durch die
israelische Armee gegenüber dem Gericht erteilt - nämlich den vorherigen
Zustand wieder herzustellen, wenn der Gerichtsspruch damit im
Widerspruch stünde.
Ich betrachte diesen Akt
mit großer Besorgnis; denn er ist eine offensichtliche Umgehung der
Legitimität unseres Einspruches. Es ist eine flagrante Verletzung aller
Regeln und Konventionen und eine Vorwegnahme des Gerichtsurteils, das so
die israelischen versteckten, expansionistischen Absichten, die Rachels
Grab und das nördliche Gebiet von Bethlehem betreffen, aufdeckt.
Nach allem widerspricht
es den Sicherheitsverordnungen, die für Rachels Grab in Bethlehem nach dem
Taba-Abkommen vereinbart wurden; es garantiert den Palästinensern freie
Bewegung auf der Hauptstraße, die von Jerusalem am Grab vorbeiführt. Die
Ausführung dieses israelischen Planes ist für Bethlehem katastrophal. Er
wird Tatsachen schaffen, die dafür verantwortlich zu machen sind, dass
unsere Stadt erstickt, z.B. durch Schließung des einzigen
flaschenhalsartigen Zugangs mit einer 9 Meter hohen Betonmauer und der
Abtrennung des ganzen nördlichen Teils der Stadt von seiner natürlichen
Umgebung. Der Verlust aller ihrer Felder ist für die Stadt schwer zu
verkraften.
Solche Praktiken
verdeutlichen die Politik der Macht gegenüber den Unterdrückten - von
Gerechtigkeit und Achtung vor dem anderen ist nichts zu spüren. Ganz
sicher helfen sie nicht Brücken des Vertrauens zu bauen und dienen nicht
der Sache des Friedens.
Da sich Weihnachten
nähert, würde ich gerne darauf hinweisen, dass diese Aggression gegenüber
Bethlehem die ganze christliche Welt angeht, da Bethlehem die Wiege der
Christenheit und darum das Erbe der Christen in aller Welt ist.
Ich rufe alle Menschen
guten Willens auf, die Rechte unserer kleinen Heiligen Stadt zu
verteidigen und dringend etwas zu unternehmen, damit dieser
unterdrückerische Plan verhindert wird.
Hanna J. Nasser
Bürgermeister von
Bethlehem
(dt.E.Rohlfs)
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