Nun ist auch
Al-Ram eingeschlossen
Maissa
Abu Ghazaleh
Die nördliche
Vorstadt war ein Teil Jerusalems, bis die
Mauer auf der Mitte der Hauptstraße gebaut
wurde und sie den Bewohnern vollends die
Bewegungsfreiheit nahm. Es war noch ein
Durchgang geblieben. Nun ist auch dieser
geschlossen.
Dieser
Durchgang im Gebiet von Dahiyat Barid wurde
am Montag geschlossen, nachdem es Anfang des
Monats zur militärischen Zone erklärt
wurde. Nun , wo die Mauer Al-Ram ganz umgibt
und dieses eine Tor auch geschlossen wurde,
muss jede Fahrt durch den
Qalandia-Checkpoint gehen.
Die Schließung
vergrößert das Gedränge und den Stau im
nördlichen Jerusalem und in Ramallah. Das
Tor war die einzig verbliebene Verbindung
zwischen dem nördlichen und südlichen
Jerusalem. Seit gestern Morgen sieht sich
der Qalandia-Checkpoint einem großen
Verkehrsproblem gegenüber. Israelische
Soldaten halten weiter PKWs, öffentliche
Busse und die Fußgänger auf. Studenten und
Angestellte auf dem Weg zur Uni bzw. ihrer
Arbeitsstelle verspäten sich.
Bei einem
Treffen mit dem lokalen Bürgermeister von
Al-Ram Sirhan al-Salama (* Aachener
Friedenspreisträger mit Uri Avnery, 1997)
sagte: „Ich habe schon von den Auswirkungen
dieser einseitigen Entscheidungen gewarnt,
die versuchen, ein neues Fait accompli zu
schaffen.“
Er betonte,
dass die Schließung des Tores heute, das
Leben der Bewohner der Region zur Hölle
machen wird. Es ist ein großes Gefängnis
geworden, bei dem der Ein- und Ausgang -
militärisch bewachte Tore – durch die
israelische Besatzung kontrolliert wird,
also alle Bewegungen der Bewohner
Jerusalems.“
Er fügt noch
hinzu: „Der Übergang bei Qalandia ist
sowieso schon überfüllt. Mit der Schließung
auch dieses Tores würden etwa 60 000
Jerusalemiten, das Problem noch größer
machen. Davon sind besonders die Studenten
in den Morgenstunden betroffen, die jetzt
morgens noch früher weg müssen. Im Winter
wird es besonders schwierig und verursacht
unnötige Strapazen vor allem für die, die
auf dem Weg zur Arbeit sind.
Al Salama
betont, dass dieser Schritt kein
geographisches Problem sei, sondern aus
demographischen Gründen geschieht. Die 60
000 Bewohner Nord-Jerusalems (Al-Ram)
müssen fürchten, dass auch sie ihren
„blauen“ Jerusalemer Ausweis verlieren.
Der Vorstand
des A-Ram-Bürgerrates setzt die
palästinensische Behörde unter Druck, den
Verhandlungen mit den Israelis mehr
Bedeutung beizumessen. „Wie können wir in
Zeiten über Frieden reden, in denen die
israelische Regierung gleichzeitig immer
mehr Gebiete in große Gefängnisse
verwandelt, sogar in der Zone B, in der
eigentlich nur die Palästinensische Behörde
für die zivilen Angelegenheiten zuständig
ist?“
(dt. Ellen
Rohlfs)
Palestine News Network, 18.2.09
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