TRANSLATE
In einem Nebenraum des
Flughafens
( oder nur
ein Beispiel für den Rassismus in Israel ER)
Avirama
Golan16.6. 2010
Hier ist eine Geschichte, die nur wenige Bürger Israels kennen. Vor
ein paar Wochen packte der 43 jährige Dozent für Soziologie an der
Hebräischen Universität in Jerusalem seinen Koffer. Er ist Mitglied
der akademischen Prestigezeitschrift „Soziologie“. Er fuhr zum Ben-
Gurion-Flughafen. Er wollte zum jährlichen Treffen der Herausgeber
dieser Zeitschrift nach London. Er hatte sich in die Reihe zum
Abfertigen gestellt. Er zeigte seinen Pass und seinen Flugschein und
wurde sofort in eine andere Reihe dirigiert.
Der Dozent, dessen Name Nabil Khattab ist und der in Beit Safafa
lebt, war darüber nicht überrascht. Er sagt, er akzeptiere mit
Verständnis die langen Sicherheitskontrollen, einschließlich des
Öffnens des Koffers und das Durchwühlen seiner Sachen und im
Laptop. Er akzeptiere sogar die ausführliche Ausfragerei ( Wohin er
gehe, mit wem er sich treffe, wo ist die Einladung, wer der
Einladende? Namen von Personen, sind auch Vertreter von feindlichen
Ländern dabei und wer? ) obwohl ihm die Verbindung zwischen diesem
und der Sicherheit des Fluges nicht klar ist.
In
den letzten Jahren ist die Sicherheitskontrolle zu einem schweren
(widerlichen ER) und strapaziöses Theater geworden, das seinen
Höhepunkt im Nebenraum hat. Die Person, die untersucht werden soll,
wird in einen Nebenraum geführt. Sie muss sich dort einer
gründlichen Körperkontrolle unterziehen: Kopfhaar, Ohren, Hals,
Achselhöhlen, jeder Zentimeter bis zu den Fußsohlen, einschließlich
intimer Teile. Sogar diese demütigende Kontrolle hat Khattab ruhig
über sich ergehen lassen.
Dieses Mal jedoch hat der Untersuchende die unteren Teile des
Körpers mit einem mit Stoff umhüllten Stock untersucht und ging
damit unter Khattabs Hosenträger.
„Das war unerträglich“ sagte Khattab, „Ich konnte nicht mehr ruhig
sein. Mit der größtmöglichen Zurückhaltung bat ich den
Untersuchenden, damit aufzuhören. Dies habe nichts mehr mit
Sicherheit zu tun, sagte ich zu ihm. „Wenn ich unter dem Verdacht
stehe, einen Sprengstoffgürtel zu tragen, lasse man mich durch
einen Detektor gehen, und wenn die Maschine piept, komme ich zurück
zur Untersuchung.“
Der Untersuchende erwiderte, wenn er mit der Untersuchung mit dem
Stock nicht einverstanden sei, dann würde er ihm nicht erlauben, an
Bord des Flugzeugs zu gehen. Khattab erklärte, dass er die
Hebräische Universität bei einer wichtigen akademischen Zeitschrift
vertrete und dass er bei dieser Konferenz unbedingt dabei sein
müsste.
Vergeblich. Ärgerlich und gedemütigt nahm er seinen Koffer und ging.
Zehn Minuten später änderte Khattab seine Meinung; aber als er
versuchte, in den Nebenraum zu gelangen, wurde ihm gesagt, da er den
Terminal verlassen hätte, müsste er noch einmal durch die ganze
Kontrolle von Anfang an. Als er schließlich den Nebenraum erreichte,
verlangte der Untersuchende, dass er seine Hosen ausziehe. „Ich
werde sie nur dann ausziehen, wenn man dies von allen Passagieren
verlangt“, sagte er und ging heim.
Seine Frau überzeugte ihn, nicht nachzugeben. Er fand einen Platz
beim nächsten Flug nach London, zahlte die Differenz und ging zurück
zum Flughafen. Die Kontrolle ging relativ schnell vor sich,
einschließlich der Körperkontrolle. Diesmal ohne Stock.
Es
stellt sich die Frage, ob eine so aufdringliche Kontrolle mit Stock
notwendig sei. Wenn dem so ist – warum wurde sie beim 2. Mal nicht
gemacht?
Doch ist die Kontrolle arabischer Bürger Israels wesentlich anders
– auch ohne Stock. Selbst den Behörden in den USA, die sich seit dem
11.9. in eine Paranoia hineingesteigert haben, ist klar geworden,
dass es unmöglich ist, Sicherheitskontrollen durch „profiling“ zu
machen; sie haben entschieden, Kontrollen durch Stichproben zu
machen. In England und Deutschland werden gründliche Kontrollen von
jedem durchgeführt , dies ist zwar teurer und kostet mehr Zeit, aber
vermeidet Verletzungen der Bürgerrechte.
Zur Zeit ist es schwer, die jüdische Öffentlichkeit in Israel davon
zu überzeugen, dass das, was am Ben-Gurion-Flughafen geschieht, eine
systematische Ungerechtigkeit, wenn nicht Schlimmeres ist. Die
ethnozentrische Panik unterminiert das Prinzip der bürgerlichen
Gleichheit. Wenn sie vielleicht die Koffer von den Levys und Cohens
öffnen würden und ihnen unzählige persönliche Fragen stellen und
ihren Körper mit Stöcken untersuchen würden, würde das System seine
Sicherheitskontrolle neu überprüfen.
Die Knesset von heute wird dies sicher nicht entscheiden.
Vielleicht wird der Oberste Gerichtshof, wo eine Petition zu diesem
Problem vorliegt, in der Lage sein, dies zu entscheiden.
(dt. Ellen Rohlfs)
|