o

Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten aus dem, über das besetzte Palästina - Information statt Propaganda

 Kurznachrichten  -  Archiv  -  Themen  -  Linksammlung -   Facebook  -  Veranstaltungen  - Sponsern Sie  - Suchen

 

Unschuldig und wagemutig

 Shulamit Aloni, Haaretz, 28.8.08

 

Vor einigen Tagen erhielten wir die traurige Nachricht, dass Abie Nathan gestorben sei. Er verbrachte seine letzten Jahr einsam, krank und vergessen. Er war ein Mensch mit einem weiten, großzügigen Herzen und  er war ein glücklicher Träumer, eine wagemutiger Mann, der von seiner Fähigkeit überzeugt war, Kontroversen  lösen zu können, um das Wohl von jedermann in der Region zu verbessern und Israel und seinen Nachbarn den Frieden zu bringen. Naiv argumentierte er,  der Schwung seiner wagemutigen Unternehmen  würde alle mitreißen, die von der Liebe zur Menschheit geleitet werden . Er glaubte, jeder wünsche ein glückliches Leben. Er stellte sich eine menschliche Solidarität zwischen den Gemeinschaften und Nationen vor und nahm es für selbstverständlich, dass jeder jeden liebt und jeder das Leben liebt.

 

Er glaubte wirklich und ernsthaft daran, dass die Kraft eines starken Willens, verbunden mit einer wagemutigen Initiative, in einer Aktion enden könnte, die jeden, einschließlich der israelischen Führung, zum Frieden zwingen müßte. Und so nahm er eines Tages ein Flugzeug und flog mit einer Botschaft des Friedens und der Versöhnung zwischen den Nationen  nach Ägypten. Als dieser Schritt zu keinem Erfolg führte und er bei Golda Meirs  nur Zorn erntete, wählte er einen anderen Schritt, um die Völker zu einander zu bringen: er redete über die Narrative beider Völker, machte Musik, gab den Friedensliebenden die Kraft, über Frieden zu reden. Das machte er alles von einem Schiff, das vor der Küste lag: das Friedensschiff. Abie wurde dieser Mission nie überdrüssig und müde. Er machte weiter und versuchte, neue Verbindungen mit allen möglichen Führern  und Trendsetters (?)  zu knüpfen: politischen, kulturellen Ikonen, Künstlern und Medienleuten. Er versammelte Leute und rekrutierte Leute zu Dutzenden um sich.

In einer Welt, die dem Hass unterliegt, wo Gewalt und Zynismus angebetet werden, gaben ihm seine Bewunderer und Unterstützer die Hand und überschütteten ihn mit Zuneigung. Jene, die seinen Glauben an den Frieden nicht begreifen konnten, aber still seine Botschaft hörten, ermutigten ihn, gaben ihm Ratschläge, aber ließen ihn mit seinen Träumen und Projekten immer allein.

Er war der Ritter in leuchtender Rüstung, der Don Quichote, der glaubte, Erlösung und eine Verbesserung unseres Schicksals bringen zu können. Er konnte tatsächlich ein Flugzeug fliegen und ein Schiff steuern und konnte sich der Elite des Landes versichern, mit denen er bekannt war. Dafür behandelten sie ihn mit Zuneigung, Freundschaft und Aufmerksamkeit. Sie waren gern in seiner Gesellschaft, schätzten es, von ihm zum Essen eingeladen zu werden – er war nämlich ein sehr guter Koch. Sie tranken auf sein Wohl und  auf seinen Erfolg  - trotzdem blieb er ein Einsamer.

 

Der Held unserer Generation, der Friedensverfolger, nahm die Waffe seiner Wahl, das Mikrophon, und erhob seine Stimme. Später fastete er tagelang, aber dies hatte nicht die Kraft für eine Veränderung der politischen Landkarte. Was das Friedensschiff betrifft, behandelten die Behörden es als Plage. Es kam kein Frieden auf uns, das Übel war nicht verschwunden. Dieser Mann schien, gebrochen worden zu sein. Sein Körper enttäuschte ihn. Einsamkeit und Krankheit haben das Gedenken einer Person getrübt, die zur Legende geworden war.

 

Nun , nachdem uns  sein Tod gemeldet worden war, der Tod, der ihn von seinen Schmerzen und  seiner Einsamkeit befreite, müssen wir uns noch einmal an diese besondere Person erinnern, die wir liebten und verlassen hatten, die aber keine Kraft mehr hatte, weiterzumachen. Mir scheint jetzt, da er uns verlassen hat, dass wir uns an ihn erinnern sollten und die Geschichte  seines Lebens wiederholen. Es war ein Leben von jemandem, der unter uns lebte, der von weither - von Indien - kam und der uns mit seinen wagemutigen Taten , seiner großen Hoffnung,  unserer Region den Frieden zu bringen, sehr bewegte. Vor allem aber war es seine Liebe zu seinen Mitmenschen, seine Liebe zum Leben und sein immer so unglaublich großzügiges  Herz.

 

(dt. Ellen  Rohlfs)

 

 

 

Start | oben

Mail           Impressum           Haftungsausschluss           KONTAKT      Datenschutzerklärung          arendt art