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OCHA: Im August hat Israel 100 Palästinenser aus ihren Häusern in Ostjerusalem vertrieben, bisher die größte Anzahl in diesem Jahr

Samstag 2. Oktober 2021 (WAFA)

 Im besetzten Ostjerusalem wurden fast 100 Palästinenser aus ihren Häusern im August vertrieben. Dem monatlichen Bericht des Amtes für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in dem besetzten palästinensischen Gebiet in Bezug auf israelische Zerstörungen und Vertreibungen zufolge war das dieses Jahr in einem Monat die größte Anzahl an Vertreibungen in Ostjerusalem.

Er besagte, 26 Häuser seien entweder von Israel oder von den Eigentümern selbst zerstört worden. Der Vorwand lautete, sie seien ohne Genehmigung erbaut worden, aber diese sei für Palästinenser in dem besetzen Teil der Stadt nur äußerst schwer zu erhalten. Eigentürmer würden gezwungen, ihre Häuser selbst zu zerstören. Wenn sie selbst den Abriss vornähmen, vermieden sie die (Zahlung der) extrem hohen Abrissgebühren an die israelische Stadtverwaltung von Westjerusalem. Von den seit  Anfang des Jahres abgerissenen 53 Häusern seien 38 von ihren Eigentümern selbst zerstört worden, um Strafgebühren und/oder Gefangenschaft zu vermeiden, berichtete OCHA.

Bei einem dieser Fälle wurde ein einstöckiges Gebäude von seinen Eigentümern zerstört, wodurch vier Familien (15 Personen) in dem Shufat-Viertel von Ostjerusalem vertrieben wurden. Das geschah nach einer endgültigen Entscheidung des israelischen Obersten Gerichtshofes, der urteilte, dass die israelischen Siedler Eigentümer des Gebietes waren, und den Familien eine Räumungsfrist von 20 Tagen einräumte. Die palästinensischen Eigentümer erklärten, sie hätten das Gebiet 1952 gekauft.

In dem Teil des Dorfes, al Walaja. im Bethlehem-Gebiet, der unter die Gerichtsbarkeit von Jerusalems Stadtverwaltung fällt, wurden zwei Häuser im August zerstört, was Befürchtungen über mögliche bevorstehende Massenzerstörungen in dem Gebiet aufkommen ließ.

OCHAs Feldbeurteilung von August in diesem Teil der Gemeinde zufolge besaßen 36 Wohnhäuser, die von 47 Familien bewohnt waren, sowie neun andere nicht bewohnte Strukturen schwebende Abrissbescheide , die meisten davon wurden nach 2015 ausgestellt. Eine einstweilige Verfügung war ausgestellt worden, die den Abriss von 34 der Strukturen für die Dauer des Prozesses, der vom israelischen Obersten Gerichtshof für Oktober angesetzt wurde, verhindert.

Insgesamt zerstörten, bzw. zwangen die israelischen Besatzungsbehörden Menschen zur Selbstzerstörung von - oder beschlagnahmten in der gesamten Westbank - 118 Strukturen, deren Eigentümer Palästinenser waren, einschließlich der 26 in Ostjerusalem, und machten der UN-Agentur zufolge den August zum Monat mit der drittgrößten Anzahl von durch Israel in 2021 zerstörten palästinensischen Strukturen.

Das führte zur Vertreibung von 191 Menschen, darunter 116 Kinder, und beeinträchtigten den Lebensunterhalt oder den Zugang zu Dienstleistuungen von fast 1.400 weiteren. Alle Strukturen wurden aufgrund fehlender Baugenehmigungen, die Palästinenser in der Zone C der besetzten Westbank, das unter völliger israelischer Militärherrschaft steht, und in Ostjerusalem, so gut wie nie erwerben können, zerstört, laut OCHA.

Die Anzahl der im August zerstörten oder beschlagnahmten Strukturen ging im Vergleich zu denen von Juli zwar zurück, aber es war immer noch insgesamt die dritthöchste im Monat von 2021. Bis Ende August 2021 wurde ein Anstieg von 38 Prozent bei der Anzahl von Zerstörungen und Beschlagnahmungen im Vergleich zu dem gleichen Zeitraum in 2020 verzeichnet; die Anzahl der von Gebern finanzierten Einrichtungen, die zerstört oder beschlagnahmt wurden, stieg um mehr als das Doppelte, von 72 auf 184.

2021 wurden 311 Strukturen, oder 57 Prozent aller in Zone C zerstörten Strukturen ohne – oder mit nur sehr kurzer vorheriger Ankündigung zerstört, indem man verschiedene Militärbefehle einsetzte, die einen Einspruch der Betroffenen im Voraus verhinderten.

23 der im August zerstörten oder beschlagnahmten Strukturen waren als humanitäre Hilfe beschafft worden. Vier weitere von der EU gesponserte Wohnstrukturen im Wert von rund 8.000 Euro erhielten Baustoppverfügungen.

Rund 80 Prozent der in der Zone C vertriebenen Menschen befanden sich im Jordantal, darunter 75 in den Hirtengemeinschaften Ibziq, al Mu’arrajat und Humsa-al Farsheh. Die Einebnung von Abschnitten der landwirtschaftlichen Wege in der Khirbet Atuf-Gemeinde, ebenso im Jordantal und Dorf Battir in Bethlehem, machte Hunderte Dunum Land weitgehend unzugänglich und gefährdeten so die Lebensgrundlage von mehr als 800 Menschen, unter ihnen Landwirte und deren Familie.

In Zone C wurden ebenso 12 Strukturen auf der Grundlage des Militärbefehls 1797 zerstört, der  nur eine Frist von 96 Stunden erteilt und nur einen äußerst begrenzten Spielraum lässt, um eine Zerstörung juristisch anzufechten.   M.K     Quelle    (übersetzt von Inga Gelsdorf)

 

IOA vertreibt Jerusalemer Familie, nachdem sie sie gezwungen hat, ihr Haus abzureißen

Zerstörungspolitik "Die Familie von Arafat al-Rajbi"
 

Die israelische Besatzungsbehörde (IOA) hat am Sonntagmorgen eine palästinensische Familie vertrieben, nachdem sie sie gezwungen hatte, ihr eigenes Haus in der Ostjerusalemer Stadt Beit Hanina abzureißen.

Örtlichen Quellen zufolge musste die Familie von Arafat al-Rajbi ihr eigenes Haus abreißen, nachdem sie eine Mitteilung der israelischen Stadtverwaltung erhalten hatte, in der sie aufgefordert wurde, der Maßnahme nachzukommen, um die Zahlung exorbitanter Geldstrafen und Abrisskosten zu vermeiden.

Die IOA rechtfertigte die Maßnahme wie immer mit der Behauptung, das Haus sei ohne Genehmigung gebaut worden.

Arafat al-Rajbi lebte mit 10 Familienmitgliedern, einschließlich Kindern, in diesem Haus.

Die Einwohner Jerusalems haben keine andere Wahl, als ohne Genehmigung zu bauen, da es keine Baupläne gibt, die dem natürlichen Anstieg ihrer Zahl Rechnung tragen, und deshalb wird ihnen eine Baugenehmigung verweigert.

Die IOA erlegt den palästinensischen Einwohnern Jerusalems ebenfalls Baubeschränkungen auf und macht es ihnen schwer, Baugenehmigungen zu erhalten.

Es wird vermutet, dass Israels systematischer Abriss palästinensischer Häuser im besetzten Jerusalem darauf abzielt, die Jerusalemer Familien psychologisch zu zerstören, um sie zu zwingen, die heilige Stadt zu verlassen.  Quelle


 

Aviso: Im Gespräch mit Daoud al Ghoul

Illegal zu Hause: Die Geschichte von Daoud al-Ghoul

Daoud al Ghoul lebt in Silwan, ist Politologe, Reiseführer und beteiligt sich führend an den politisch-sozialen Organisationen in Silwan. Er wurde aus Jerusalem deportiert und von den Besatzern verhaftet sowie bedroht.

Ohne Beweise und unter dem willkürlichen Vorwurf, eine Bedrohung für die Stadt zu sein, wird ein in Jerusalem lebender Palästinenser aus seinem lebenslangen Zuhause ausgewiesen.

Am Sonntag, 30. November wurde al-Ghoul auf die Polizeiwache in der Altstadt von Jerusalem gerufen. Der Grund, wie er erfahren sollte, war, ihn für sechs Monate aus der Stadt zu verweisen. Auf der Grundlage einer geheimen Akte, die besagte, dass er eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellte, wurde ihm mitgeteilt, dass er sich plötzlich illegal in der Stadt aufhielt, die er sein ganzes Leben lang sein Zuhause genannt hatte. Wenige Tage später wurde al-Ghoul aufgrund ähnlich undurchsichtiger Beweise aus dem West-Jordanland verbannt

Auszug aus einem Artikel in Middle East Eye vom 24. Juli 2015 über unseren Referenten

Im Frühjahr 2021 kam es erneut zu Vertreibungen von arabischen Bewohnerinnen und Bewohnern aus verschiedenen Vierteln Jerusalems (Sheikh Jarrah, Silwan,…). Hinzu kamen Provokationen der israelischen Polizei am Zugang zum Haram asch Sharif. Dagegen setzten sich diese mit friedlichen Mitteln aber umso intensiver zur Wehr und tun es noch immer. In der Folge kam es, unterstützt von der Polizei, zu antiarabischen Pogromen durch faschistische Siedler – nicht nur in Jerusalem. Die israelische Polizei rückte mit Hartgummi-Geschossen und Tränengas in den Bereich der beiden großen Moscheen vor. Einer Aufforderung zur Einstellung der Gewalt und Rückzug der Polizei ließ Israel unbeantwortet. Israel antwortete stattdessen mit einem wochenlangen massiven Bombardement auf dicht besiedelte Wohnbereiche in Gaza. Wie schon bei den früheren Angriffen auf Gaza war die Opferbilanz vor allem für die PalästinenserInnen verheerend. Auf israelischer Seite gab es insgesamt 11 Tote und 355 Verwundete. In Gaza 248 Tote (davon 66 Kinder) und über 1.000 Verwundete. Hinzu kamen 28 Tote und ca. 1.500 verwundete AraberInnen in Ostjerusalem und im Westjordanland.

Doch in den Medien griff man zum Verschweigen der tiefer liegenden tatsächlichen Hintergründe des israelischen Apartheid-Systems und zur bewährten Opfer-Täter-Umkehr.

Israels Politik der Enteignung und Vertreibung
- „Es geht nicht um einen jüdischen Staat in Palästina, sondern um Palästina als jüdischen Staat!“ Dieses Zitat von Staatsgründer David Ben Gurion stammt aus der Zeit vor der Staatsgründung. Präzise charakterisiert es den Kern zionistischer Politik: Es geht um ein „Groß-Israel“ zwischen Mittelmeer und Jordan mit absoluter, ethno-nationalistisch-jüdischer Dominanz. Die indigene arabisch-palästinensische Bevölkerung sollte darin nur als kleine, politisch rechtlose Minderheit Platz haben. Nach der massenhaften Vertreibung und Flucht von insgesamt 1 Mio. arabischer BewohnerInnen in den beiden Kriegen 1948/49 („Nakba“ = Katastrophe) und 1967 schien das Problem im Interesse des zionistischen Staatsideologie vorübergehend entschärft. Der Oslo-Friedensprozess und sein Scheitern an der ununterbrochen vorangetriebenen Siedlungspolitik verdeutlichten den Unwillen Israels einen lebensfähigen palästinensischen Nachbarstaat zuzulassen. Die demographische Entwicklung stellte die Zionisten aber vor neue Herausforderungen. Westlich des Jordans sind die beiden Bevölkerungsteile mit je ca. 7 Mio. Menschen inzwischen wieder ungefähr gleich groß.

Fallweise tauchten bei maßgeblichen Politikerinnen Israels zwar immer noch Vorschläge für einen neuerlichen großangelegten Transfer der Palästinenserinnen auf (z.B. lancierte die Sozialministerin Gila Gamliel im Nov. 2017 bei Verhandlungen in Kairo den Vorschlag der Gründung eines Staates Palästina im Sinai), aber die israelische Führung weiß natürlich, dass eine neuerliche, großangelegte ethnische Säuberung zu einen massiven palästinensischen Widerstand und entsprechenden, international verbreiteten Bildern von massenhaften israelischen Menschen- und Völkerrechtsverbrechen führen würde. Darüber hinaus würde dies die jüdische Bevölkerung in Israel selbst spalten, den gesamten arabischen Raum revolutionieren und der weltweiten Palästina-Solidaritätsbewegung starken Auftrieb geben. Daher haben die israelischen Regierungen während und nach den Oslo-Verhandlungen ihr Konzept der „ethnischen Dominanz“ angepasst: Gaza wurde isoliert, die großen palästinensischen Städte und ihr nahes Umfeld (Zone A und B) wurden als zivile Selbstverwaltungskörper von Israels Gnaden (ähnlich den früheren „Bantustans“ Südafrikas) konzipiert. Die Zone C (= ca. 60 % der Westbank) steht ausschließlich unter der Herrschaft der israelischen Militärregierung. Dort wird die völkerrechtswidrige Siedlungspolitik vorangetrieben. Die Zahl der dort wohnenden Palästinenserinnen soll möglichst klein gehalten werden. Daher werden ihnen Baugenehmigungen verweigert. Im Trump-Netanjahu-Plan war dieses Gebiet für weitere Annexionen vorgesehen.    mehr >>>



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Das Schweigen brechen

Dies ist die Werbekampagne, die wir heute in israelischen Bussen gestartet haben:

"Ein 3-jähriges palästinensisches Kind wurde bei einem Terroranschlag verwundet.
Es ist an der Zeit, die Gewalt der Siedler zu beenden.
[Verteidigungsminister] Gantz, [Minister für innere Sicherheit] Bar-Lev: es liegt an Ihnen."


Die Kampagne ist eine gemeinsame Initiative von uns und einer Reihe unserer Anti-Besatzungspartner (PEACE NOW, זזים - קהילה פועלת ززيم- حراك شعبيّ, Combatants for Peace, Yesh Din ييش دين יש דין, מחזקים und עומדים ביחד نقف معًا).

Wir haben gesehen, dass die israelischen Regierungen das Problem der Siedlergewalt seit Jahren nicht ernst genommen haben.

Erst heute hat Yaniv Kubovitch von Haaretz.com Einzelheiten darüber veröffentlicht, wie allein in den letzten zwei Jahren die Vorfälle von Siedlergewalt gegen Palästinenser von 363 Vorfällen im Jahr 2019 auf 416 in der ersten Hälfte des Jahres 2021 angestiegen sind (siehe hier: https://bit.ly/3l3g8By)

Das muss ein Ende haben. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie jedes Wochenende bewaffnete Siedler Palästinenser angreifen und ihr Eigentum zerstören - und in der Zwischenzeit denken die Minister für Verteidigung und innere Sicherheit offenbar, dass sie das nichts angeht. Es ist höchste Zeit, dass sie aufwachen und ihre Macht nutzen, um etwas zu tun.

Gestern haben wir und unsere Partnerorganisationen gemeinsam mit Hunderten von Israelis und Palästinensern in den Dörfern in den südlichen Hebron-Hügeln, in denen die Angriffe der letzten Woche stattfanden, ein großes Zeichen der Solidarität gesetzt.

Wir waren dort, um unsere palästinensischen Brüder und Schwestern zu unterstützen, die nicht nur Opfer ständiger Siedlergewalt, sondern auch systematischer Diskriminierung sind, wobei ihnen oft sogar das grundlegendste Recht - der Zugang zu Wasser - verwehrt wird.

Erst vor zwei Wochen war eine Gruppe von Aktivisten von Combatants for Peace auf dem Weg, einen mobilen Wassertank in eines der Dörfer zu bringen, die Israel nicht anerkennt. IDF-Soldaten hielten sie auf und unterdrückten ihren friedlichen Protest gewaltsam.
All dies ist die Folge einer rassistischen, diskriminierenden Politik, die von den aufeinander folgenden israelischen Regierungen geführt und durchgesetzt wird, die die unter Besatzung lebenden Palästinenser offenbar als von Natur aus unwürdig betrachten, grundlegende Rechte und Schutz zu genießen.

Das ist es, womit die Palästinenser tagtäglich konfrontiert sind, und all das ist es, was die Soldaten durchsetzen sollen, genau wie wir es getan haben.

Es reicht. Die Besatzung muss ein Ende haben.    Quelle

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Palästina ist kein Sumpf

Die Metaphern, die versuchen, Palästina kompliziert darzustellen, verschleiern die einfache Brutalität der zionistischen Kolonisierung.

Steven Salaita - 29. 9. 2021
 

Palästina ist kein Minenfeld. Palästina ist nicht kompliziert. Palästina ist kein Morast. Palästina ist nicht knifflig. Palästina ist kein Sumpf. Palästina ist nicht fast unmöglich zu verstehen.

Israel missbraucht systematisch Millionen von Palästinensern, nur weil sie nicht das sind, was der Staat als jüdisch definiert. Israel ist durch ein massives Programm der ethnischen Säuberung entstanden, das bis in die Gegenwart andauert. Israel hindert Millionen von Palästinensern daran, in ihre angestammten Städte und Dörfer zurückzukehren. Israel verwehrt denjenigen, die bleiben, das Recht auf Freizügigkeit. Israel ist ein zentraler Bestandteil des laufenden Projekts des westlichen Imperialismus. Betrachtet man Israels Position in der Welt, so wird man immer feststellen, dass es mit den Kräften der Ausbeutung und Akkumulation im Bunde steht. Israel ist ein von Grund auf rassistisches Gebilde - eine ethnosupremistische Siedlerkolonie, wenn Sie so wollen -, das sich rücksichtslos der Eroberung und Beherrschung verschrieben hat.

Die Vorstellung von Palästina als hartnäckig kompliziert ist eine spektakuläre Täuschung.
- Palästina ist eine lebendige Nation mit einer eigenständigen Geschichte. Sein Volk kämpft für eine Zukunft, die es von dem Elend befreit, das ihm jahrzehntelang von einem unersättlichen Kolonisator aufgezwungen wurde. Die Palästinenser brauchen Freiheit. Die Bedingungen, unter denen diese Freiheit existieren kann, sind klar und greifbar: Abschaffung eines Systems rechtlicher Ungleichheit, das mit dem Gewehrlauf durchgesetzt wird, und Ersetzung durch ein Gemeinwesen, das sich für das Wohlergehen aller Bürger einsetzt. Dieses Gemeinwesen würde das Rückkehrrecht für Flüchtlinge anerkennen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und der Teilhabe aufgrund religiöser und/oder ethnischer Identität beseitigen. Daran ist nichts Kompliziertes.

Palästina als verwirrend oder lästig zu bezeichnen, bringt keinen Nutzen für den Diskurs. Es vernebelt die klare Unterscheidung zwischen Opfer und Aggressor. Sie stellt sich vor, dass das Publikum nicht in der Lage ist, einfache Konzepte von Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu verstehen. Es ist ein Akt der Grausamkeit gegenüber Menschen, die in einem energischen Freiheitskampf oft verstümmelt, inhaftiert und ermordet wurden.

Mehr als alles andere zeugt dies von einer Art exegetischer Feigheit. Zu welchem Zweck beschreibt ein Redner Palästina als kompliziert, als einen Sumpf? Um die Palästinenser in ihr eigenes Leid zu verwickeln. Und um Israel von der nachweislichen Barbarei freizusprechen. Die Absolution muss nicht ausdrücklich erfolgen. Sie muss nicht beabsichtigt sein. Aber die Absolution ist der Effekt dieser kryptischen Diktion.

Wir sehen es immer dann, wenn ein Starpolitiker, der sich als Sozialist rühmt, sich plötzlich in einen uneinsichtigen Trottel (oder ein regelrechtes Arschloch) verwandelt, wenn das Thema Israel auftaucht. Die Kritik kommt, schnell gefolgt, wie immer, von den Rationalisierungen.

"Es gibt keine einfache Antwort."
"Das ist die beste Antwort, auf die wir hoffen können."
"Um fair zu sein, das Thema ist wirklich schwierig."

Fair zu sein, erfordert mehr als eine Affinität zu Klischees. Die Verurteilung Israels - oder besser gesagt des Zionismus - als schwierig oder einschüchternd zu bezeichnen, spricht den Politiker der Feigheit frei. Die Freiheit Palästinas ist eine bedeutsame moralische Frage, die nichts weniger als entschiedene Unterstützung verdient. Wir sind geneigt, die Miesepetrigkeit der Politiker als pragmatisch zu betrachten: Sie müssen sich um die Wahlen sorgen, sie sind gezwungen, sich anzupassen. Das entlastet den Politiker nicht nur von Feigheit, sondern auch von intellektuellem Handeln: Er redet Unsinn, aber er kann es unmöglich glauben. Ihre eigene Rhetorik ist unzuverlässig.

Wenn wir darauf bestehen, dem Politiker gegenüber fair zu sein, dann scheint es wichtig zu sein, die gleiche Gnade auch anderen Bevölkerungsgruppen zu gewähren. Was ist mit den Wählern des Politikers oder dem allgemeinen Publikum? Verdienen sie nichts von der Ehrlichkeit, die man ihnen versprochen hat? Müssen sie ihre begrenzte Energie dafür aufwenden, mit ihren eigenen Helden zu feilschen? Um Anerkennung bei den Koryphäen zu betteln, die behaupten, sie zu vertreten?

Oder was ist mit dem palästinensischen Volk selbst? Ist es nicht ungerecht, dass es weiterhin unter einer militärischen Besatzung leidet, die von den verlogenen Politikern großzügig finanziert wird? Ist es nicht doppelt ungerecht, dass der Politiker seine Macht erlangt hat, indem er vorgab, sich um sie zu kümmern, nur um sich dann in das übliche Geschäft des Vergessens zurückzuziehen?

Lassen wir diese Sprache der Fairness gegenüber den Politikern sein. Wenn es darum geht, die Würde der nationalen Befreiungsbewegung Palästinas zu bewahren, ist Antagonismus die einzig vertretbare Einstellung.

Damit meine ich nicht den Antagonismus einer rhetorischen Variante, sondern eine subjektive Position - eine unerbittliche Konzentration auf die Bevorzugung der Unterdrückten gegenüber den bürgerlichen Ambitionen der Aufsteiger im Westen. "Man kann in den Vereinigten Staaten nicht gewählt werden, ohne sich bei Israel einzuschleimen", schreit der Verfechter des Realismus. Es ist längst an der Zeit, dass dieses Stück Volksweisheit verschwindet. Aufstrebende Politiker mögen sich den Normen des Systems unterwerfen, aber wir unterliegen keiner solchen Verpflichtung. Aber selbst wenn das stimmt, ist es nicht unser Problem. Es ist mir völlig egal, ob mein Eintreten für die Kolonisierten die politischen Ambitionen von jemandem stört. Das Ziel ist die Befreiung Palästinas und nicht, mehr Scharlatane und Feiglinge in den Kongress zu bringen.

In diesem Zusammenhang sollten wir auch die unter den radikalen Blaumachern in den sozialen Medien äußerst beliebte Behauptung fallen lassen, dass diese Ersatzsozialisten - insbesondere Alexandria Ocasio-Cortez und Bernie Sanders - ihre linken Anhänger verraten haben (Sanders, indem er sich für Joe Biden stark machte und sich bei den Parteibossen einschmeichelte, und Ocasio-Cortez, indem sie sich von einem sozialistischen Dynamo in eine stümperhafte liberale Zionistin verwandelte).

Sie verrieten nichts als die ahistorischen Wahnvorstellungen einer Expertenklasse, die versucht, mit Einflussphantasien Kasse zu machen. Sanders hat nie so getan, als würde er etwas anderes tun, als sich für die Partei einzusetzen, und Ocasio-Cortez begann, sich über Palästina zu verstellen, noch bevor sie ihre erste Wahl gewann. Ich weiß das, weil ich beide von Anfang an für ihre schwache Politik kritisiert habe, die für jeden sichtbar war, der sie sehen wollte, und die im ganzen Internet breitgetreten wurde. Es ist unangenehm zu sehen, wie selbsternannte Radikale jeden neuen Heilsbringer, der der Demokratischen Partei angehängt wird, hochleben lassen, nur um dann, wenn Dissens erkennbar wird, ein scheinheiliges, selbstgefälliges Switcharoo zu veranstalten (d. h. sich als liberale Disziplinierer zu gebärden, wenn es von Vorteil ist, und dann als prinzipientreue Kritiker, wenn liberale Disziplin nicht mehr gefragt ist). Die Langsamkeit, wie auch die Naivität, die ihr vorausging, ist auf die Anhäufung von Macht ausgerichtet - Politik nicht als Tugend, sondern als Selbstgefälligkeit. Das Einzige, was man davon hat, von Anfang an korrekt zu sein, ist der unverdiente Ruf der Verschrobenheit.

Der Retter kapituliert immer absichtlich. Der Retter ist eine Schöpfung der Kultur, die er zu überwinden vorgibt. Ein aufrichtiges Engagement für die palästinensische Befreiung schließt eine Aufwärtsmobilität im politischen System der USA aus. Aufwärtsmobilität hat immer Vorrang. Palästina einen Sumpf zu nennen, erleichtert die Aufwärtsmobilität. Palästina ist nur insoweit kompliziert, als es den Anhängern des amerikanischen Exzeptionalismus Unannehmlichkeiten bereitet. Für sich genommen, losgelöst von der Logik des Wahlkampfes, ist Palästina eine kollektive Verantwortung, kohärent und grenzenlos. Wir können Palästina nicht für Menschen verständlich machen, die durch politische Konventionen gezwungen sind, es aufzugeben.

Bevor sie zu politischen Metaphern wurden, waren "Morast" und "Sumpf" streng geografische Begriffe, die ein Sumpfgebiet bezeichneten, das der Entwicklung und den meisten Formen der Landwirtschaft feindlich gegenüberstand. Die Vorstellung von Palästina als Sumpf bot eine wichtige Dimension für den frühen Zionismus, der das Heilige Land als sumpfig und unfruchtbar ansah. "Drain the swamp" wird heute mit Donald Trump assoziiert, aber jahrhundertelang diente es als kolonialer Schlachtruf, zunächst in Nordamerika und dann in Palästina. Diese versprochenen Ländereien in etwas Produktives zu verwandeln, wäre eine schwierige Aufgabe, ein göttliches Unterfangen, das man nicht den unindustriellen Eingeborenen überlassen könnte. Die Siedler auf beiden Kontinenten bauten Straßen und Städte, pflanzten neue Pflanzen und holten Rohstoffe aus dem Boden - und zerstörten dabei die natürliche Umwelt.

Und nun ist Palästina wieder zu einer sumpfigen Trophäe im kolonialistischen Lexikon geworden. Doch Palästina ist nicht kompliziert. Der Sumpf entsteht genau dort, wo die Fantasie der amerikanischen Rettung beginnt.   Quelle

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache

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Israeli Soldiers Abduct Three Teenage Boys  Near Nablus

Human Rights Organizations Call for Release of Rasmea

Palestinian Shepherds Assaulted by Israeli Settlers;

Human Rights Organizations Call for Release of Rasmea Odeh

Palestinian Shepherds Assaulted by Israeli Settlers; Abducted by Israeli Soldiers

President Abbas calls family of Palestinian mother killed by Israeli forces, offers condolences

State of Palestine calls for urgent international protection for Palestinian people

Israeli court rejects an appeal to release hunger-striking detainee Kayed al-Fasfous

Scores of Activists March South of Hebron Demanding Water rights

President: Palestinians may go for other choices if Israel rejects two-state solution

Settlers chop off scores of olive trees in Nablus

 

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