Facebook hat etwas gegen die wahrheitsgemäße Berichterstattung eines Augenzeugen.
Andreas Altmann schreibt heute um etwa 11 Uhr:
„Israel hat das Recht, in Frieden zu leben!“, tönt es aus allen Rohren.
Den Satz unterschreibe ich sofort, wenn noch ein zweiter Satz folgen würde:
„Und die Palästinenser haben ebenfalls das Recht, in Frieden zu leben!“
Andreas Altmann - 18. 5. 2021
Ihr Lieben, hier wieder ein Post, der sein muss. Zumindest für mich – um nicht zu platzen. Stichwort „Palästina / Israel“. Was man zurzeit in den meisten Medien hört, liest und sieht, ist von himmelschreiender Dämlichkeit und/oder von erbarmungsloser Einseitigkeit. „Israel hat das Recht, in Frieden zu leben!“, tönt es aus allen Rohren. Den Satz unterschreibe ich sofort, wenn noch ein zweiter Satz folgen würde: „Und die Palästinenser haben ebenfalls das Recht, in Frieden zu leben!“ Davon kein Wort. Denn es geht hier allein um das friedliebende Israel, das sich gegen bärtige, durchweg verwahrloste Barbaren – Araber halt! –, wehren muss. Da die „Terrorgruppe Hamas“ nicht aufhört, Bomben schleudernd das friedliebende Israel anzugreifen. Was für eine Bande unzivilisierter, Juden hassender Kretins.
Soweit die Dämlichkeit. Ein einziger Blick auf die Frage, warum Bomben auf Israel fliegen, würde die Dämlichkeit ins Wanken bringen. Ich darf hier ein bisschen mitreden, denn ich war monatelang vor Ort und habe jeden Satz, den ich hier niederschreibe, persönlich erlebt oder – Reizwort: Justiz und Gefängnis – von betroffenen Familienangehörigen erzählt bekommen.
Weiter unten steht ein Auszug aus „Verdammtes Land – Eine Reise durch Palästina“ (Piper Verlag, Spiegel-Bestseller),in dem ich eine extrem brutale, ganz alltägliche Szene dort beschreibe.
Hier nun die Gründe, warum die Palästinenser nur noch mit Gewalt reagieren können: Seit über fünfzig Jahren erniedrigt die Besatzungsmacht Israel das palästinensische Volk, schindet es, hält es gefangen, vertreibt die Bewohner aus ihren Häusern, zerstört die Häuser (siehe Textauszug), stiehlt jeden Tag ein Stück mehr von dem bereits winzigen Territorium, auf dem die Palästinenser leben, schlachtet ihr Vieh, vergiftet ihre Brunnen, zerstört ihre Olivenhaine, baut jeden Tag neue Siedlungen – von der UNO längst als völkerrechtswidrig ausgewiesen – auf dem gestohlenen Land, überfällt nachts Familien, gräbt den Dörfern ihr (Grund-)Wasser ab, erschießt gern, hält Dutzende Palästinenser seit Jahren ohne Gerichtsurteil, ja, ohne offizielle Anklage in seinen Gefängnissen, hat im Gaza-Streifen drakonische Lebensbedingungen etabliert, schlägt grundsätzlich mit maßloser, vollkommen disproportionierter Wucht zurück.
In diesem Zusammenhang auch rührend und heuchlerisch der Hinweis in den hiesigen Medien, die im aktuellen Konflikt gern von der „Gesamtzahl der Toten“ sprechen. Nein! Letzter Stand des aktuellen Konflikts: zehn tote Israelis, 200 tote Palästinenser. Gnade ihnen wer auch immer, wenn es 200 tote Israelis wären und 10 tote Palästinenser. Noch rührender der Hinweis, dass „Hamas Kinder als Schutzschild benutzt“. Sollte das wahr sein (was es nicht ist), dann soll es das israelische Militär, das sicher davon wüsste, nicht beunruhigen. Es hat inzwischen 58 dieser Kinder weggebombt. Und mehr als 2500 Palästinenser obdachlos geschossen und 42 000 in die Flucht geschlagen.
Im 2014-Konflikt – festhalten – waren es 2101 Tote auf palästinensischer Seite, darunter 1460 (!) Zivilisten, davon 493 Kinder und 253 Frauen. Auf israelischer Seite – wieder festhalten – 67 Tote, darunter vier (!) Zivilisten, kein Kind.
Für all diese Verbrechen – heute wie im letzten halben Jahrhundert – baut der israelische Staat auf zwei mächtige Stützen: die Armee und die Hunderttausende fanatisch-religiöser Geiferer, die von der wahnwitzigen Idee getrieben werden, dass ihnen ihr Herrgott „Palästina geschenkt hat“. Da sich in modernen Zeiten herumgesprochen hat, dass der religiöse Wahn der lebensbedrohendste und unbelehrbarste ist, kann man ahnen, mit welch wutschäumender Energie die vom Herrgott Beschenkten vorgehen: Man sieht sie grundsätzlich nur bewaffnet auf dem gestohlenen Gebiet unterwegs, demonstrativ baumelt die Uzi an ihren Schultern, grundsätzlich sind sie – vor und nach dem Beten – mit dem Einschüchtern, Schikanieren, Beleidigen und Bedrohen (und bisweilen Totmachen oder zu Krüppeln schießen) von Palästinensern beschäftigt, die sie noch nicht von Haus und Hof verjagt haben. Ich selbst habe dutzende Mal den Mob beim Brüllen von „Tod den Arabern“ beobachtet. Ihr ein und einziges Ziel ist die ethnische Säuberung von Palästina von allen Palästinensern.
Das Volk auf Erden will ich sehen, das sich das wehrlos und feig gefallen lässt. Wer Gewalt sät, erntet Gewalt. Was für eine banale Wahrheit.
Natürlich habe ich damals Israelis getroffen, die ihr halbes Leben riskierten, um den Palästinensern beizustehen. Frauen und Männer, die längst begriffen hatten, dass die Palästinenser genau wie die Israelis ein Recht auf friedliche Koexistenz haben. Und dass Herrgötter keine Landstriche vergeben und der Begriff „auserwähltes Volk“ nichts als ein eitles, anmaßendes Hirngespinst ist. Aber bei diesen tapferen Freunden Palästinas handelt es sich – wie immer, wenn es um Hirn und Herz geht – um eine Minderheit, die keine Chance gegen gnadenlose Gier und Rechthaberei hat.
Der israelische Staat und sein Ministerpräsident Netanyahu – wegen millionenschwerer Korruption und massiven Machtmissbrauchs angeklagt, er ist folglich die rechte moralische Instanz, um über Tod und Leben zu entscheiden –, nun, die Machthaber sollen wissen und sie wissen es: Die Palästinenser werden nicht wie die „Native Americans“, denen weiße Gangster einst ihren Lebensraum gestohlen haben, irgendwann alkoholbetäubt in Reservaten vegetieren. Nein, die Palästinenser werden ihren Kampf um Würde, Land und Freiheit – alles, was ein Menschenleben ausmacht – nie aufgeben und sich so lange wehren, solange sie leben oder solange Israel nicht bereit ist, seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzustellen.
Die Liste der „crimes against humanity“ ist lang: „Murder (...) deportation, and other inhumane acts committed against any civilian population, before or during the war, or persecutions on political, racial or religious grounds in execution of or in connection with any crime within the jurisdiction of the Tribunal, whether or not in violation of the domestic law of the country where perpetrated.“
Israel ist das Land, das UNO-Resolutionen grundsätzlich missachtete und missachtet. Alles, was Israel in den besetzten Gebieten tut, ist viele, viele Male von der UN-Weltorganisation als „völkerwidrig“ verurteilt worden. Das soll Israel nicht kümmern. Und die Welt soll nicht kümmern, dass es Israel nicht kümmert.
Ich danke euch, herzlich, Andreas.
Kleines Nachwort, einfach zum Nachdenken, zum Nachfühlen. Hier der Textauszug aus „Verdammtes Land – Eine Reise durch Palästina“: „Am frühen Morgen schreibe ich – noch im Pensionszimmer – mein (digitales) Tagebuch. Bis jemand kurz vor neun an die Tür klopft. Der Rezeptionist, ich solle nach unten kommen, ein Anruf für mich. Es ist Eid, denn nur er weiß, wo ich bin. (Ich hatte ihm abends die Nummer gemailt.) Er ist außer sich: Israelische Soldaten rücken in diesem Augenblick in Um al-Kher ein, ich solle mich sofort auf den Weg machen. Da Eid bereits gestern von einer Ahnung sprach, von wegen Hausabriss, ja, meinte, dass ein Besuch der Besatzer überfällig sei, war ich seit dem Aufstehen in stand by: Ich verstaue den Computer und renne nach einem Taxi. Das erste, das hält, gehört Mahdi, er ist jung und in Rennfahrerlaune. Diesmal kenne ich den Weg, zwanzig Minuten später erreichen wir die Beduinensiedlung.
Die Machthaber und die Gerätschaften ihrer Macht haben bereits Stellung bezogen. Über zwei Dutzend Schwerbewaffnete, zwei Panzerwagen und ein Polizeijeep stehen bereit. Und ein Bulldozer. Die Stimmung ist längst geladen: die Schreie der Dorfbewohner, die Schreie der Soldaten, die Schreie der knapp zwanzig Ausländer, die, wie ich, überstürzt herbeigeeilt sind. Erst eine Stunde vorher, nicht eher, erfuhren die Hausbesitzer, dass ihr „illegales“ Heim, jetzt gleich, zerstört wird. (Grundsätzlich so: um keine Zeit zu lassen, Widerstand zu organisieren.) Und wie üblich fuchteln die Besatzer mit ihren Sturmgewehren. Um jeden vom Ort der Untat zu verscheuchen, sprich, um die Schneise für den Caterpillar-Panzer frei zu halten. Viele der Fremden filmen mit ihren Mobiltelefonen. Um die Schandtat festzuhalten. Aber die Hybris der Täter ist schon lange nicht mehr einzuschüchtern. Ob gefilmt oder nicht, ob hinterher auf Youtube oder nicht, sie werden jetzt etwas tun – wie bereits zwanzigtausend Mal zuvor in Palästina –, das böse ist, das unfassbaren Stress über die Opfer bringt und das wohl in vielen Anwesenden eine schier hemmungslose Verachtung entfacht, ja, gleichzeitig ein bodenloses, ja, bodenlos ohnmächtiges Gefühl von Mitgefühl: Man sieht die Familie neben ihrer erbärmlichen Steinhütte sitzen. Und schluchzen. Schluchzen neben dem erbärmlichen, vor Minuten herausgeräumten Hausrat. Man sieht die fassungslosen Männer und hört das Röhren des Bulldozers, der Kampfmaschine, die näherrollt, sieht die Soldaten mit ihrer Waffe im Anschlag und hört das Brüllen ihrer Befehle, hört die an ihren Ketten reißenden Hunde, hört das Heulen der Mütter, das hysterische Schreien der Umstehenden, sieht die Kinder ihre sprachlosen Gesichter bedecken.
Aber es gibt noch einen Aufschub. Weil ein kleines Wunder passiert. Weil a mensch auftritt, weil Eid, der neben mir steht, plötzlich wild gestikulierend auf Ezra zeigt, den Israeli, seinen besten Freund, der jählings aus einem unvermuteten Eck auf die Steinhütte losrennt und in ihr verschwindet. Das ist riskant, aber nicht lebensgefährlich, denn die Armee wird keinen Juden töten. Doch sein Verhalten wird ihm ein weiteres Mal den Titel eines „self-hating Jew“ einbringen. Zudem muss er mit Gefängnis rechnen. Eine Anstalt, die er bereits kennengelernt hat. Wegen ähnlicher Mutproben.
So hetzen die Soldaten hinterher und zerren Ezra nach draußen. Sie tun das auch deshalb, weil vor Jahren eine Amerikanerin (keine Jüdin) von einem Bulldozer überfahren wurde. In der gleichen Situation, in der sich jetzt Ezra befindet. Und Rachel Corrie als verstümmelte Leiche liegenblieb. Und ihr Tod wieder einmal miserable Publicity über die „einzige Demokratie im Nahen Osten“ brachte.
Ezra versteht etwas von Wirkung. Er weiß, dass seine Aktion das Grauen der Szene verlängert, im richtigen Sinn verlängert. Denn das gerade stattfindende Verbrechen soll sich in den Köpfen der Anwesenden festsetzen, für lange Zeit. Soll natürlich auch zeigen, dass es Israelis gibt, die für Palästinenser kämpfen, die längst verstanden haben, dass hier ein in den Himmel schreiendes Unrecht inszeniert wird.
Der Stresspegel will nicht sinken. Weitere zwei Mal rennt Ezra zurück, zwingt die 500-PS-Maschine zu bremsen. Und mit immer wütenderen Griffen schleifen die Soldaten ihren Landsmann ins Freie. Bis sie ihm mit einem Kabelbinder die Hände fesseln und ihn in einen der Jeeps verfrachten. Aber noch auf dem Weg dorthin wehrt sich der 60-Jährige, schreit sie an, schreit ihnen ihre brachiale Rohheit ins Gesicht: nicht ihm, nein, den Einwohnern hier gegenüber.
Und dann ist der Weg endgültig frei, die fünf Tonnen Stahl müssen nur ein einziges Mal rammen und das Haus liegt in tausend Teile verstreut auf dem Boden. Und damit ganze Arbeit, ganze saubere Arbeit, getan wird, stößt der Fahrer noch einmal zurück und fährt mit neuem Schwung hinein. So dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Und die Soldaten bewachen und die Siedler stehen am Zaun und der fauchende Wind trägt das Weinen der Mütter in die Welt.
Viele Gedanken rasen mir durch den Kopf. Plötzlich erinnere ich mich an meine katholische Kindheit: Früh lernte ich, dass Erzkatholizismus gleich Erzantisemitismus bedeutete. Die Semiten waren ja laut unseren Religionslehrern die „Christusmörder“. In der gesamten Verwandtschaft hatten die „Juden“ – nie fiel ein anderes Wort – keinen Verbündeten. Stand in der Zeitung ein Artikel, in dem ein „Jude“ – als Banker, als Hausbesitzer, als Politiker, als was auch immer – irgendetwas Übles getan hatte, dann flogen die vielsagenden Blicke. Und der eine sagte: „Na klar, Jud‘ halt.“ Und ein anderer sagte: „Schau dir das Foto an, hast du die Nase gesehen?“ Auschwitz lag noch keine fünfzehn Jahre zurück, aber das spielte für meine Umgebung keine Rolle. Der Jude war das Urschwein, basta.
Und ich schaue auf die Verwüstung in Um al-Kher, so viele Jahre später, sehe die Verwüster und ihre hämischen, bösen Gesichter und höre – ausgerüstet mit einem hochsensiblen Seismografen – in mich hinein: Steigt „Judenhass“ in mir hoch? Sind wieder die „Hakennasigen“ am Werk und proben einmal mehr die Weltherrschaft? Hat es die Rastlos-Raffgierigen sogar hierher verschlagen, um nach den letzten Quadratmetern fremden Eigentums zu krallen?
Nein, diese Sorte Hass kommt nicht, tatsächlich nicht. Nein, ich sehe nur Menschen, nur rabiate Machthaber, die rabiat ihre Macht missbrauchen. Wie an anderen Orten der Welt auch, an denen ich zufällig anwesend war und Ausbeuter entdeckte, die ganz anders aussahen, mit Rechtfertigungen, die ganz anders klangen, mit Göttern, die einen ganz anderen Irrsinn predigten. Die Fratze der Gier und der Unmenschlichkeit konnte ich (kann man) an so vielen verschiedenen Schauplätzen beobachten. Meist an absolut „judenfreien“.Jetzt, um 10.47 Uhr, weiß ich wieder, was ich schon lange wusste: dass es ohne jeden Belang ist, welcher Religion ein Mensch angehört, ob Christ oder Moslem oder Hindu oder vollkommen glaubenslos, ohne Belang, zu welcher „Rasse“ er zählt, ob der Mensch Jude ist oder Araber, dunkelschwarz oder hellweiß, ob einer seinen Unterhalt als Clown oder Reisbauer verdient, ob er im Nahen Osten oder in Hinterindien lebt, ob er an Gott glaubt oder einem anderen Aberglauben vertraut, ob er stinkt vor Geld oder stinkt von den Abfallhaufen, in denen er wühlen muss, ob jung oder alt, ob formschön oder verkrüppelt, ob Schöngeist oder einfaches Menschenkind:
Es gibt Frauen und Männer, wie hier gerade, die schon taub geworden sind, schon vereist, schon erstickt in ihren hornhautverschweißten Herzkammern. Und es gibt die anderen, wie Ezra zum Beispiel, die haben sich dieses klare Herz bewahrt und spüren untrüglich, was gut ist und was nicht.
In meinen fliegenden Gedanken taucht auch der Name von Marek Halter auf. Ein französisch-jüdischer Schriftsteller, der die Frage von Gut und Böse in einem Interview auf wundersam bewegende Weise beantwortet hat: „Gut ist, was Menschen hilft zu leben, und böse ist, was sie daran hindert.“ Hier geht augenblicklich das Böse um. Denn die Machthaber, zufällig Juden, verachten die Machtlosen, zufällig Palästinenser. Und gönnen ihnen nichts, nicht einmal ein Wellblechdach auf schiefen Mauern. In deren eigenem Land.
Auch die Erinnerung an ein Lied der palästinensischen Hip-Hop-Band DAM blitzt auf, eine Gruppe, die international Erfolg hat. Der Song heißt „Min Irhabi?“ (Wer ist der Terrorist?). Eine Zeile weiß ich auswendig: „Ihr habt die arabische Seele vergewaltigt / nun ist sie schwanger und gebiert ein Kind namens Terroranschlag.“ Da stimmt noch jedes Wort, obwohl das Lied schon während der Zweiten Intifada herauskam. Ein paar Hundert sind gerade Zeuge einer Vergewaltigung.
Mein Kopf beamt nach New York, in die Subway. Dort gab es eine Plakatkampagne, in vielen Stationen konnte man lesen: „In any war between the civilized man and the savage support the civilized man. Support Israel.“ So ist das also: Die sieben Obdachlosen sind die Wilden und jene, die sie Minuten zuvor obdachlos machten, sind die Zivilisierten.
Die Gedanken wirbeln weiter, wohl weil ich wie alle anderen aufs äußerste erregt bin. Und äußerste Unruhe kurbelt wie immer meine Synapsen an. Ein Satz aus dem Talmud fällt mir ein, da heißt es: „Wenn du ein einziges Leben rettest, dann ist es, als würdest du ein ganzes Universum retten.“ Himmel, was für ein esoterisches Gestöhne, was für ein erhabenes Raunen weltferner Binsenweisheiten. Nehmen wir den folgenden Satz, hier an diesem windigen Vormittag in Um al-Kher: „Wenn ihr, Krieger, ihr Soldaten, ihr Kolonisten und Bulldozer-Inhaber, wenn ihr den winzigen, schmutziggrauen Steinverhau verschont, dann rettet ihr ein paar armen Leuten ihr winziges, schmutziggraues Zuhause.“
Aber sie retten es nicht. Die Feinde haben ihr Geschäft erledigt und ziehen sich zurück. Aber nicht ohne letzten Zwischenfall. Eid, der vermutet, dass seine Familie die nächste ist, die auf der Liste steht, rennt die paar Schritte auf den Bulldozer zu und schreit hinauf ins Führerhaus, schreit den Terminator an, fragt ihn mit sich überschlagender Stimme, was er heute Abend seinen Kindern erzählen wird, wenn sie wissen wollen, was ihr Vater tagsüber getan hat. Wird er ihnen dann erzählen, dass er die armselige Unterkunft einer palästinensischen Familie zerlegt hat?
Das ist ein starker Auftritt. Bewundernswerter Eid, bewundernswerte Schlagfertigkeit. Über eine klügere Frage müsste man lange nachdenken. Ob sie den Mann trifft, der jetzt Gas gibt und abrauscht? Oder ist er schon uneinholbar für den Schmerz anderer?“ Quelle
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Israel-Gaza: 11 Kinder erhalten Trauma-Beratung und werden durch israelische Bombardierungen getötet
Der Norwegische Flüchtlingsrat sagte, die Kinder seien angegriffen worden, als sie in ihren Häusern Schutz suchten
Yara Mohammad al-Kawlak, neun Jahre alt (L), ihre Schwester Rula, fünf Jahre alt (C), und Tala Ayman Abu al-Auf, 13 Jahre alt (R), wurden bei Luftangriffen in Gaza-Stadt am frühen Sonntag, 16. Mai, getötet
Areeb Ullah - 18. Mai 2021
Elf traumatisiert Kinder, die vom Norwegischen Flüchtlingsrat (NRC) betreut wurden, sind bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen getötet worden, teilte die Hilfsorganisation am Dienstag mit. Laut NRC waren die Kinder zwischen fünf und 15 Jahre alt und wurden getötet, während sie in ihren Häusern Schutz suchten.
Beamte des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen erklärten, die israelischen Angriffe hätten seit Beginn der Bombardierung am 10. Mai mindestens 212 Menschen getötet, darunter 61 Kinder und 36 Frauen. Sie sind jetzt tot, getötet mit ihren Familien, begraben mit ihren Träumen und den Albträumen, die sie verfolgten. - Jan Egeland, NRC
"Wir sind am Boden zerstört, als wir erfuhren, dass 11 Kinder, denen wir mit einem Trauma helfen wollten, bombardiert wurden, während sie zu Hause waren und sich in Sicherheit wähnten", sagte Jan Egeland, Generalsekretär des NRC. Sie sind nun tot, getötet mit ihren Familien, begraben mit ihren Träumen und den Albträumen, die sie verfolgten. Wir rufen Israel auf, diesen Wahnsinn zu beenden: Kinder müssen geschützt werden. "Ihre Häuser dürfen keine Ziele sein. Schulen dürfen keine Ziele sein. Verschont diese Kinder und ihre Familien. Hört sofort auf, sie zu bombardieren."
Zu den Kindern, die vom NRC beraten wurden und durch die israelische Bombardierung getötet wurden, gehört die 15-jährige Lina Iyad Shar, die zusammen mit ihren beiden Eltern am 11. Mai in Gazas Stadtteil al-Manara getötet wurde.
Die Hilfsorganisation teilte mit, dass Schars zweijährige Schwester Mina Verbrennungen dritten Grades erlitten hat und sich weiterhin in einem kritischen Zustand befindet.
Hala Hussein al-Rifi, 13, wurde in der Nacht zum 12. Mai bei einem Luftangriff auf das Wohnhaus Salha im Stadtteil Tal al-Hawa in Gaza-Stadt getötet.
Der Angriff tötete auch den vierjährigen Zaid Mohammad Telbani und seine Mutter Rima, die im fünften Monat schwanger war. Zaids Schwester wird weiterhin vermisst und gilt als tot.
Bei Luftangriffen auf die al-Wahda-Straße im Zentrum von Gaza-Stadt wurden auch sechs Kinder, mit denen NRC arbeitete, sowie ihre Familienmitglieder getötet.
Dazu gehörten Tala Ayman Abu al-Auf, 13 Jahre alt, und ihr 17-jähriger Bruder, dessen Vater, Dr. Ayman Abu al-Auf, Chefarzt für Innere Medizin am Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt war und der ebenfalls bei dem Luftangriff getötet wurde.
Der gleiche Angriff tötete Rula Mohammad al-Kawlak, fünf Jahre alt, Yara, neun Jahre alt, und Hala, 12 Jahre alt - alles Schwestern - zusammen mit ihrer Cousine Hana, 14 Jahre alt, und mehreren anderen ihrer Verwandten, sowie den Schwestern Dima und Mira Rami al-Ifranji, 15 und 11 Jahre alt, und der Nachbarin Dana Riad Hasan Ishkantna, 9 Jahre alt.
In derselben Gegend wurde am 17. Mai Rafeef Murshed Abu Dayer, 10, ein weiterer vom NRC unterstützter Schüler, getötet, nachdem Schrapnell sie und ihre beiden Brüder getroffen hatte, die im Garten des Ghazi Shawa Gebäudes zu Mittag aßen. Quelle
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