Die Blockade des Gazastreifens ist illegal – und ebenso die
Anwendung von Gewalt, um sie aufrechtzuerhalten -
Norman G. Finkelstein - 7. 7. 2018 - Human Rights Watch (HRW)
ist eine der führenden Wächter der Menschenrechte in der
Welt. Sari Bashi ist Direktorin von HRW Israel/Palästina.
Sie kann sich auf eine beeindruckende akademische Laufbahn
berufen (BA, Yale und JD, Yale), und sie ist Mitgründerin
der bedeutenden israelischen Menschenrechtsgruppe Gisha. Es
kann daher nicht verschwiegen werden, dass es Bashi in ihrem
moralischen und rechtlichen Urteil zu wünschen übrig lässt,
wenn es um die Menschen in Gaza geht.
Kurz nach dem israelischen Massaker in Gaza am 14. Mai 2018
postete Bashi einen Kommentar mit dem Titel "Gebt nicht der
Hamas die Schuld für das Blutvergießen". Das Wesentliche ist
im Eingangssatz erfasst: "Israel hat ein Recht seine Grenzen
zu verteidigen, aber auf unbewaffnete Demonstranten zu
schießen, die seine Grenzen nicht durchbrochen haben, ist
unverhältnismäßig und illegal". Soweit die Demonstranten
keine "unmittelbare Lebensbedrohung" darstellten. Bashi
schließt, Israel hatte nicht das Recht tödliche Gewalt gegen
sie einzusetzen und hat nicht nicht-tödliche Mittel "wie
Tränengas, Stinkwasser und Gummi ummantelte Stahlkugen
ausgeschöpft", um die versammelte Menge zurückzudrängen.
Die UNO hat Gaza als unbewohnbar erklärt, während Sara Roy
vom Harvard's Center for Middle Eastern Studies geschrieben
hat: "Unschuldige Menschen, die meisten jung, werden langsam
vergiftet von dem Wasser, das sie trinken." Es ist etwas
anrüchig, um nicht zu sagen erschütternd, wenn die
Vertreterin einer angesehenen Menschenrechtsorganisation
Israel beibringt, wie es im Buchstaben des Rechts bleibt -
bevor du zu Gewehrkugeln greifst, mußt du es mit "Tränengas,
Stinkwasser und Gummi ummantelte Kugeln versuchen", während
es zwei Millionen Menschen, von denen die Hälfte Kinder
sind, an einem unbewohnbaren Ort eingepfercht hält, in dem
sie langsam vergiftet werden.
Bashi war sich sicher der humanitären Katastrophe in Gaza,
die durch die Blockade verursacht wurde, bewußt. Aber sie
macht keine rechtliche Verbindung zwischen den Auswirkungen
der Belagerung und Israels Recht Gewalt anzuwenden.
Stattdessen bleibt sie bei dem paradoxen Ergebnis, dass,
während Israel die Blockade verhängt hat, um die Hamas zu
schwächen, es in Wirklichkeit "der Hamas geholfen hat
stärker zu werden".
Aber die Belagerung ist keineswegs irrelevant für eine
rechtliche Beurteilung von Israels Recht auf Gewaltanwendung
– ob sie jetzt verhältnismäßig oder unverhältnismäßig ist,
moderat oder exzessiv, tödlich oder nicht tödlich -, um
Demonstranten daran zu hindern den Gazazaun zu durchbrechen.
Um es kurz zu machen, ich möchte hier einen grundlegenden,
unumstrittenen Punkt anschneiden. [...]
Es ist ein Grundsatz im internationalen Recht (Völkerrecht),
dass kein Staat zu gewaltsamen Mitteln greifen darf, bevor
"friedliche Mittel" ausgeschöpft sind (UN-Charta, Art. 2).
Dieses Prinzip ist ebenso ein oberstes Gebot für die
Rechtsstaatlichkeit wie es der Hippokrateseid (primum non
nocere, zuallererst: nicht schaden) für die Medizin ist.
Betrachten Sie jetzt die Situation in Gaza. Fast alle
kompetenten Beobachter stimmen darin überein, dass:
. Israel eine illegale Blockade über Gaza verhängt hat,
. die illegale Blockade eine humanitäre Katastrophe
verursacht hat,
. die treibende Kraft hinter den Protesten am Zaun die
illegale Blockade ist und ihr Ziel diese zu beenden.
Dazu ist zu sagen, dass sogar der israelische
Premierminister Benjamin Netanyahu einräumt: "Sie bekommen
wirtschaftlich keine Luft mehr, und deshalb haben sie
beschlossen in den Zaun einzubrechen."
Wenn Israel seine Grenzen schützen will, dann müssen es
weder zu tödlicher noch nicht-tödlicher Gewalt greifen. Es
muss nur die Blockade aufheben. Mit Israels Weigerung diesen
allerersten friedlichen Schritt zu gehen, bricht es das
Völkerrecht gleich zweimal: mit der Verhängung einer
illegalen Blockade und dem rechtswidrigen Rückgriff auf
Waffengewalt, wenn friedliche Mittel nicht ausgeschöpft
sind.
Man muss sich fragen, weshalb Bashi nicht sieht, dass
Israels Rückgriff auf Gewalt gegen die Gaza-Demonstranten
juristisch nicht gerechtfertigt werden kann. Es erschreckt,
dass sie Israel rät nicht-tödliche Repression einzusetzen,
um die Einwohner Gazas in einem Höllenloch einzupferchen,
anstatt ihnen zu raten die Blockade zu beenden, nicht nur
aus Zweckmäßigkeit, sondern auch von Rechts wegen. Wenn, zum
Vergleich, Polizei das Gebäude eines Mannes immer wieder
rechtswidrig betritt und der Hauseigentümer schließlich
Widerstand leistet, und die Polizei versucht ihn zu
unterwerfen, würde ein Vertreter einer
Menschenrechtsorganisation den Offizieren den Rat geben,
abgestuft Gewalt anzuwenden?
Vor Israels heftig kritisierter gewaltsamer Räumung und
Zerstörung des Beduinenweilers Khan al-Ahmar in der
Westbank, hat HRW der Armee nicht empfohlen erst einmal
"Tränengas, Stinkwasser und Gummi ummantelte Stahlkugeln"
einzusetzen, sondern ganz offen gewarnt, dass ein solcher
Akt ein Kriegsverbrechen darstellen würde,
Würde die Blockade des Gazastreifens aufgehoben, wäre Israel
auf der richtigen Seite des Rechts, und hätte zwei Dinge
gleichzeitig gewonnen: den Menschen in Gaza ermöglicht Atem
zu schöpfen und die angebliche Gefahr an Israels Grenze
beendet. Mit anderen Worten, es hätte alle Diskussionen über
Gewalt überflüssig gemacht.
Quelle Übersetzung: K. Nebauer
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Israels
Zerstörung von Khan al-Ahmar und Umsiedlung seiner Bewohner
sind Kriegsverbrechen - Israels zwangsweise
Umsiedlung der Palästinenser aus ihrem Heim und die
Besiedlung mit israelischen Zivilisten in den besetzten
palästinensischen Gebieten verletzt die Vierte Genfer
Konvention und sind Kriegsverbrechen. Amnesty International
sagte, da es fortfährt die schnell sich verändernde
Situation vor Ort im palästinensischen Dorf von Khan
al-Ahmar zu kontrolliert.
An diesem Morgen schloss israelisches Militär das Gebiet um
die Gemeinde Khan al-Ahmar als Vorbereitung für die
Zerstörung des ganzen Dorfes, einschließlich der Schule,
Farmland, einer Moschee und den Häusern aller Familien, die
in dem Dorf leben.
Das Vorangehen mit der Zerstörung von Khan al-Ahram ist
nicht nur äußerst grausam, es kommt auch zu zwangsweiser
Umsiedlung, was ein Kriegsverbrechen ist. Israel muss für
solch schwere Brüche der Vierten Genfer Konvention zur
Verantwortung gezogen werden. Sie ist ein Standard, der um
seiner selbst festgelegt wurde und von den andern Nationen
verlangt wird. Die internationale Gemeinschaft hat auch die
Verantwortung, die Achtung vor den Genfer Konventionen
abzusichern. Die Zerstörung von Khan al-Ahmar muss gestoppt
werden, sagte Magdalena Mughrabi, vertretende Direktorin der
Nahost und Nordafrika-Kommission von Amnesty International.
„Israelisches Militär hat Khan al-Ahmar zur militärischen
Zone erklärt und blockierte den Eingang ins Dorf und
veröffentlichte Strafen für jene, die ihre Wagen nahe am
Zaun zu parken versuchen. Wir haben Berichte über
gewalttätige Angriffe gegen Demonstranten erhalten und über
das Räumen der Straßen, damit Bulldozer Zugang haben. Lokale
und internationale Aktivisten sind von Sicherheitskräften
verletzt und verhaftet worden, einige wurden kurz verhaftet.
Hunderte von Männern, Frauen und Kindern sind von der
Vertreibung und Zerstörung ihres Hauses durch die
Besatzungskräfte traumatisiert worden.
Khan al-Achmar ist von über 180 Bewohnern aus dem
Jahalin-Stamm bewohnt worden. Mehrere illegale
israelische Siedlungen umgeben das Dorf, das östlich von
Jerusalem liegt. Seine Zerstörung wird Platz machen für die
Ausdehnung und Verbindung großer Siedlungsblöcke, die
letztlich das ganze Gebiet von Ost-Jerusalem mit illegalen
israelischen Siedlungen umgeben und weiter den Zugang zur
Stadt für Palästinenser einschränken.
Am 24. Mai hat der Israelische Gerichtshof entschieden, dass
Israel das ganze Dorf Khan al-Ahmar zerstören kann,
einschließlich der Schule, die aus Reifen aufgebaut wurde
und den Unterricht für etwa 170 Kinder aus fünf
verschiedenen Beduinengemeinden gegeben hat.
Am 4. Juli stürmte am frühen Morgen israelisches Militär das
nahe Beduinendorf Abu al Nuwwar und zerstörte 10
palästinensische Häuser und Strukturen, die für Haustiere
benutzt wurden.
Quelle
(dt. Ellen Rohlfs)
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