Israel erklärt sich zum Apartheidstaat – Regierungen müssen
es dafür zur Verantwortung ziehen – Omar Barghouti -
Palestinian BDS National Committee - 19.07.2018 - Diese
Erklärung wurde heute vom Palestinian Boycott National
Committee herausgegeben. "Israel erklärt sich tatsächlich
als Apartheidstaat. Die palästinensische Zivilgesellschaft
reagiert auf das Gesetz Israel als Jüdischer-National-Staat."
Heute haben israelische Gesetzgeber das "Grundgesetz: Israel
als Nationalstaat des jüdischen Volkes" definitiv
verabschiedet, das unmißverständlich Israel als einen Staat
definiert, der exklusiv dem "jüdischen Volk" gehört. Und das
trotz der Tatsache, dass ein einer von fünf israelischen
Staatsbürgern ein einheimischer, nicht-jüdischer
Palästinenser ist.
Palästinensische Mitglieder der Knesset verurteilten das
Gesetz, das verfassungsmäßigen Rang hat, als ein "Apartheidsgesetz".
Adalah, eine führende palästinensische
Menschenrechtsorganisation in Israel, beschreibt, wie das
Gesetz "das Prinzip der Apartheid bezüglich Wohnen, Land und
Staatsbürgerschaft bekräftigt". Es zieht die
Schlussfolgerung, dass "dieses Gesetz institutionalisierte
Diskriminierung verfassungsrechtlich billigt".
Najwan Berekda, ein palästinensischer Bürger Israel,
reagierte: "Für mich als palästinensischen Bürger dieses
Staates verankert dieses Gesetz meine drittklassige
Staatsbürgerschaft in dem Land, wo Generationen meiner
Familie lebten, lange bevor der Staat Israel existierte.
Die jüdische-israelische Mehrheit erinnert uns einheimische
palästinensische Bürger Israels laut daran, dass wir in
unserer angestammten Heimat nicht willkommen sind. Mein Volk
hat immer unter dem legalisierten Rassismus des Staates
Israel und seiner Institutionen gelitten, aber dieses Gesetz
über das Land macht unsere Apartheid zur Realität wie nie
zuvor.
Als "Nicht-Juden" ist es uns bereits nicht erlaubt, auf den
93% des vom israelischen Staat kontrollierten Territoriums
Land zu kaufen oder zu pachten, und viele unserer Gemeinden
wurden als "nicht-anerkannt" deklariert und vom israelischen
Militär mit Bulldozern weggeräumt. Ich habe in einem
Schulsystem, das eindeutig jüdische Israelis bevorzugte,
eine rassisch gesonderte und geringer wertige Bildung
erhalten.
Israel raubt uns jetzt jeden Anschein von gleichen Rechten,
nur aufgrund unserer ethnisch-religiösen Identität. Es stuft
sogar unsere Sprache als eine der beiden Amtssprachen
zurück.
Omar Barghouti vom Palestinian BDS National Committee
kommentierte: Israel hat dutzende rassistische Gesetze
einschließlich solcher, die der UN-Definition von Apartheid
auffallend entsprechen. Aber mit dem verfassungsmäßigen Rang
dieses Grundgesetzes erklärt Israel sich definitiv selbst
als Apartheid-Staat und lässt seine abgenutzte
Demokratie-Maske fallen.
Ab jetzt wird es nicht bloß legal sein einheimische
palästinensische Staatsbürger rassistisch motiviert zu
diskriminieren. Es wird verfassungsrechtlich angeordnet und
verlangt werden. Das wird Menschen, Institutionen und
Regierungen dazu bringen wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um
Israel zur Rechenschaft zu ziehen.
Omar Barghouti schloss: Wenn es jemals eine Zeit für
Boykott, Investitionsentzug und Sanktionen gegeben hat, dann
ist es jetzt. Israels offizielle Annahme der Apartheid
öffnet dem palästinensischen Volk, arabischen Nationen und
unseren Verbündeten in der ganzen Welt die Tür, um die UNO
unter Druck zu setzen ihre Anti-Apartheid-Gesetze zu
aktivieren und ernsthafte Sanktionen über Israel zu
verhängen, so wie die, die über ein Apartheid-Südafrika
verhängt wurden.
Wir sollen unsere Anstrengungen für den weiteren Ausbau der
BDS-Bewegung für palästinensische Rechte verdoppeln, damit
Israel wegen all seiner Verbrechen an unserem Volk zur
Verantwortung gezogen wird. Kein israelisches Gesetz wird
unser Recht auf Selbstbestimmung in unserem Heimatland und
das Recht unserer Flüchtlinge auf Rückkehr in ihre Heimat
auslöschen. Keine israelische rechtsextreme Regierung mit
all der blinden Unterstützung, die sie von
fremdenfeindlichen und offen faschistischen Kräften in den
Vereinigten Staaten und in Europa erhält, wird jemals unser
Streben nach Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung
auslöschen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
"Ich
werde diese Bilder nie vergessen" - Akram
Al-Wa'ra - 19. 7. 2018 - Seit fast einem Jahr habe ich das
Vergnügen mit Mondoweiss zu arbeiten. Meine Arbeit mit der
Organisation hat mich durch Palästina, meine Heimat, an Orte
geführt, wo ich nie gewesen wäre, wenn Mondoweiss nicht dazu
gekommen wäre, die Geschichten meiner Leute zu erzählen. Ich
schreibe diese Nachricht heute, um meine Dankbarkeit dafür
auszudrücken (...)
Ich bin ein Flüchtling, der ursprünglich aus dem Dorf Deir
Aban in Jerusalem stammt und im Flüchtlingslager Aida in
Bethlehem geboren und aufgewachsen ist. Mein ganzes Leben
habe ich Palästina in den Nachrichten gesehen und gesehen,
wie Medien mein Volk, besonders in Gaza, falsch dargestellt
haben. Auch Sie müssen diese voreingenommenen Erzählungen
gesehen haben, die darauf abzielen, die Machthaber zu
unterstützen.
Wegen der brutalen israelischen Besetzung Palästinas war ich
nie in der Lage, nach Gaza zu reisen, um dort meine Brüder
und Schwestern zu treffen. Aber als der Große Rückkehrmarsch
begann, fühlte ich, dass es meine Pflicht als
palästinensischer Journalist war, meine Plattform mit den
Menschen in Gaza zu teilen. Mondoweiss hat mir diese
Plattform gegeben.
Ich verband mich online mit Journalistenkollegen in Gaza,
die über die Proteste berichteten, und zusammen produzierten
wir kraftvolle Videos über den Großen Marsch der Rückkehr,
warum Menschen massiv protestierten, was es für uns als Volk
bedeutete und die schreckliche Unterdrückung der Proteste
durch Israelische Streitkräfte. Weil wir für Mondoweiss
arbeiteten, konnten wir unsere palästinensische Geschichte
vorbehaltlos erzählen und der Berichterstattung der
Mainstream-Medien entgegenwirken, dass diese Proteste
militant waren und von der Hamas inszeniert wurden.
Ich habe mich mit den Protestierenden auf einer sehr
persönlichen Ebene verbunden, da die Mehrheit von ihnen auch
Flüchtlinge sind. Sie protestierten nicht, weil sie
gewalttätige Terroristen sind, wie die meisten Medien
sagten, oder weil sie Israel und alle Juden zerstören
wollten. Sie forderten einfach ein Ende der unerträglichen
Belagerung und ihrer international verankerten Rechte, in
ihre Heimatländer zurückzukehren, die ihnen gestohlen wurden
- ein Recht, das ich selbst und mein Volk in Aida seit
Generationen zu verwirklichen geträumt haben.
In einem unserer Videos für Mondoweiss haben wir versucht,
den exzessiven Einsatz von Gewalt durch die israelischen
Streitkräfte jenseits der Grenze und die katastrophalen
Auswirkungen auf Demonstranten darzustellen, von denen viele
junge Männer wie ich sind. Mein Partner in Gaza ging in
Krankenhäuser und Kliniken und filmte Szenen von Dutzenden
Menschen in Rollstühlen und Krücken, deren Beine von
explosiven Geschossen zerrissen wurden.
Ich werde diese Bilder nie vergessen. Ich werde nie die
Geschichte von Alaa vergessen, einem jungen Radrennfahrer,
dessen Bein amputiert wurde, nachdem er von israelischen
Scharfschützen angeschossen wurde. Seine Geschichte brachte
mich zu Tränen.
Ich habe viele Grausamkeiten in meinem Leben hier in
Palästina erlebt. Ich habe gesehen, wie meine Freunde bei
Protesten erschossen wurden und meine Familienangehörigen
festgenommen und ins Gefängnis geworfen wurden. Aber nichts
bereitete mich auf das vor, was ich in den Aufnahmen gesehen
habe, die mir aus Gaza geschickt wurden.
Ohne Organisationen wie Mondoweiss würden viele dieser
Bilder niemals von der internationalen Gemeinschaft gesehen
werden.
Ich kann nicht sagen , wie dankbar ich für die Existenz von
Organisationen wie Mondoweiss bin , die nicht auf die
Agenden von Regierungen oder großen Konzernen antworten und
nur dazu dienen, die Wahrheit über Israel und seine
Besetzung Palästinas aufzudecken.
Ich
bin stolz, für eine Organisation zu arbeiten, die nicht
versucht, die Grausamkeiten der Besatzung zu tünchen, und
hat mir und meinen Kollegen in Gaza die unglaubliche
Möglichkeit gegeben, unsere Geschichten so zu erzählen, wie
wir sie erleben.
Quelle
Quelle Facebook
- um die Bilder zu vergrößern auf das Bild oben klicken
Israelisches Gesetz verbietet früheren Soldaten und
Kritikern der Besatzung in Schulen zu sprechen -
18.07.2018 - Yumna Patel - Gemäß einem Gesetz, das Montag
Nacht von der Knesset verabschiedet wurde, kann Israel
Kritikern der Besatzung jetzt verbieten Referate vor
Schulkindern zu halten. Das Gesetz, als "Breaking the
Silence-Gesetz" bekannt, wurde mit einer Mehrheit von 43
Stimmen und 24 Gegenstimmen verabschiedet.
Der Gesetzesentwurf war von der rechten Partei des
Bildungsministers Naftali Bennet eingebracht worden und legt
fest, dass Einzelpersonen und Gruppen, die versuchen "IDF-Soldaten
Schaden zuzufügen" der Besuch von Bildungseinrichtungen
untersagt ist, "wenn diese Aktivität von einer Natur ist,
die die staatlichen Erziehungsziele untergräbt oder bestrebt
ist, IDF-Soldaten, die ein Konsens in der israelischen
Gesellschaft sind, Schaden zuzufügen".
Das Gesetz zielt speziell auf die linksgerichtete
israelische Gruppe Breaking the Silence (der Name erschien
im offiziellen Arbeitstitel der Gesetzesvorlage), die
Zeugenaussagen von ehemaligen israelische Armeesoldaten über
die Menschenrechtsverletzungen des Militärs gegen
Palästinenser in der besetzten Westbank und im Gazastreifen
sammelt und veröffentlicht.
Die Gruppe führt regelmäßig Touren in Hebron/Westbank durch
und hält Vorträge in israelischen Schulen.
Eine der Bestimmungen des Gesetzes ist erweitert, um
Personen und Gruppen zu verbieten, die "außerhalb von Israel
Gerichtsverfahren gegen IDF-Soldaten für eine Tat
initiieren, die diese im Rahmen ihres Militärdienstes
ausgeführt haben".
Haaretz berichtete, dass die Gesetzesmacher diesen Abschnitt
in einer 11-stündigen Novellierung eingefügt haben. Er
wirkt sich auf Personen wie Hagai El-Ad aus, den Direktor
der linksgerichteten israelischen NGO B'Tselem, um die es in
einer früheren Gesetzgebung ging, um Menschenrechtsgruppen
den Status der Steuerfreiheit zu entziehen.
2016 hatte El-Ad Mitglieder des UN-Sicherheitsrates gebeten,
Sanktionen über Israel wegen seiner Siedlungsaktivitäten zu
verhängen. Wegen dieser Rede wird El-Ad wahrscheinlich nach
dem neuen Gesetz verboten werden, Vorträge in israelischen
Bildungseinrichtungen zu halten.
Der Sprecher von B'Tselem, Amit Gilutz, sagte Mondoweiss, er
beabsichtige das Gesetz zu ignorieren. Gilutz sagte, er
sei "sicher, dass alle unsere Outreach-Aktivitäten für die
israelische Öffentlichkeit ohne Rücksicht auf dieses oder
ein anderes Gesetz weitergehen werden. Das ist unsere
grundsätzliche Pflicht."
In einer gemeinsamen von B'Tselem und Breaing the Silence
veröffentlichten Erklärung antwortete El-Ad: "Kontrolle
über die Palästinenser erfodert Kontrolle der Sichtweisen
Israels. Die Kontrolle der Palästinenser bringt
unaufhörliche Gewalt mit sich, und Versuche sich wegen
dieser Gewalt an die israelische Opposition zu wenden führen
zur Unterdrückung derer, die opponieren, und dazu sie als
'innere Feinde' abzustempeln. Wenn die Besatzung schließlich
einmal enden wird, wird dieses Stück Gesetzgebung nicht
einmal eine Fußnote wert sein."
Aus Protest gegen die Gesetzgeber gingen Mitglieder von
Breaking the Silence am Dienstag zur Knesset, wo sie einen
Vortrag für israelische Studenten hielten. Ynet
berichtete darüber und zitierte Ido Even-Paz, den Aktivisten
von Breaking the Silence, der die Veranstaltung leitete:
"Das Breaking the Silence-Gesetz ist nur der Vorbote von
Maßnahmen, die ergriffen werden, um dissidente Stimmen zum
Schweigen zu bringen". Er fügte hinzu, dass "ähnliche
Gesetze, die in der Zukunft verabschiedet werden, gegen
jeden, der es wagt Widerstand zu leisten, Schranken
aufzubauen. Das verlangt jetzt von uns unerschrocken zu sein
und zu kämpfen."
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer